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Als der Mond vom Himmel fiel – Liebesgeschichten ohne Liebende

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Giovanna Riolo

«Die langen Arme auf den Cafétisch hingegossen wie die eines Oktopus, hing der Regisseur merkwürdig weggeknickt auf dem Stuhl, als fehlte ihm ausgerechnet das Rückgrat». Viel Rückgrat hat er wahrlich nicht, dieser sonderbare Theaterregisseur in der Titelgeschichte von Anja Jardines Erzählbuch «Als der Mond vom Himmel fiel».

Haufenweise Probleme

Dieser Regisseur ist ein zwiespältiger Mensch, der Macht und Ansehen geniesst, dem es aber völlig an Feingefühl und Respekt für andere fehlt. Ob die von ihm ausgewählte gestandene Journalistin wirklich die Richtige ist, um seine Biografie zu schreiben, bleibe dahin gestellt.

Dass sie aber tatsächlich auf ihn hereinfällt, steht auf einem andern Blatt. Beide nicht mehr die Jüngsten, bringen sie haufenweise Probleme mit in eine Beziehung, die keine Zukunft hat, und welche schlussendlich dazu führen, dass sie sich gegenseitig verachten und ihre Gefühle in Zynismus und Alkohol ertränken.

Erinnerungen ans Jungsein

Eine weitere Erzählung, Blick-Billard, ist von völlig anderem Kaliber. Mit feinfühliger Eindringlichkeit verfasst weckt Anja Jardine darin Erinnerungen ans Jungsein im ganz gewöhnlichen Alltag mit Leuten wie du und ich.

Immer wieder trifft man sich frühmorgens in der S-Bahn. Sie, eine junge Frau, die zur Arbeit fährt, er, ein Zufallsfahrgast, mit dem sie kein einziges Wort wechselt, dem sie dafür aber mit «… so einem Blick» begegnet. Und genau dieser Blick fesselt sie, und sie ist sich absolut sicher, dass dieser Mann mitten im Gedränge ihr Traummann ist.

Ihre Fantasie geht mit ihr durch und sie malt sich eine Zukunft mit ihm in den schillerndsten Farben aus. Jeder neue Tag mit dem inzwischen vertrauten Blickwechsel bringt sie einander näher. Doch als sie endlich Mut fasst, ihn anzusprechen, kommt er nicht mehr in die S-Bahn und ihre Träume zerplatzen wie eine Seifenblase.

Dicht und prägnant

Anja Jardine weiss stilsicher mit Worten zu jonglieren. Ihre Satzkonstruktionen sind aussergewöhnlich dicht und zugleich ungeheuer prägnant. Wenige Andeutungen reichen aus, die hinterste Ecke der Seelen ihrer Protagonisten auszuleuchten und in ihr Lebensumfeld einzudringen.

Zwischen Sarkasmus und Melancholie

Die meisten dieser elf Kurzerzählungen pendeln zwischen Sarkasmus und Melancholie, sind vielschichtig, aber unkompliziert und oft mit beinahe irritierender Direktheit geschrieben. Es ist erstaunlich, wie es die junge Autorin versteht, auf ein paar wenigen Seiten eine ganze Lebensgeschichte aufzudecken. Ein bunter Strauss ergreifender Schicksale wurde zu einer fesselnden Lektüre gebunden.

Anja Jardine: Als der Mond vom Himmel fiel; Erzählungen; Zürich: 2008, Verlag Kein & Aber.

Giovanna Riolo ist Co-Leiterin der Deutschen Bibliothek in Freiburg mit Zuständigkeitsbereich Belletristik für Erwachsene.

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