Agglomeration soll harmonisch planen
Die Delegierten diskutieren heute über ein Raumplanungs-Programm mit Horizont 2020
Dank der Agglomeration Freiburg soll der Kanton bis ins Jahr 2020 wieder ein starkes Zentrum erhalten. Dieses Ziel formuliert das Agglomerationsprogramm, über das die konstituierende Versammlung heute Abend abstimmen wird.
Von CAROLE SCHNEUWLY
Der knapp 50 Seiten starke Bericht, der den Gemeindedelegierten kürzlich ausgehändigt wurde, bescheinigt dem Kanton Freiburg ein grosses wirtschaftliches und demografisches Wachstumspotenzial. Gleichzeitig hält er aber fest, dass das Zentrum rund um die Hauptstadt zunehmend an Bedeutung verliere.
Das soll sich ändern, und zwar bis ins Jahr 2020: Das Bundesamt für Statistik rechnet bis dahin für den ganzen Kanton mit einem Bevölkerungswachstum um 40 000 Einwohner. 12 000 bis 20 000 davon sollen laut Bericht auf die Agglomeration entfallen, das heisst auf die zehn Gemeinden des provisorischen Perimeters sowie die beiden im Bericht zusätzlich berücksichtigten Gemeinden Avry und Matran. Parallel dazu wird die Ansiedlung von 10 000 bis 12 000 Arbeitsplätzen angestrebt.
Nicht zum Schaden des Umlandes
Unabhängig von Gemeindegrenzen sieht das Programm zwölf Teilgebiete vor, die auf ihr Potenzial hinsichtlich der Entstehung oder Förderung von Wohn-, Industrie- und Erholungszonen untersucht wurden (siehe Kasten). «Es ist wichtig, dass die Gemeinden gemeinsam eine logischere und harmonischere Siedlungspolitik betreiben und die Zonen miteinander erschliessen», sagte Agglomerationspräsident Nicolas Deiss gegenüber den FN.
Gleichzeitig gehe es darum, in einem regionalen Richtplan auch die Gemeinden des so genannten «zweiten Gürtels», die nicht im Agglomerationsperimeter liegen, zu berücksichtigen. «Die Stärkung des Zentrums darf
nicht der Region schaden», so Deiss. Gerade im Kernbereich von Raumplanung, Verkehr und Umwelt gehe es nicht nur um die Agglomeration, sondern um eine Umwälzung für den ganzen Saane- und einen Teil des Sensebezirks (siehe FN vom 18. Mai).
Bundessubventionen in Aussicht
Primäres Ziel des von Raumplanungsspezialisten erstellten Siedlungsprogramms ist es, eine integrierte Verkehrs- und Siedlungs-
planung sicherzustellen. Dies ist Voraussetzung dafür, von den Unter-stützungsgeldern zu profitieren, die der Bund für den Agglomerationsverkehr vorgesehen hat. Die Bedingungen hierfür mussten nach dem Avanti-Nein vom Februar 2004 neu ausgearbeitet werden. Neuer Termin für die Eingabe des Verkehrskonzeptes ist Herbst 2005. Für die Umsetzung des Konzeptes spiele es keine Rolle, ob die Stimmbürger die Bildung der Agglomeration dereinst gutheissen würden oder nicht, betont Nicolas Deiss. Sollte die
Agglomeration abgelehnt werden, könne das Projekt auch via Gemeinden respektive via Verkehrsverbund Cutaf realisiert werden.
Verantwortlich für das Agglomerationsprogramm ist die technische Kommission der Agglomeration unter dem Präsidium von Cutaf-Direktor Hubert Dafflon. Der Cutaf obliegt der operationelle Teil des Agglomerationsprojektes. Bindeglied und Kontrollinstanz ist eine Koordinationskommission aus Mitgliedern von konstituierender Versammlung und Cutaf.
Die zwölf Teilgebiete
Folgende Entwicklungsschwerpunkte sieht das Agglomerationsprogramm für die einzelnen Teilgebiete vor:
l Freiburg-Zentrum: Verdichtung, besonders in den Gebieten Zeughausstrasse, Daillettes und auf brach liegenden Bahnarealen.
l Freiburg West (inklusive Villars-sur-Glâne): Verdichtung zum Wohnschwerpunkt; Grünflächen.
l Corminboeuf/Givisiez: Entwicklung als Arbeitsplatzschwerpunkt; Zunahme der Wohngebiete.
l Freiburg Nord (inklusive Granges-Paccot): Verdichtung der Arbeitsplatzgebiete; neuer Wohnschwerpunkt.
l Schönberg: Aufwertung des Quartiers als Wohnzone.
l Bürglen: Ausbau als Wohngebiet (3000 Einwohner).
l Marly: wichtiger Wohn- und Arbeitsort; Potenzial im Bereich von Freizeitanlagen.
l Avry/Matran: Ausbau als Siedlungsschwerpunkt; Erweiterungsmöglichkeiten im Arbeitsbereich.
l Belfaux: Ergänzung der vorhandenen Siedlungsstruktur.
l Düdingen: wichtiger Wohn- und Arbeitsplatzstandort; Regionalzentrum für den Sensebezirk (zusammen mit Tafers).
l Tafers: Rolle als Bezirkshauptort; viele Möglichkeiten für Wohnbauentwicklung.
l Grolley: Reserven für Arbeitsplätze und Wohnbau. cs