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5000 Millionen!

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Im Grunde bin ich kein Zahlenmensch. Ich habe es mehr mit den Wörtern. Bis vor kurzem waren mir Zahlen ziemlich egal. Das hat sich genau an dem Tag geändert, als ich auf der langen Autobahnfahrt das Radio angetippt habe, um die Nachrichten zu hören.

Es ging um fünf Milliarden. So viel sollte uns, nach dem Willen des Parlaments, die Landesverteidigung pro Jahr in Zukunft wert sein. Normalerweise höre ich die Abendnachrichten beim Kochen. Da hätte ich diese Zahl locker unter die Eier gerührt. Aber allein unterwegs auf der Autobahn ist man ja völlig unterbeschäftigt, da hat das Hirn plötzlich Zeit, sich an alles Mögliche zu verschwenden, sogar an Zahlen. Fünf Milliarden hat es mir vorgerechnet, das sind 5000 Millionen, eine Fünf mit neun Nullen! Pro Monat sind das satte 416 Millionen, pro Tag knapp 13,7 Millionen und pro Stunde mehr als 570 000 Franken, was ungefähr dem Stundenlohn von 20 000 Bauarbeitern entspricht. Und in den–sagen wir mal–fünf Minuten, in denen Sie diese Kolumne lesen, hat die Armee schon wieder 47 500 Franken ausgegeben. Ich müsste demnach 593 Kolumnen schreiben, um das zu verdienen, was die Armee in fünf Minuten ausgibt. So viel produktiver kann die doch gar nicht sein!

 (Um die anderen Autobahnbenützer nicht zu gefährden, habe ich die letzten Zahlen zu Hause mit dem Taschenrechner errechnet.)

Sparen war noch nie eine Offizierstugend. Ich erinnere mich an meine WK-Zeit: Da wurde am zweitletzten Tag die noch ungebrauchte Munition an irgendeinem gottverlassenen Ort quasi blindlings verschossen. Unverschossene Munition, das hätte dem Ansehen und damit den Beförderungsaussichten jedes Kompaniekommandanten geschadet. Man stelle sich einmal vor, eine Primarlehrerin würde am Ende des Schuljahres alle ungebrauchten Hefte, Bücher, Bleistifte und so weiter mit ihrer Klasse auf dem Schulhof verbrennen. Nicht auszudenken, was das für einen Radau gäbe.

Gut, wir haben uns diese Armee schliesslich eingebrockt, also darf sie auch etwas kosten, das geht in Ordnung. Aber muss es wirklich so viel sein? Mit diesen 5000 Millionen treibt man mich geradewegs in die Arme der GSoA.

Im Moment, wo ich diese Kolumne schreibe, hat der Nationalrat beschlossen, dass Schweizer Kriegsmaterial in Zukunft auch an Staaten verkauft werden darf, welche die Menschenrechte systematisch verletzen. Kein Sturm der Entrüstung, keine empörten Leserbriefe, keine «Mission Köppel», um Deutschland und der Welt das Neutralitäts- und Humanitätsverständnis der Schweiz zu erklären …

Manchmal frage ich mich schon, was eigentlich los ist mit diesem Land, das vor jedem reichen Ausländer den roten Teppich ausrollt und ihn mit Steuergeschenken bei guter Laune hält, aber für die ausländischen Büezer am liebsten wieder das Saisonnierstatut einführen möchte. Ein Land, das von jedem Diktator, den das Volk vom Thron stürzt, eine Reihe von Bankkonten sperren muss und das die Rüstungslobby jetzt auch noch dazu ermächtigt, unsere Feinde mit Waffen zu beliefern. Ja, unsere Feinde, denn wer will schon mit Leuten befreundet sein, die systematisch Menschenrechte verletzen! Und am Schluss verlangt die Armee von uns ehrlichen und friedliebenden Steuerzahlern fünf Milliarden, um uns vor Leuten, die systematisch Menschrechte verletzen, besser schützen zu können. Das alles muss mit höherer Logik zu tun haben, jedenfalls überschreitet es die Grenzen meines einfachen Verstandes. Klammer geschlossen.

Natürlich hat Verteidigungsminister Ueli Maurer am Radio den Zweck des Geldes in seiner gewohnt lapidaren Art zu untermauern versucht. Von veränderter Bedrohungslage und der Gefahr terroristischer Anschläge war da die Rede. Dabei weiss doch jedes Kind, dass die japanische Armee das Erdbeben von Fukushima ebenso wenig verhindern konnte wie die amerikanische den 11. September 2001. Dass solche fadenscheinigen Argumente jährlich 5000 Millionen Franken wert sein sollen, das will mir einfach nicht in den Schädel.

Und wenn sie es wagen, dafür wieder einmal den IV-Bezügern ans Portemonnaie zu gehen oder den Asylbewerbern das zweite Stück Brot von der Frühstücksration zu streichen, dann reicht es mir, dann werde ich das Steuerabkommen mit der Schweiz kündigen und aus Trotz der EU beitreten.

 Hubert Schallerunterrichtet Deutsch und Philosophie am Kollegium St. Michael.Er ist unter anderem Autor der Gedichtbände «Trommelfellschläge» (1986) und «Drùm» (2005). Als Kulturschaffender ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet. Der Inhalt der Kolumne braucht sich nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion zu decken.

«Wir haben uns diese Armee eingebrockt, also darf sie auch etwas kosten. Aber muss es wirklich so viel sein?»

 

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