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99 und mit dem Auto unterwegs

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«Seit Januar 1937 fahre ich Auto–erinnern Sie sich an damals?», fragt der rüstige 99-Jährige verschmitzt und lacht. Er steigt in seinen himmelfarbenen VW Polo: «Ich fahre blau», sagt Hermann Mühlheim aus Muntelier. Früher sei er oft mit dem VW Käfer unterwegs gewesen. Als Aussendienstmitarbeiter bei der Firma Samen Mauser war er für die Westschweiz und für das Tessin zuständig. «Ich hatte die weitesten Reisen», sagt Mühlheim. Regelmässig fuhr er von Muntelier bis nach Genf oder ins Tessin.

Obwohl er noch recht gut zu Fuss unterwegs ist, schätzt Mühlheim, dass er noch immer Autofahren darf. Der Autoschlüssel ermöglicht Mühlheim ein Stück Freiheit. Im Rahmen der Sommerserie «Mein bestes Stück» gingen die FN mit Hermann Mühlheim am Steuer auf eine Ausflugstour auf den Wistenlach.

Zur Kontrolle beim Arzt

Flott fährt Mühlheim Richtung Avenches. Bei der Übergabe des Geschenks zum Eintritt in das hundertste Lebensjahr hatte Erwin Jutzet Anfang Juli gesagt, dass Mühlheim der offiziell älteste Autofahrer im Kanton sei. «Ja, wenn er das gesagt hat, dann muss das so sein», ist Mühlheims Kommentar dazu, er schmunzelt. Der Rentner hat die Geschwindigkeit im Griff: «Ich fahre so schnell wie alle anderen auch, 120 bis 130 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn.» In seinem Leben sei er rund 1,7 Millionen Kilometer gefahren. Kürzlich habe der Arzt seine Augen wie auch sein Gehöhr kontrolliert. Alles gut, so das Ergebnis, also darf Mühlheim weiterfahren.

Bei Salavaux führt die steile Strasse auf den Wistenlach Richtung Bellerive. Der gut gelaunte Mühlheim schaltet und erzählt aus seinem bewegten Leben: «Ich habe auch die andere Seite kennengelernt; ich war Verdingkind.» Nur kurz schiessen Tränen in seine wachen Augen. Es ist keine Verbitterung zu spüren bei Mühlheim. In der Zeit als Verdingbub habe er gelernt zu schweigen. «Geschlagen wurde ich aber nie.» Vater und Mutter verlor Mühlheim, noch bevor er zehn Jahre alt war, als Verdingbub war er bei einem jungen Ehepaar im Berner Seeland. Sein vier Jahre jüngerer Bruder habe es jedoch sehr schwer gehabt, seine Schwester habe das 21. Lebensjahr nicht erlebt: «Sie hat in der Fabrik die Zeiger von Uhren mit Radium angestrichen.» Radiumverbindungen galten damals als harmlos, die Verarbeitung des radioaktiven Elements geschah ohne jegliche Schutzvorkehrungen.

Endlich, mit 17 Jahren, durfte Hermann Mühlheim zu einem Landschaftsgärtner in die Lehre: «Ich musste bei dem Bauern noch ein Jahr länger bleiben, als ich wollte, weil ich meine Kleider abverdienen musste.» Dabei seien es gebrauchte Kleidungsstücke gewesen. In der Lehre habe er jedoch Glück gehabt: «Weil ich klein und mager war, schickte mich der Lehrmeister oft alleine in Hotelgärten für Regiearbeiten.» Da habe er selbstständig werken und ausprobieren können. In die Schule ging er aber nicht; Mühlheim ist Autodidakt: «Ich habe mir alles mit den Augen erstohlen.» Im ersten Halbjahr der Lehre verdiente er nichts, im zweiten Halbjahr 50 Rappen pro Woche. Danach sei der Lohn bis auf fünf Franken gestiegen.

