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Allesfresser mit Rezeptionskapazität

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Louis Bosshart, welche Medien haben Sie heute Morgen schon konsumiert?

Um 5.55 Uhr schaltete sich das Radio ein mit den Nachrichten, danach hat mich Sven Epiney gelangweilt. Anschliessend höre ich jeweils das Regionaljournal. In der Familie bin ich zuständig für das Frühstück um 6.45 Uhr; da liegen die FN und die «Liberté» auf dem Tisch. Gegen 10 Uhr kommt noch die NZZ hinzu.

 

 Sie richten tatsächlich Ihren Wecker nach den Nachrichten im Radio?

Genau. Fünf vor sechs. Erst kommt noch der Strassenzustand.

 

 Was ist heute Morgen (Anm.: Mittwoch) bei Ihnen hängen geblieben?

Zuerst der Tornado in Oklahoma, dann das Filmfestival Cannes mit Fellinis «Roma» und der Freispruch eines südamerikanischen Premierministers.

 

 Welcher Typ Medienkonsument sind Sie?

Nicht der Durchschnittskonsument. Ich konsumiere viele Medien über die ganze Bandbreite hinweg: die Nachrichten genauso wie die Quizsendung und den Kassensturz. Berufsbedingt bin ich ein Allesfresser mit einer sehr grossen Rezeptionskapazität.

 

 Wie unterscheiden Sie sich da von Ihren Studenten?

Indem ich primär auf die klassischen Medien abstelle und viel mehr Medien rezipiere als die jungen Leute. So bin ich auch politisch informiert.

 

 Und die Studenten bringen das nicht mit?

Ich kontrolliere natürlich nicht. Aber ich flechte ab und zu Fragen aus der Aktualität in einer Veranstaltung ein, und da bleibe ich manchmal ohne Antwort. Sodass ich mich frage, ob ich denn der Einzige bin, der Zeitung liest.

 

 Es sind neue Medien aufgekommen. Davon haben Sie nichts gesagt …

Sicher ist E-Mail Teil meines Kommunikationsverhaltens. Ich bin auch sehr oft auf Google, um zu recherchieren. Nicht aber auf Facebook und nicht auf Twitter. Ich möchte meine Privatsphäre wahren. Ich habe schon Mühe, mit E-Mail nachzukommen. Ich warne meine Leute, sie sollen keine E-Mails schicken, sondern vor die Türe treten, mich anschauen und mir sagen: «Ich bin jetzt da.»

 Nicht einsteigen in die Social Media: Wirkt man als Professor für Medien- und Kommunikationswissenschaften so noch glaubwürdig?

In meinem Fachgebiet Medienunterhaltung ist natürlich einiges gelaufen: Fernsehen mit Hybridformen. Oder in der journalistischen Berufsfeldforschung: Da haben neue Medien ganz klar Auswirkungen auf den Beruf. Das muss ich berücksichtigen. Oder im Bereich «Medienpolitik-Demokratie» hat das Internet nachhaltige Konsequenzen auf die politische Kommunikation. Die Webauftritte von Politikern, Smartvote, die Organisationskraft von Online, die Applikationen, Blogs, Chatrooms: Das muss ich verfolgen, aber eben als Beobachter.

 

 Welche Entwicklung im Bereich Medien hat Sie über die drei Jahrzehnte am meisten fasziniert?

Die Faszination heute liegt natürlich schon beim Internet. Es war revolutionär: global, aktuell, mit einer Speicherkapazität ungeahnten Ausmasses.

 

 Welche Entwicklung bereitet Ihnen Sorgen?

Die schiere Informationsmenge. Und die Frage, wie die Leute damit umgehen: Bringt dies eine Selektivität, indem sich die Leute nur jenen Inhalten zuwenden, die sie bestätigen? Droht eine Zersplitterung der Gesellschaft? Sind die klassischen Medien noch in der Lage, ihre Integrationsfunktion zu erfüllen?

 

 Ein Blick zurück: Wie kam es zum ehemaligen Institut und späteren Departement für Journalistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Freiburg?

Es begann schon in den 30er-Jahren mit einem Lehrauftrag. Dann haben der Schweizerische Studentenverein und die katholischen Verleger die Disziplin gepusht. Sie sprachen sogar Geld dafür. Es startete als Seminar für Journalistik, Mitte der 60er-Jahre wurde daraus ein Institut mit Diplomabschluss. Danach wurde es zum Nebenfach in der Philosophischen Fakultät, bei den Theologen, den Juristen und Wirtschaftswissenschaftern. Es wurde zum Hauptfach, und das Institut zum Departement.

 

 Mit viel Praxisbezug?

