«Alle müssen zu Kompromissen bereit sein»
Informationsabend über Alp- und Waldstrassen in Tafers
Die Vertreter der kantonalen Ämter zeigten sich am Informationsanlass zu den Alp- und Waldstrassen kompromissbereit. Walter Schwab, Vorsteher des Amtes für Wald, Wild und Fischerei, liess zum Beispiel durchblicken, dass eine Öffnung der umstrittenen Strasse auf den Schwyberg durchaus denkbar wäre.
Von IMELDA RUFFIEUX
Die Problematik rund um die Befahrung von Alp- und Waldstrassen ist nicht neu; bereits vor 15 Jahren wurde darüber diskutiert, welche Erschliessungswege eingeschränkt und welche für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollten. Am Informations- und Diskussionsabend wurden verschiedene Sachverhalte, Blickwinkel und Anliegen zusammengetragen. Die Podiumsteilnehmer (siehe Kasten) waren sich einig, dass es keine pfannenfertige Lösung für dieses Problem gibt.
Heikle Aufgabe
Walter Schwab rief einleitend die Ausgangslage in Erinnerung: Ursprünglich waren diese Strassen ausschliesslich für die Bewirtschaftung von Wäldern und Alpen vorgesehen. Weil die so genannte Drittbenutzung (z. B. für touristische Zwecke) in den 80er-Jahren zunahm, sah das neue Bundes-Waldgesetz in den 1990er-Jahren Beschränkungen für den motorisierten Verkehr vor.
Die Kantone bekamen den Auftrag, diese Fahrverbote durchzusetzen. Ausnahmen für touristische Zwecke waren im Waldgesetz nicht vorgesehen. «Es ist keine einfache Aufgabe, vor allem bei bestehenden Erschliessungsstrassen ist es heikel», betonte Walter Schwab. Erschwerend komme hinzu, dass die meisten Erschliessungswege eine Mischung von Wald- und Alpstrassen seien, so dass neben dem Amt für Wald, Wild und Fischerei auch das kantonale Meliorationsamt betroffen sei. Es sei kein Problem, das ausschliesslich den Sensebezirk betreffe, hielt Walter Schwab fest. Vielmehr sei es ein Bundesauftrag, an den alle Kantone gebunden seien.
Schliessung als Bedingung beim Bau
Bei einigen dieser Alp- und Waldstrassen war die spätere Schliessung eine Bedingung beim Bau, um in Genuss von Subventionen zu kommen, erinnerte Heribert Rappo. Bei anderen war es eine Kompromisslösung, weil Naturschutzkreise bei der öffentlichen Auflage des Baugesuchs Einsprache erhoben hatten. Er wies auch darauf hin, dass gewisse Fahrverbote einigen Alpbewirtschaftern entgegenkamen und noch heute begrüsst werden, dies vor allem aus Haftpflicht-Gründen, weil die Strassen zum Beispiel steil und eng und damit gefährlich sind.
Heribert Rappo wies aber auch auf den Wandel in der Land- und Alpwirtschaft hin. Am Beispiel der Alpkäserei Muscherenschlund, wo rund die Hälfte des Käseabsatzes von 15 Tonnen jährlich über den Direktverkauf geht, zeigte er die Bedeutung von Nebenverdiensten für Landwirte auf.
Gemeinde und Bewirtschafter
gegen rigorose Sperrung
«Alpwirtschaften mit einer Liegenschaft brauchen eine Erschliessung», hielt auch Otto Lötscher fest. Neben der eigentlichen Bewirtschaftung sei der Tourismus ein wichtiges Standbein für diese Landwirte. Er sprach sich gegen eine rigorose Sperrung der Alp- und Waldstrassen aus. Das Ganze werde auch zu stark polemisiert, denn nur zu Spitzentagen gebe es viel Verkehr, hielt der Ammann von Plaffeien fest.
Elmar Fasel warf ein, dass die Liegenschaftsbesitzer sich in den letzten Jahren sehr stark finanziell für den Unterhalt dieser Strassen engagiert haben. Er verhehlte nicht, dass er nicht unglücklich wäre, wenn die Durchsetzung der Fahrverbote weiterhin so lasch gehandhabt werden würde. Er sei einverstanden, dass reine Waldstrassen geschlossen werden, vertrat aber die Meinung, dass man bei Alpstrassen eher grosszügiger sein sollte.