Der Ausblick in die Weite

Mühlheim hält auf einem Aussichtspunkt bei Vallamand-Dessus: Die Aussicht auf den gesamten Murtensee ist überwältigend. «Ich komme immer hierher mit Bekannten–viele kennen diesen Platz gar nicht.» Mühlheim kommt auf seine Zeit im Aussendienst als Verkäufer von Samen für die Firma Mauser zurück: «Ich durfte Romy Schneider und Charly Chaplin Samen liefern.» Er habe viel gesehen und erlebt in dieser Zeit.

Als Aussendienstmitarbeiter, als Gärtner, als Butler und auch als Handlanger hat Mühlheim früher gearbeitet. Seine zweite Säule hat sich Mühlheim spät verdient: «Ich habe keine Pensionskasse», erklärt er, «deshalb habe ich auch nach der Pensionierung mit 65 weiter gearbeitet–als Handlanger in einer Baufirma.» So habe er die AHV auf die Seite legen können für später. Was da für ein Alter mit weissen Haaren daher kommt, hätten sich die Arbeiter auf der Baustelle zu Beginn gefragt, «aber weil ich zuverlässig bin und schnell begreife, mochten sie mich rasch». Mühlheim war bei der Baufirma angestellt, bis er 80 Jahre alt war. Der Rentner hat sich seinen Ruhestand verdient: «Ich habe das Arbeiten ja schon gelernt, während andere das Kindsein geniessen durften.»

 Im Militär sei er insgesamt drei Jahre lang gewesen: «Der Offizier der Rekrutenschule hiess Rüenzi», und sein Gesicht sei von Narben übersät gewesen. «Das nennt man Studentenschmiss–sie haben sich mit Säbeln bekämpft und verletzt.» So sei das gewesen früher. Er selber habe den Unteroffizier gemacht, «weil ich dann ein Zimmer erhielt zum Schlafen.» Denn das Atmen in der mit Stroh gefüllten Scheune sei ihm schwergefallen als Soldat.

Hermann Mühlheim hat drei Kinder und elf Enkelkinder. Und vielleicht wird er noch Urgrossvater. 61 Jahre lang war Mühlheim verheiratet, vor rund 13 Jahren verstarb seine Ehefrau, die aus der Romandie stammte. 21 Jahre alt sei er gewesen, sie 18, als er sie kennenlernte. «Ich habe in der Gärtnerei gearbeitet und sie hat Kinder gepflegt in einem Waisenhaus.» Das ist lange her. Hermann Mühlheim hat sein Leben gelebt: «Ich will nicht mehr viel über dieses Jahr hinaus leben», sagt der 99-Jährige. Auch wenn er so weit gesund sei.

Die Ausfahrt geht wieder den Wistenlach hinunter nach Praz. Ein Glas Mineralwasser im Restaurant am See dient der Erfrischung. Auf die Frage, ob er für seine Zeit als Verdingbub noch auf Entschädigung des Bundes hoffe, sagt Mühlheim: «Nein–denn die meisten von uns sind ja bereits gestorben, das wäre doch eine Schande für uns.» Es wäre nicht fair, wenn er Geld erhalten würde und jene nicht, die bereits gegangen seien.

Ein erfahrener und sicherer Autofahrer: Hermann Mühlheim am Steuer.

Zahlen und Fakten

Dank der Gemeinde für das Fest

Der Geburtstag Mühlheims ist am4. Juli. Am 3. Juli hat Hermann Mühlheim seinen Eintritt ins 100. Lebensjahr gefeiert. Der Gratulanten-Aufmarsch in Muntelier war gross, Staatsratspräsident Erwin Jutzet übergab ihm das obligate Geschenk für Hundertjährige und hielt eine kurze Rede. Auch der Gemeindepräsident von Muntelier, Pascal Pörner, sprach einige würdigende Worte zum Geburtstag Mühlheims. «Ich bin sehr dankbar für das Apéro der Gemeinde», betont Mühlheim, «ich danke allen, die gekommen sind.» Schön sei es gewesen mit allen: «Wir sind alle gleich, wir bilden eine Einheit.»emu

Zur Serie

Menschen und ihr «bestes Stück»

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