Das Seminar und Institut wurde mit klaren praxisbezogenen Zielen etabliert. Es sollte Nachwuchs liefern für die katholisch orientierten Medien. Das Institut konnte sich an der Universität etablieren mit einem grossen Zulauf durch seine Praxisnähe. Bald hiess es schweizweit: Journalismus gleich Freiburg. Ende der 90er-Jahre hatten wir gegen 1200 Leute und ich war alleine. Die Universität und der Kanton haben mit neuen Lehrstühlen reagiert. Gleichzeitig sind Fachhochschulen aufgekommen, sodass sich der Praxisteil dorthin und zum MAZ verschoben hat. Wir mit unserem Nachwuchs sind stärker wissenschaftlich orientiert.

 Welche Position hat das Departement heute?

Wir haben in vielen Medien unsere Ehemaligen platziert. Unsere Geschichte lebt also dort in der Praxis weiter. In der Wissenschaft mit meiner Ausrichtung auf Medienunterhaltung habe ich eine Nische geschaffen, die über die Landesgrenzen der Schweiz hinaus bekannt ist.

Sie erwähnen es: Einige Studenten haben es zu gewisser Prominenz gebracht. Können Sie Beispiele nennen?

Beginnen wir beim Fernsehen: In der Tagesschau haben wir Franz Fischlin, Urs Gredig, dann den Moskau-Korrespondenten Christoph Franzen, den Paris-Korrespondenten Michael Gerber. Aus dem Bereich Glamour: Andrea Jansen, Christa Rigozzi. Beim Radio: Karin Britsch, Jörg André, Joelle Beeler. In der Presse: der ehemalige Blick-Chefredaktor Werner de Schepper und Bilanz-Chefredaktor Dirk Schütz.

 

 Sie haben mit Missen für die Universität Freiburg geworben. Eine Art Berufung?

Auf jeden Fall. Es herrscht Wettbewerb unter den Universitäten um gute Studenten. Wir hatten einmal gleichzeitig die amtierende Miss Schweiz, den Mister Schweiz und zwei Miss Bern. Da hat mir mein Marketing-Herz gesagt: «Damit musst du hinaus: Freiburg ist nicht nur eine tolle Uni, Freiburg ist auch ein cooler Studienort.» Einige Feministinnen klopften mir auf die Finger und sagten: «Wir brauchen Nobelpreisträger und Gewinner des Pulitzer-Preises, aber keine Viehschauen.» Dann kochten wir es aufetwas kleinerer Flamme.

 

«Bin ich denn der Einzige, der Zeitung liest?»

Louis Bosshart

Medienwissenschafter

Abschied: Bosshart fast wie Mozart

M ozart und Bosshart sind hinten gleich. Zu diesem Schluss kommt Rudi Renger von der Universität Salzburg. Logisch: Moz-ART und Bossh-ART. Renger kommt zu diesem Schluss im Sammelband «Man kann nicht nicht unterhalten», den die Freiburger Departementsleiterin Diana Ingenhoff und die Dozentin für Unterhaltungskommunikation Ursula Ganz-Blättler zur gestrigen Abschiedsvorlesung von Louis Bosshart herausgegeben haben. Renger betont, bei Bosshart wie bei Mozart trete «das Spielerische ernst und das Ernste spielerisch in Erscheinung.»

In diesem Abschiedsgeschenk kommen zahlreiche Wegbegleiter Bossharts zu Wort. Ob Freiburg, Salzburg oder Stanford – er hat überall Spuren hinterlassen. Diese Spuren begleiten ihn in den Ruhestand. Eine Würdigung des Professors umrahmte die Abschiedsvorlesung. Dazu blickte die PR-Direktorin von Fiat Schweiz als ehemalige Studentin zurück auf ihre Studienzeit in Freiburg. uh

Zur PersonProfessor, Forscher, Institutsleiter, Dekan

Wenn man ihn sprechen hört, hat man bisweilen den Eindruck, Kurt Felix gegenüber zu haben. Tatsächlich hat Louis Bosshart nach fast 50 Jahren Studien- und Lehrtätigkeit inFreiburgjenen Dialekt noch nicht abgelegt, den er sich als Primarschüler inSt. Gallenangeeignet hatte. Mit dem verstorbenen Fernsehmann teilt der Professor die Faszination für die unterhaltende Seite der Medien. Er forschte über «Lüthi und Blanc» wie über «Hollywood und Washington». Dies sollte ihn zu einem international renommierten Fachmann für Medienunterhaltung machen. Bosshart war Professor und Leiter des Freiburger Instituts für Journalistik und Kommunikationswissenschaften. 1990 bis 1992 war er Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Bosshart lehrte an den UniversitätenLeicester, Zürich, St. Gallen, Lugano, Klagenfurt, SalzburgundMünchen, an derBaylorUniversity und inStanford.uh

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