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«Abbau an Qualität und Sicherheit»

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Das Freiburger Spital HFR kündigte am vergangenen Freitag an, die Funktionsweise der Klinik für Anästhesiologie ab Oktober schrittweise neu zu organisieren (FN vom Samstag). Bestimmte spezifische Kompetenzen der Teams der Anästhesie sollen an die Teams der Notaufnahmen übertragen werden.

Bei den Betroffenen im Sensebezirk hat dies für heftige Reaktionen gesorgt. Gleich von mehreren Personen aus dem Umfeld des Spitals in Tafers wurde Unmut an die FN herangetragen. Sie möchten aber aus Angst vor Repressionen alle anonym bleiben. Das HFR habe nur die halbe Wahrheit kommuniziert – vor allem bei der Mitteilung, dass das Pflegepersonal der Anästhesie den Vorschlag abgelehnt habe, nachts und am Wochenende die Teams der Notaufnahme zu verstärken. Die betroffenen Angestellten seien vielmehr mit einem Kompromissvorschlag an die Spitalleitung gelangt. Das entsprechende Schriftstück liegt den FN vor. Dieser Kompromiss sei von der Spitalleitung eigenmächtig abgeändert worden, heisst es – und zwar auf eine Art und Weise, die dem Berufsethos von Anästhesiepflegern widerspreche. Auch seien die Sozialpartner trotz ausdrücklich signalisierter Gesprächsbereitschaft vor dem Entscheid letzte Woche nie konsultiert worden. Die Stimmung im Tafersner Team sei momentan sehr schlecht. Und auch in Riaz sehe es nicht viel anders aus. Der einzige Unterschied zu Tafers liege darin, dass die Anästhesiepfleger dort an den Wochenenden tagsüber weiterhin Dienst tun würden.

«Ein abgekartetes Spiel»

«Der Anästhesiepflege wird die Schuld am Scheitern des ausgehandelten Kompromisses gegeben», beklagt sich Stefan Graf, ehemaliger Arzt für Anästhesie am Spital Tafers und Mitglied des Vereins der Sensler Ärzte. «In Wahrheit handelt es sich um ein abgekartetes Spiel mehrerer hoher HFR-Kader, das von Anfang an das jetzt erreichte Ergebnis zum Ziel hatte.» Der sogenannte Kompromiss des Direktionsrats sei von Anfang an so formuliert gewesen, dass die betroffenen Anästhesiepfleger ihn nicht hätten unterschreiben können: So wäre von ihnen verlangt worden, dass sie auch bei der Unterstützung der Notaufnahme weiterhin Zwölf-Stunden-Schichten arbeiten, ohne aber die gesetzlich vorgeschriebene vierstündige Ruhepause in einem separaten Ruheraum zu haben. Weiter sei im Communiqué der Spitalleitung lediglich von einer «Verstärkung» der Notaufnahme durch die Anästhesiepfleger die Rede. Diese müssten aber in Tat und Wahrheit künftig während einem beträchtlichen Teil ihrer Arbeitszeit eine Tätigkeit ausüben, für welche sie nicht ausgebildet seien. Illusorisch sei umgekehrt auch der Vorschlag der Spitalleitung, die Notfallpfleger in einer Schnellbleiche zu Hilfs-Anästhesiepflegern weiterzubilden. Für die schwierige, lebensrettende Tätigkeit von Anästhesiepflegern brauche es jahrelange Erfahrung; nicht umsonst müssten sie eine zweijährige Ausbildung absolvieren. Aber auch ein Anästhesiearzt, der nicht mehr Bereitschafts-, sondern nur noch Pikettdienst absolvieren müsse, sei im akuten Notfall ein Hohn für die Patienten. Denn der Pikettarzt könne sich 30  Minuten Zeit lassen, ehe er im Spital erscheine, und da sei es im Zweifelsfall wohl oft schon zu spät. «Das Ganze ist ein Riesenschock für uns», sagt Karin Rudaz-Schwaller, Vorstandsmitglied des Vereins der Sensler Ärzte. «Für uns zuweisende Hausärzte ist die Zusammenarbeit mit dem Spital Tafers sehr wichtig.» Diese Massnahmen bedeuten für Rudaz-Schwaller «einen massiven Abbau an Qualität und Patientensicherheit». Sie gehe davon aus, dass dies auch einen Imageschaden für das HFR bedeute. Sowohl die Patienten als auch die Bevölkerung würden dadurch verunsichert. Und es würden sich noch mehr Menschen als heute ausserkantonal behandeln lassen. «Letztlich steht die Zukunft des Akutspitals Tafers auf dem Spiel», so Rudaz-Schwaller. «Die Anwesenheit der Anästhesiepflege vor Ort ist eine Grundvoraussetzung. Sie ist unabdingbar, wenn bei einem Patienten etwa ein lebensbedrohlicher Zustand besteht oder postoperative Komplikation auftreten.»

Devaud spricht vom Spardruck

Gesundheitsdirektorin Anne-­Claude Demierre (SP) wollte zu diesen Vorwürfen an die Spitalleitung auf Anfrage keinen Kommentar abgeben. HFR-Generaldirektor Marc Devaud bestätigte auf Anfrage, dass der Direktionsrat einen Brief der betroffenen Mitarbeiter bekommen habe, der von fast allen unterschrieben worden sei. In diesem sei von ihnen die Absicht geäussert worden, nicht auf der Notfallpflege arbeiten zu wollen. Dies habe man seitens der Spitalleitung akzeptiert und die Betroffenen anderweitig umgeteilt. Kündigungen seien keine ausgesprochen worden.

Als Grund für die anberaumten Veränderungen nannte Devaud den Spardruck im HFR. Mit diesem Schritt könnten in Tafers und Riaz insgesamt 1,2  Millionen Franken pro Jahr eingespart werden. Bei nicht einmal einem Dutzend entsprechender akuter Notfälle pro Jahr in Tafers lasse sich die durchgehende Präsenz der Anästhesiepflege kostenmässig einfach nicht mehr rechtfertigen. Stattdessen hätten die betroffenen Notfallpflegenden eine eintägige Weiterbildung in Reanimation besucht, wobei er sich bewusst sei, so Devaud, dass dies die zweijährige Ausbildung zum Anästhesiepfleger nicht ersetzen könne. Allerdings sei das erste der beiden Ausbildungsjahre für Anästhesie- und Notfallpfleger ohnehin weitgehend identisch.

Zur Zukunft von Tafers und Riaz als Akutspitäler wollte Devaud sich zurzeit nicht äussern. Die verschiedenen Standorte des HFR seien Gegenstand einer eingehenden Analyse, deren Resultate im Oktober präsentiert würden.

Anästhesiepfleger

Zweijährige Weiterbildung

Für die Ausübung des Berufs des Anästhesiepflegers ist eine mindestens zweijährige Weiterbildung Pflicht, nach einem Abschluss als Pflegefachmann auf Tertiärstufe und einer im Minimum zwölfmonatigen Anstellung im Akutpflegebereich eines Spitals. Im Operationssaal arbeiten der Anästhesist und der Anästhesiepfleger als Team zusammen. Die Arbeit des Anästhesiepflegers beinhaltet die Vorbereitung und regelmässige Überprüfung der Narkosegeräte, der Überwachungsmonitore und anderer Überwachungsgeräte sowie die Vorbereitung der Narkosemittel und weiterer benötigter Medikamente. Manchmal werden auch der Schockraum und hausinterne Reanimationen mitbetreut.

jcg

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