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«Alle Unternehmen erleben zuerst eine Durststrecke»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Markus Ith ist Business Coach bei Fri Up in Murten.
Aldo Ellena

Fri Up begleitet innovative, startende Unternehmen in ihren ersten Jahren. Markus Ith arbeitet als Unternehmercoach bei Fri Up und kennt sich in der Start-up-Szene aus. Die FN haben sich mit ihm über die Freiburger Gründer und die Auswirkungen der Corona-Krise unterhalten.

Markus Ith, wie kann man sich die typische Begleitung eines Start-ups durch Fri Up vorstellen?

Die typische Begleitung gibt es nicht. Aber es gibt Themen, die immer aufkommen. Der Marktzugang und die Frage: «Wie komme ich an Kunden?», oder auch administrative und organisatorische Fragen werden häufig diskutiert. Die Stärke von Fri Up ist, dass wir die Start-ups dort abholen können, wo sie sind. Das ist nicht unbedingt dort, wo es um ihr Produkt oder die Dienstleistung geht. Meine Aufgabe ist es, kritisch zu beobachten und auch zwischendurch eine unangenehme Frage zu stellen. Es gibt Jungunternehmer, welche monatelang keine Buchhaltung machen, und ich frage dann halt nach, wie es um die Finanzen steht.

Ich bin überhaupt nicht der Typ Coach, der einfach sein Beratungsprogramm abspult. Jungunternehmer werden jede Woche mit einem neuen Problem konfrontiert und dort muss ihnen weitergeholfen werden. Dabei darf selbstverständlich auch die langfristige Planung nicht vergessen gehen.

Wer ins Coachingprogramm von Fri Up aufgenommen werden will, muss ein Aufnahmeverfahren bestehen. Nach welchen Kriterien wird ausgewählt?

Wir können in der Regel keine klassischen Unternehmen wie beispielsweise Bäckereien oder Coiffeursalons aufnehmen. Dies ist so, weil eine unfaire Konkurrenzsituation entstehen könnte, wenn wir ein Unternehmen unterstützen, ein anderes aber nicht. Das verfälscht den Markt.

Weiter muss die Firma ihren Sitz im Kanton Freiburg haben und das Start-up sollte eine Innovation oder einen innovativen Prozess auf den Markt bringen. Langfristig gesehen schauen wir auch, ob die Firma das wirtschaftliche Potenzial hat, Arbeitsplätze zu schaffen.

Im Auswahlverfahren sollen die Jungunternehmer zeigen, mit wieviel Herzblut sie an ihrem Projekt arbeiten. Wenn das Komitee nicht spürt, dass in jemandem das Unternehmerfeuer lodert, dann ist das kein gutes Zeichen.

Fri Up kann mit seinem Coachingprogramm eine 90%ige Erfolgsquote ausweisen. Was steckt hinter diesem Erfolg?

Wir selektieren relativ streng, wer ins Programm aufgenommen werden darf. Es ist schliesslich sinnvoll, wenn wir unsere Ressourcen dort einsetzen, wo wir Erfolgsaussichten sehen.

Das Komitee ist in den letzten Jahren eher selektiver geworden. Das ist ein sehr gutes Zeichen, welches zeigt, dass wir eine gute Auswahl zwischen verschiedenen Programmanwärtern haben.

Wie lange wird ein Unternehmen begleitet?

Normalerweise werden Projekte während mindestens zwei Jahren ins Programm aufgenommen. Wenn das Programm beendet ist, bleiben wir weiterhin in losem Kontakt mit den Unternehmen. Auch unter den Ehemaligen werden Kontakte gepflegt, vergleichbar mit einer Alumnitätigkeit.

In der Regel kann man sagen, dass ein Unternehmen nach fünf Jahren flügge sein sollte. Wenn es nach sieben Jahren noch existiert, kann davon ausgegangen werden, dass es bestehen wird. Aber es gibt natürlich immer Ausnahmen.

Welchen Schwierigkeiten begegnen die Jungunternehmer?

Oftmals finden Unternehmer Netzwerken mühsam. Was Politiker gerne machen, ist für Jungunternehmer selten ihr Steckenpferd. Und doch ist das Netzwerk das, was ihnen fehlt, wenn sie sich selbstständig machen. Wir versuchen, den Jungunternehmen in den Wirtschaftskreisen ihrer Bezirke Plattformen zu bieten. Es ist nicht immer ganz einfach, als ein von Fri Up gecoachtes Unternehmen von den ansässigen Gewerblern akzeptiert zu werden, da diese Konkurrenz wittern. Dabei schliessen unsere strengen Richtlinien mögliche Konkurrenzsituationen von vornherein aus. Darüber hinaus können neue Akteure auch belebend wirken.

Fri-Up-Coach Markus Ith in seinem Büro in Murten.
Aldo Ellena

Welche Branchen sind in der Start-up Szene am Boomen?

