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Abschied vom Wochenmarkt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wenn Hubert Roschy über den kommenden 1. August spricht, hält er immer wieder inne, schaut in die Ferne, redet dann weiter. Monique Roschy, seine Frau, sitzt daneben, lächelt. Der nachdenkliche Zug weicht aber nie ganz aus ihrem Gesicht. Seit 38 Jahren sind der Metzgermeister und seine Frau jeden Mittwoch und jeden Samstag auf dem Wochenmarkt in Freiburg anzutreffen und verkaufen dort in ihrem Kühlwagen Fleisch und Fleischerzeugnisse aus der Region. Davor fuhren die Eltern von Hubert Roschy während 27 Jahren zu Markt. Am 1. August, nach genau 65 Jahren, ist Schluss. «An diesem Tag wollen wir uns auf dem Markt bei unseren Kunden für ihre Treue bedanken», sagt der Metzgermeister.

Ein alter Kühlwagen

«Ich bin erst 64 Jahre alt, also noch zu jung für eine Pensionierung», sagt Hubert Roschy, der bereits im Jahr 2000 schweren Herzens seinen Laden am Klein-St.-Johann-Platz in der Unterstadt schliessen musste (siehe Kasten). Jedoch sei sein Kühlwagen in einem überholungsbedürftigen Zustand. «Wir müssten einiges an Geld investieren, ein neues Fahrzeug würde sogar 200 000 Franken kosten», sagt Roschy, der vergebens gehofft hatte, dass eines seiner vier–alle in der Lebensmittelbranche tätigen–Kinder in seine Fussstapfen tritt. «Für uns lohnt sich diese Investition nicht mehr.»

Dank an die Handbremse

An die Anfänge des mittlerweile 39 Jahre alten Kühlwagens kann er sich noch gut erinnern. «Wir waren 1976 die ersten Metzger, die auf dem Freiburger Markt einen gekühlten Wagen hatten», erzählt er stolz. Davor hatten die Metzger ihre Fleischstücke auf mit Tüchern bedeckten Holztischen präsentiert. «Hackfleisch beispielsweise durfte man nicht ungekühlt verkaufen, die grossen Stücke aber schon.» Der Verkauf aus einem Kühlwagen, den Roschy auf seinen Wanderjahren in Frankreich beobachtet hatte, habe danach in Freiburg schnell Schule gemacht. Mittlerweile ist Hubert Roschys Kühlwagen nicht mehr der neueste und sorgt daher manchmal für schlaflose Nächte. «Die Kühlung und die Hygiene sind einwandfrei; für das Getriebe, den Motor und die Bremsen hingegen musste ich schon einige Male den Touring Club kommen lassen», sagt Roschy und erzählt, wie einmal die Bremsen ihren Dienst versagt haben und der Wagen nur dank der Handbremse zum Stillstand kam. Diese Unsicherheit mache ihm besonders an den Abenden vor dem Markt zu schaffen. «Die Ware ist parat. Wir müssen also auf den Markt, um das Fleisch verkaufen zu können.»

Auch wenn der Wagen läuft, sei es nicht immer einfach, alles Fleisch zu verkaufen. «Ist das Wetter schön, müssen wir zum Beispiel viel mehr Grillspezialitäten bereitstellen.» Sollte ein plötzliches Gewitter die Käufer doch vom Marktbesuch abhalten, hat Roschy vorgesorgt: Mehrere Restaurants nehmen seine unverkauften Waren ab.

«Ein Redli Wurst»

Neben der Erleichterung und der Freude darüber, künftig auch einmal mehr als drei Tage am Stück in ihrem Ferienhäuschen in Schwarzsee verbringen zu können, ist Monique und Hubert Roschy aber auch eine gewisse Trauer anzumerken. «Wir haben sehr viele Kontakte geknüpft, teilweise haben sich sogar richtige Freundschaften entwickelt. Das wird uns sicher fehlen», sagt Monique Roschy. «Unsere Kundschaft ist sehr treu», ergänzt ihr Mann. Manche Familien kennen die beiden über drei oder gar vier Generationen hinweg. Und wie vor zwanzig Jahren bereits ihre Eltern können manche Kinder nicht über den Marktplatz gehen, ohne ihre Eltern zum Stand der Metzgerei Roschy zu ziehen: «Ein Redli Wurst gibt es noch immer für alle Kinder.»

Geschichte: Viele Metzgereien sind verschwunden

A m 1. August 1950 eröffneten Max und Klara Roschy am Klein-St.-Johann-Platz in der Freiburger Unterstadt ihre Metzgerei. Nach dem Tod des Vaters 1977 übernahm Hubert Roschy mit seiner Frau Monique das Geschäft. Seitdem habe sich viel geändert, sagt Roschy. «Damals wohnten noch 3500 Personen im Quartier; die vier Metzger, vier Bäcker und drei Käser konnten ohne Probleme überleben.» Mittlerweile habe das Quartier nicht mal mehr 1000 Einwohner. «Es hat keine Bewegung mehr, kein Leben. Es wird zu einem kleinen Ballenberg.»

Deswegen und weil heute viele Kunden lieber in den grossen Einkaufszentren als beim Metzger Fleisch einkaufen, entschied sich die Familie Roschy im Jahr 2000 schweren Herzens, die Metzgerei zu schliessen. Damit ist Roschy aber nicht der Einzige. Im Jahr 1946 habe es in der Stadt Freiburg noch 45 Metzger gegeben, 1972 noch 25 «und heute sind es nur noch vier».

Neben dem Partyservice, den Roschy auch nach der Schliessung weiterführte, und dem Wochenmarkt arbeitete Roschy daraufhin als Fachlehrer an der Berufsschule und als Fleischkontrolleur beim Kanton. Seine Lehrtätigkeit wird er noch ein Jahr weiterführen, den Partyservice, «solange wir noch fit sind». Für die Vorbereitung der Gerichte dient weiterhin die Metzgerei in der Unterstadt. Zudem wird Sohn Philippe, der die Brasserie Le Boulevard im Perollesquartier führt, die Lokalitäten für die Bedürfnisse des Restaurants nutzen. rb

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