Kanton hat Spielraum
Die auf den ersten Blick recht strikte scheinenden Grundsätze (u. a. Auflagen der Baubewilligung respektieren, Fahrverbote durchsetzen bzw. sanktionieren, reine Waldgebiete und Seitenabzweigungen sowie Wege in ökologisch empfindliche Gebiete grundsätzlich schliessen, Rundfahrten unterbinden) lassen den kantonalen Behörden bei der Umsetzung doch etwas Spielraum.
Gemäss Walter Schwab wird es durchaus möglich sein, einzelne Hauptaufstiege offen zu halten bzw. sie zu öffnen. «Bei Strassen, die heute mit einem Fahrverbot belegt sind, das aber seit 15 Jahren niemand beachtet, muss überlegt werden, ob diese Massnahme noch sinnvoll ist.» Er betonte aber, dass es sich hierbei um Ausnahmen, nicht um Dutzende von Strassen handeln dürfe. Als Beispiel erwähnte er den Aufstieg Schwyberg ab Lichtena. «Ich bin überzeugt, dass solche Einzelfälle geregelt werden können.» Als weiteres Beispiel für eine Strasse, auf der das bestehende Fahrverbot kaum durchsetzbar ist, nannte Walter Schwab die Strecke Le Mouret-Crau Rappo/Käseberg.
Mehrfach betonte er, dass man sich im Kanton Freiburg ausdrücklich für eine kantonsweite Gleichbehandlung aller Bezirke entschieden habe. Ziel ist es, bis 2008 alle betroffenen Gebiete perimeterweise zu erfassen, den Status (welche Strasse kann, soll oder muss gesperrt werden) festzulegen und diesen dann auch umzusetzen. Im Sensebezirk könnte dieser Perimeter mit dem Einsatzgebiet des Projekts «Integrale Bergland-Sanierung» (IBS) übereinstimmen. Das IBS-Projekt war 1986 vom Gemeindeverband der Region Sense lanciert worden, um geländebezogene Problemlösungen zu finden.
Vorgehen wie beim Sensegraben
Oberamtmann Marius Zosso regte an, dass alle Direktbetroffenen wie Gemeinden, Bewirtschafter, Mehrzweckgenossenschafter, Naturschutzkreise, kantonale Ämter usw. Gelegenheit bekommen, ihre Erwartungen und Vorstellungen zu äussern. Analog zu den Diskussionen um den Schutzbeschluss des Sensegrabens soll in einer Arbeitsgruppe ein tragbarer Vorschlag gesucht werden. «Es geht um einen Konsens, keinen faulen Kompromiss. Das ist aber nur möglich, wenn alle bereit sind, gegenseitig die Meinung der anderen zu akzeptieren», hielt Marius Zosso fest.
Diskussionsbereitschaft
Dieser Vorschlag wurde von den Podiumsteilnehmern sehr begrüsst. Die Gemeinde Plaffeien sei bereit, in diesem Sinne mitzudiskutieren und nach tragbaren Lösungen zu suchen, meinte Otto Lötscher. Auch Elmar Fasel fand diesen Ansatz als viel versprechend. Walter Schwab war einverstanden, im weiteren Vorgehen das ganze Sense-Oberland als zusammenhängenden Perimeter zu betrachten.
Er wies aber darauf hin, dass sich im Falle einer Öffnung die Frage der Subventionsrückzahlung stelle. Wenn eine ganze Region mit vernünftigen Lösungsvorschlägen aufwarte, sei dies aber eine gute Basis für Verhandlungen mit den Bundesbehörden, war Walter Schwab überzeugt.
Steuerzahler hat kein
Mitbenutzungsrecht
An der Podiumsdiskussion von Dienstagabend nahm Walter Schwab auch Stellung zum oft gehörten Argument, dass die Erschliessungsstrassen für die ganze Bevölkerung offen sein sollten, da sie ja schliesslich mit Steuergeldern bezahlt wurden. Die Steuergelder schliessen ein Mitbenutzungsrecht nicht mit ein, betonte er. Wenn der Bund einen Schützenpanzer erwerbe, komme es ja auch niemandem in den Sinn, ihn für persönliche Zwecke zu beanspruchen.
Grosses Interesse in der Bevölkerung
Der Grossaufmarsch am Dienstagabend in Tafers zeigte, welchen Stellenwert das Thema Alpstrassen