Informatik und Digitalisierung waren schon immer sehr stark präsent. In der letzten Zeit sind vor allem regionale Projekte zurückgekommen. Beispielsweise die Unverpacktläden. Die Nachhaltigkeit und das lokale Einkaufen haben enormen Aufwind. Dieses Zurückbesinnen auf das lokale Einkaufen ist sicher ein Corona-Effekt.

Ich spüre, dass die Menschen wieder vermehrt die eigenen Unternehmen berücksichtigen möchten. Ihnen wurde erst durch die Krise bewusst, wie wenig Reserven die lokalen KMU haben. Ich denke, dass die Konsumenten durch Corona eher bereit sind, einen etwas höheren Preis zu bezahlen und dafür das lokale Gewerbe zu unterstützen, welches ja auch Arbeitsplätze schafft.

Wie hat sich Corona auf Ihre Arbeit bei Fri Up ausgewirkt?

Wir hatten viel mehr Anfragen, sind uns aber nicht sicher, welcher Grund dahintersteckt. Es gab praktisch keine Anfragen von Arbeitslosen. Die Menschen haben einfach die Zeit gut genutzt, die vielleicht durch Kurzarbeit freigeworden ist. Diese Leute hatten ihr Projekt vielleicht schon lange im Hinterkopf, hatten aber eine bequeme Vollzeitstelle und erst die unsichere Situation während der Corona-Krise brachte sie ins Handeln.

Fri Up hat, unabhängig von Corona, auch mehr Marketinganstrengungen unternommen.

Welchen Rat geben Sie Start-ups in Coronazeiten?

Sie dürfen den Kundenkontakt nicht vergessen und dies auch, wenn weniger Bestellungen kommen und es somit keinen kommerziellen Kontakt gibt. Das ist aber schwierig für die Unternehmen, welche sich einen neuen Markt erarbeiten müssen.

Eine allgemeine KMU-Pflicht ist natürlich, die Kosten im Auge zu behalten.

Gibt es den typischen Unternehmensgründer oder ticken Jungunternehmer ganz unterschiedlich?

Nein es gibt keinen typischen Unternehmensgründer. Was sie aber alle haben, ist eine gewisse Unbeschwertheit. Wobei ich das durchaus positiv werte, denn das gehört dazu. Ohne Wunschträume würde man kein Unternehmen gründen.

Es gibt Leute, die erst spät in ihrem Arbeitsleben ein Unternehmen gründen. Umgekehrt gibt es auch junge Leute, die nach einem ersten Angestelltenverhältnis feststellen, dass sie lieber ihr eigener Chef sein wollen. Oder solche, die überzeugt sind, dass sie die absolut geniale Erfindung gemacht haben.

Fri-Up-Coach Markus Ith kennt sich in der Start-up-Szene des Seebezirks aus. 
Aldo Ellena

Welche Stolpersteine machen Sie bei Unternehmensgründungen aus?

Oft sind die Jungunternehmer etwas zu optimistisch in Bezug auf die Zeitspanne, die es braucht, bis das Unternehmen Gewinn einfährt. Wir müssen immer gut schauen, dass die Start-ups genügend Liquidität haben.

Es ist für Jungunternehmer manchmal auch schwierig, die richtigen Prioritäten zu setzen. Die Visitenkarte ist definitiv nicht das erste, was eine Start-up organisieren sollte. Die Aufgabe von Fri Up ist es, die Start-ups bei der Vorbereitung ihres Unternehmertums zu unterstützen, denn alle Unternehmen erleben zuerst eine Durststrecke.

Was wünschen Sie sich für die Freiburger Jungunternehmer?

Wir haben in Freiburg eine recht gute Palette an Unterstützung, kranken aber immer wieder an der Erstfinanzierung. Uns fehlen die klassischen Herzblut-Business-Angels, die einfach Kapital zur Verfügung stellen. Beschränkt man sich territorial auf den Kanton Freiburg ist es schwierig, an Investorengelder zu kommen. Sobald ein Unternehmen Kunden hat und läuft, ist es weniger ein Problem, an Kapital zu kommen.

Zu Fri Up

Fri Up berät Start-ups kostenlos und begleitet innovative Jungunternehmen des Kantons über eine längere Zeitdauer innerhalb eines Coachingprogrammes.

Fri Up ist ein Verein, welcher der Freiburgischen Wirtschaftsförderung angegliedert ist. Nebst dem Kanton gibt es auch private Wirtschaftsakteure und Regionalverbände, welche Mitglieder bei Fri Up sind. Im Jahr 2020 hat Fri Up 328 neue Beratungsanfragen behandelt. Aktuell sind 15 innovative Start-ups im Coachingprogramm von Fri Up integriert.

Das Team von Fri Up setzt sich aus sechs Leuten zusammen. Der Murtner Gemeinderat und ehemalige Grossrat Markus Ith ist als Business Coach bei Fri Up im Büro Murten tätig. cb

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