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Absage an eine dritte Juragewässerkorrektion

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Eine dritte Juragewässerkorrektion ist in Anbetracht der Kosten unverhältnismässig. Mehr Nutzen bringen planerische und präventive Instrumente. Zu diesem Schluss kommen die Vertreter des Bundes und der sechs von Hochwassern betroffenen Kantone.

Fast zwei Jahre ist es her, dass ein Hochwasser um die Jurarandseen und den Aarelauf einen Rekordpegelstand für die letzten 50 Jahren seit der zweiten Juragewässerkorrektion gebracht hat. Im Juli 2021 regnete es je nach Standort bis zu 14 Tage hintereinander. Der am stärksten tangierte Bielersee lag bis zu 59 Zentimeter über der Hochwassergrenze. Es entstanden Gesamtschäden von bis zu 60 Millionen Franken.

Auch der Kanton Freiburg und der Murtensee waren betroffen. Die Freiburger Gebäudeversicherung zählte damals 285 Schadenfälle mit einer gesamten Schadensumme von 3,3 Millionen Franken. «Darin sind aber Einbussen für den Tourismus etwa durch geschlossene Schwimmbäder, Restaurants oder die eingestellte Kursschifffahrt sowie bei Landwirtschaftsbetrieben noch nicht inbegriffen», erläuterte Martin Leu, Generalsekretär der Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt, auf Anfrage.

Gemeinsame Schlusserklärung

Das Hochwasser von 2021 war am Freitag Gegenstand einer gemeinsamen Analyse der sechs betroffenen Kantone und des Bundes im Schloss Nidau BE. Die Regierungsvertreter und die Direktorin des Bundesamts für Umwelt verabschiedeten anschliessend an dieser Tagung eine gemeinsame Schlusserklärung.

So hielten die Teilnehmer der Tagung fest, dass sich das regulierbare System der Juragewässerkorrektion im Sommer 2021 gesamtheitlich bewährt hat. Dies insbesondere auch dank der Einhaltung der Regulierungsvorschriften. Diese beruhen auf dem Solidaritätsprinzip unter den Kantonen.

Lehren aus 2007 gezogen

Man blickte dabei ebenfalls zurück auf das vorletzte Hochwasser von 2007, als die Kantone am unteren Aarelauf – Solothurn und Aargau – stärker betroffen waren. Die Seen wurden deshalb 2021 stärker als Rückhaltespeicher eingesetzt, weshalb die Seeanlieger dieses Mal mehr Auswirkungen verspürten.

Dank den Optimierungen seit dem Hochwasser 2007 sind die Seen 2021 wohl um 20 Zentimeter weniger angestiegen, als es ohne Anpassungen der Fall gewesen wäre, hielten die Fachleute fest. «20 Zentimeter mehr hätten wohl grosse Probleme bereitet», mutmasste der Neuenburger Staatsrat Laurent Favre. «So hatten wir zum Glück keine menschlichen Opfer.»

Einseitige Forderungen, das Regulierungsreglement zu ändern, widerspreche dem Solidaritätsgedanken, heisst es in der Schlusserklärung.

Ein lokaler Ausbau des Abflussvermögens im betroffenen Gebiet würde die Hochwassergefahr nur geringfügig reduzieren, kam die Analyse zum Schluss. Markante Verbesserungen würden umfangreiche bauliche Massnahmen am Gesamtsystem bedingen, und das käme einer dritten Juragewässerkorrektion gleich. Doch die geschätzten Milliardenkosten stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen. «Zusammenfassend ist die Zeit für eine dritte Juragewässerkorrektion heute nicht reif», hielten die Vertreter von Bund und Kantonen in ihrem Schreiben fest. 

System funktioniert, hat aber Grenzen

Martin Leu ergänzte für den Kanton Freiburg: «Das heutige System ist optimal und funktioniert bestens. Aber es kann auch an seine Grenzen kommen. Statistisch gesehen wird sich ein Hochwasser wieder ereignen.» Und der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus ergänzte: «Die absolute Sicherheit können wir mit der Wasserregulierung nicht garantieren.»

Für die Zukunft sehen die Teilnehmer der Tagung gemäss ihrer Schlusserklärung eher planerische Präventionsmassnahmen und lokale Objektschutzmassnahmen als wirksamste Ansätze, um der Hochwassergefahr entgegenzuwirken. Deshalb sollten auch die bestehenden Warneinrichtungen laufend verbessert werden.

Als letzter Punkt der Erklärung betonten alle Teilnehmer das Prinzip der Solidarität. Sie bekräftigten ihren Willen, die Juragewässerkorrektion weiter zu betreiben und zu entwickeln. Deshalb wollen sich die zuständigen Regierungsmitglieder in Zukunft auch periodisch zum Erfahrungsaustausch treffen.

Gefahrenkarten anpassen

Gemäss Generalsekretär Martin Leu sind auf Freiburger Seite keine baulichen Massnahmen vorgesehen. Die Faktenblätter aus dieser Analyse würden in den nächsten Tagen auch den Seeufergemeinden zugestellt. Dadurch könnten diese ihre Gefahrenkarten anpassen und den Objektschutz verbessern, indem sie und auch die betroffenen Grundbesitzer allenfalls Massnahmen überarbeiten. Gemäss dem Präventionsprinzip müssten die Gefahrenkarten auch in der Raumplanung berücksichtigt werden. 

Der Kanton Freiburg hat 2021 einen Sachplan Gewässer verabschiedet, so Leu. Dieser stütze sich auf ein integrales Wassermanagement pro Einzugsgebiet der jeweiligen Gewässer.

Hochwasser

Murtensee unter der kritischen Grenze

Von den drei Jurarandseen war der Murtensee im Juli 2021 vom Hochwasser am wenigsten betroffen. Wie aus einem Faktenblatt hervorgeht, liess man bewusst den Bielersee bis zur Rekordmarke von 59 Zentimeter über der Hochwassergrenze ansteigen. Als Folge floss das Wasser erst durch den Zihlkanal zurück in den Neuenburgersee – das grösste Rückhaltebecken der Region. Auch dieser stieg an, aufgrund seines Volumens aber nur 22 Zentimeter über die Hochwassergrenze. Davon profitierte schliesslich der Murtensee, dessen Hochwassergrenze nochmals 35 Zentimeter höher liegt. So lag sein 2021 registrierter Höchststand sogar 13 Zentimeter unter dieser Grenze.

Im Kanton Freiburg waren deshalb Ufersiedlungen, Strandhäuser und Campingplätze an den Südufern des Neuenburgersees am meisten betroffen. Am Murtensee gab es kleinere Überschwemmungen vor allem in den Waadtländer Gemeinden Vully-les-Lacs, Faoug und Avenches. Aber auch beim Camping Löwenberg stand eine grosse Fläche unter Wasser. uh

 

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