Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

44. Solothurner Literaturtage richten den Blick nach Osten

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Dass Literatur keinen Antworten gibt, sondern Fragen aufwirft, hat die diesjährigen Solothurner Literaturtage geprägt. Nicht zuletzt viele Gäste aus dem Osten haben für neue Perspektiven gesorgt. Am Sonntagnachmittag ist die 44. Ausgabe zu Ende gegangen.

Mit der 44. Ausgabe sind die Solothurner Literaturtage machtvoll in die Stadt an der Aare zurückgekehrt. Rund 18’500 Literaturbegeisterte haben laut Hochrechnung während der vergangenen drei Tage den Weg an die Veranstaltungsorte, in die Gassen und Kneipen gefunden oder die Lifestreams gehört.

Das sind etwas mehr als 2019, an der letzten Ausgabe vor der Pandemie. Erfreut, aber auch erleichtert darüber zeigen sich die Verantwortlichen. «Wir konnten nicht sicher sein, dass das Publikum nach der Pandemie zurückkehrt», sagte der Geschäftsführer der Solothurner Literaturtage Dani Landolf am Sonntag gegenüber Keystone-SDA.

Am sichtbarsten für die Menschen in Solothurn wurde diese Rückeroberung mit der neuen Aussenbühne vor der St. Ursen-Kathedrale. Dort haben an den Nachmittagen Autorinnen und Autoren gratis gelesen und so manchen Platz nehmen lassen, der eigentlich zum Shoppen in die Stadt gekommen war.

Bewusstsein von Verletzlichkeit

Doch diese 44. Ausgabe war auch für das treue zahlende Publikum anders. An die Stelle von Partystimmung in den Vorjahren, ist vielerorts das Bewusstsein von Verletzlichkeit getreten, Nachdenklichkeit, gar Emotionalität bis zu Tränen.

Dafür gesorgt haben ausgesprochen viele Stimmen aus dem Osten – so etwa die Syrerin Anisa Alrefaei Roomieh, als sie ihre Graphic Novel «Bei mir, bei dir» vorstellte oder die Philosophin Olga Shparaga, als sie im Gespräch des deutsch-schweizerischen PEN-Zentrums vom weiblichen Widerstand in ihrer Heimat Belarus erzählte.

Ganz besonders galt das auch für den Samstagabend: Nachträglich ins Programm gerückt wurde eine Diskussionsrunde unter dem Titel «Was Russlands Krieg gegen die Ukraine mit uns macht»; zugeschaltet war aus der westukrainischen Stadt Czernowitz Evgenia Lopata, unter anderem Leiterin des dortigen Lyrikfestivals.

Auf dem Podium in Solothurn sassen vier weitere Frauen, die ursprünglich aus der Ukraine, aus Belarus oder aus Russland kommen. Und deutlich wurde vor diesem Hintergrund die Macht von Sprachen – vor allem, wenn eine absolut gesetzt wird – so das Russische in Belarus oder in der Ukraine.

Deutlich wurde auch die Ambivalenz von Kategorien wie Nationalliteratur oder Exilliteratur. «Es gibt heute gute und schlechte Literatur und Weltliteratur in unterschiedlichen Sprachen», konstatierte etwa die Belarussin Iryna Herasimovich zur Kontroverse, ob man heute noch Fjodor Dostojewski lesen dürfe.

Darüber hinaus hinterliess die deutliche Präsenz von Autorinnen, die im Rahmen einer Residenz in der in Schweiz arbeiten, ihre Spuren. So etwa Rumena Bužarovska aus Nordmazedonien, Djaimilia Pereira de Almeida aus Angola und Portugal oder die Albanerin Luljeta Lleshanaku. Alle drei waren eingeladen aufgrund einer Kooperation mit der Kulturstiftung Landis & Gyr.

Vielsprachig und vielstimmig

Als vielsprachig und ebenso vielstimmig präsentierte sich zudem das schweizerische Literaturschaffen. Geradezu exemplarisch dafür war ein Podium, das der Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) im Rahmen seines zwanzigsten Jubiläums angeboten hat: Nach der Rolle der Autorin in der Gesellschaft fragten die Autorin und Regisseurin Ivna Žic, die Verlegerin und Autorin Noémi Schaub und die Autorin und Übersetzerin Nathalie Garbely.

In ihrer Diskussion ging es um das Aufbrechen sprachlicher Normen, um die Höhrbarkeit von Seconadas oder LGTBQ-Menschen. Die Podiumsteilnehmerinnen forderten, dass Festschreibungen über die Sprache aufzubrechen seien, dass der gängigen einzigen Perspektive ein Plural verschiedener Perspektiven entgegenzusetzen sei.

Dieses Plädoyer für einen vielstimmigen und umsichtigen Umgang mit Worten setzte bereits den Ton an der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag und er zog sich in den folgenden Tagen als Roter Faden durch das Festival – letztlich auch dadurch, dass aussergewöhnlich viele weiblichen Stimmen zu Wort kamen. «In diesem starken Jahrgang hat sich das automatisch ergeben», so Landolf zum Abschluss der einzigen Literaturtage vor Ort, die er verantwortet.

Persönlich freue er sich, mit dieser 44. Ausgabe der Solothurner Literaturtage «eine gute Visitenkarte» hinterlassen zu haben. Denn er gibt die Leitung nach nur zwei Ausgaben bereits wieder ab. Damit hat er die letztjährige Werkschau, die pandemiebedingt digital durchgeführt wurde, und die diesjährige Ausgabe verantwortet.

«Ein bisschen Wehmut ist schon dabei», sagt er, bevor er in einigen Wochen den Stab an die Ko-Leitung aus Nathalie Widmer und Rico Engesser weiter reicht. Sie werden dann die 45. Solothurner Literaturtage verantworten, die vom 19. bis 21. Mai 2023 stattfinden sollen.

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema