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«Alles ist neu, jedes Haus, jeder Baum»

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Autor: Nicole Jegerlehner

Thongchai stammt aus Thailand, die Geschwister Naser Sol und Silvestre Sereno sind zwar Schweizer, haben bis vor Kurzem aber in Brasilien gelebt, Bodan und Imrjet sind in Mazedonien aufgewachsen und Alban ist Kosovo-Albaner. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie erst spät in die Schweiz gekommen sind, dass sie keine Ausbildung absolviert haben – und dass sie keine Lehre beginnen können, weil sie zu wenig gut Deutsch sprechen. Um «ihren Rucksack noch etwas zu füllen», wie ihre Klassenlehrerin Brigitte Dietrich sagt, besuchen sie an der Berufsschule Freiburg die Integrationsklasse.

«Das Gefühl ist sehr stark»

«Ich möchte Logistiker werden, aber dafür muss ich besser Deutsch lernen», sagt Bodan. Der 18-Jährige lebt seit zwei Jahren in Flamatt und hat während einem Jahr an der Orientierungsschule Wünnewil die Realklasse besucht. Zu Hause spricht Bodan Standarddeutsch: Sein Stiefvater ist Schweizer. Es sei schwierig, so spät in eine neue Kultur einzutauchen, sagt der Mazedonier; die Sprache sei nicht das grösste Hindernis. «Die Leute hier haben eine andere Mentalität als in meiner Heimat.» Er brauche Zeit, um sich daran zu gewöhnen. «Alles ist neu, jedes Haus, jeder Baum.» In der Schweiz sei es wunderschön. «Aber ich habe sechzehn Jahre lang in Mazedonien gelebt, das ist nicht einfach weg.» Wenn er zu Verwandten in die Ferien fahre, sei es wie ein Heimkommen. Er fühle sich auch in der Schweiz zu Hause; «aber das Gefühl in Mazedonien ist sehr stark».

Imrjet ist seit einem Jahr in der Schweiz; letzten Sommer heiratete sie einen Mazedonier und lebt seither mit ihm bei seinen Eltern in Flamatt. Die 22-Jährige hat auch in einem Jahr Integrationsklasse kaum Deutsch gelernt; sie kann sagen, wie sie heisst und woher sie kommt – doch einem Gespräch kann sie nicht folgen. Ausserhalb der Schule ist sie mit ihrer Familie zusammen und spricht nur albanisch.

Ganz anders die Geschwister Naser und Silvestre aus Brasilien. Sie haben noch drei jüngere Schwestern – und diese sprechen nach zwei Jahren in der Schweiz nur noch Deutsch. «Sie haben das Portugiesisch fast vergessen», sagt Naser. Die 19-Jährige beginnt im Sommer eine Vorlehre als Damenschneiderin. «Wegen der Sprache kann ich noch keine Lehre beginnen», sagt sie. Anders ihr Bruder: Silvestre packt in einigen Wochen seine Koffer und absolviert in Hünibach am Thunersee eine vierjährige Lehre als Gärtner. Unter der Woche wird er im Internat der Schule wohnen.

Silvestre ist eine Ausnahme: Die wenigsten Absolventen der Integrationsklasse finden eine Lehrstelle. Einige beginnen Vorlehren, andere finden eine zweijährige Attestlehre. Nebst der Sprache fehlten oft auch schulische Kenntnisse, sagt Brigitte Dietrich. Der Klassenlehrerin ist es wichtig, dass die Jugendlichen ihre neue Umgebung kennenlernen; sie führt sie immer wieder aus dem Schulzimmer hinaus, besucht mit ihnen die Stadt oder geht zu Handwerkern.

Auf dem Weg begleiten

Dietrich und die anderen Lehrkräfte der Integrationsklasse helfen den Jugendlichen auch bei der Suche nach einer Lehrstelle. Vielen fehlt die Unterstützung der Eltern, welche das schweizerische Berufsbildungssystem nicht kennen und auch keine Kontakte haben. «Darum springe ich ein», sagt Dietrich, «helfe beim Verfassen des Bewerbungsdossiers, telefoniere für die Jugendlichen und frage nach.» Sie gehe einen Teil des Wegs mit ihnen – «aber ich ziehe auch Grenzen, schliesslich haben sie auch eine Familie, die für sie da ist».

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