Autor: Nicole Jegerlehner
FreiburgDie mächtige, hohe Tür öffnet sich automatisch, dazu ertönt eine elektrische Klingel. Beim Eintritt in die Alte Post raubt einem die Grösse der Posthalle den Atem. Säulen verzieren den hohen Raum, goldene Applikationen und das Deckengemälde verleihen dem Raum eine prunkvolle Note. Doch die Postschalter sind am Barometerplatz seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Die Schalter sind blind, dunkles Glas verhindert die Sicht nach hinten.
Wo früher fleissige Hände Briefe sortierten, arbeiten seit Juni die Angestellten des Krankenversicherers Visana. Deren Büro- und Sitzungsräume stehen im Kontrast zur prunkvollen Eingangshalle: Sie sind schlicht und funktional eingerichtet und wirken nach dem Pomp fast kühl.
«Zum Glück hatten wir keine grosse Prämienerhöhung in diesem Jahr, sonst hätten unsere Kunden sicher Bemerkungen zur mächtigen Eingangshalle gemacht», sagt Markus Rudaz, Leiter der Geschäftsstelle Freiburg, lachend. In den Büros der Visana herrscht zurzeit alles andere als eine besinnliche Adventsstimmung: Die elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie einige Aushilfen sind seit Mitte August daran, Neueintritte zu erfassen und Kündigungen zu verarbeiten. Von Mitte September bis Mitte Dezember gilt bei der Geschäftsstelle ein Ferienverbot.
Ende der 90er-Jahre wollten Theaterleute das alte Hauptpostgebäude zum Stadttheater umbauen. Daraus wurde nichts, die Swisscom zog in das Gebäude. Noch drei Jahre belegt der Telekomkonzern Räume im ersten Stock; danach zieht wohl die Visana in die obere Etage und belässt nur noch den Schalter im Erdgeschoss des Hauses, das der Zürcher Immobilienfirma Durango Switzerland gehört.
Leben hinter verschlossenen Türen – mal ernst, mal hübsch, mal lustig: In diesem Adventskalender öffnen die FN jeden Tag bis zum 24. Dezember eine Tür.