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Als der Monolith sich zur Seite neigte …

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: URS HAENNI

Sein Büro hatte Hans Flückiger während der Expo.02 im alten Saia-Gebäude. Es war das Nervenzentrum der Arteplage Murten, und im Büro von Hans Flückiger liefen alle Drähte zusammen. Alle?Alle bis auf einen. Den von Jean Nouvel. «Nouvel kam nie zu uns in die Saia. Wenn er vor Ort war, hielt er im Vieux Manoir Hof.»

So war Flückiger als Murtner Arteplage-Chef oft unterwegs. Mal beim Star-Architekten für Konzeptuelles, dann bei Bäckermeister Aebersold, wenn es um Parkplätze ging, anschliessend beim Betreiber des Surf-Shops, der um seine Existenz fürchtete.

Und mindestens einmal wöchentlich bei der Expo-Direktion in Neuenburg, wo Flückiger über die Fortschritte seiner Arteplage rapportieren musste. Im Gegensatz zu seinen Kollegen auf den anderen drei Arteplages drehte sich bei Hans Flückiger vieles darum, wie die Landesausstellung und der Murtner Alltag optimal verwoben werden konnten. Wenn etwa die Emotionen hochgingen, weil Jean Nouvel rostige Schiffsketten durch das ganze Stedtli legen wollte.

Flückiger vermochte die Wogen stets zu glätten. Sei es bei Expo-Direktorin Nelly Wenger, wenn diese «ihre Krallen ausgefahren» hatte, sei es bei den Murtner Gewerblern, denen er klarmachte, welche Chance die Expo für sie darstellte.

Der Bubentraum

Nun kehrte Hans Flückiger an jenen Ort zurück, dem er einen Sommer lang seine Handschrift verpasst hatte. Drei Orte, die für den Bieler auf der Arteplage Murten eine besondere Bedeutung gehabt hatten, sollte er für einen Besuch mit den FN aussuchen.

Flückiger läuft zielstrebig zur Pantschau. Dahin, wo vor zehn Jahren der Mésoscaphe ruhte, das U-Boot des Meeresforschers Jacques Piccard. «Ich besuchte als 14-Jähriger mit meinen Eltern die Expo in Lausanne. Liebend gerne wäre ich damals in das U-Boot gestiegen und getaucht. Aber wir konnten es uns nicht leisten», so Flückiger. Dann, knapp 40 Jahre später, brachte Flückiger den Mésoscaphe als Relikt der Expo64 auf seine Arteplage. Den wiederum grossen Widerständen zum Trotz. Endlich konnte Flückiger sich seinen Traum erfüllen und auf der Pantschau in den verrosteten Mésoscaphe klettern. «Das war wie ins Wrack der Titanic zu steigen.»

Die Ikone

Vom früheren Mésoscaphe-Standort sind es nur ein paar Schritte Richtung Hafen bis zum Ablegeort der Boote zum Monolithen. «Der Monolith, klar, der gehört zu meinen Highlights», so Flückiger. Er erinnert daran, wie Jean Nouvel als Erster den Vorschlag eingebracht hatte, den Monolithen schwimmend zu gestalten. «Nicht machbar», hätten die Expo-Leute beschieden. Der Monolith müsse auf eine Plattform gestellt werden. Doch dann explodierten die Kosten von sieben auf 30 Millionen Franken, und für dieses Geld konnte der Monolith genauso gut schwimmen.

Flückiger kommt ins Schwärmen. Am Monolithen habe man an mehreren Orten gleichzeitig gearbeitet: «Die schwimmenden Betonkästen in Tafers, die Montage des Flosses in Sugiez, dazu die Restauration des Schlachtpanoramas in der Von-Roll-Fabrik in Bern. Es war eine vielschichtige Arbeit, enorm spannend und bautechnisch super.»

Hatte er nie Zweifel? «Doch, ich fragte mich auch: Schwimmen die Betonkästen überhaupt? Und dann, während der Expo, gab es Rinnsale in die Betonkästen, was nie bekannt gegeben wurde. Der Monolith begann sich zu neigen. Normal waren bis zu 20 Zentimeter; plötzlich waren es 70 Zentimeter. Aber wir konnten es abdichten, das Wasser auspumpen und das Schiff «FR 1» wieder aufrichten.»

Hülle ohne Inhalt

Auch der dritte Programmpunkt in Flückigers Nostalgie-Rundgang befindet sich nahe am Wasser. Auf einer Grünfläche westlich des Hafens stapelten sich die «Sters de bois» – aufeinandergeschichtete Baumstämme mit Innenraum. «Das war ein Leidensobjekt», erinnert sich Flückiger. «Wir hatten einen Raum, aber keine Ausstellung dafür.» Doch aus der Not wurde eine Tugend. Punktuell fanden Konzerte in den «Sters de bois» statt, und insbesondere dasjenige eines Schlagzeugers blieb dem Arteplage-Chef als «sensationell» haften. Für die permanente Ausstellung half Jean Nouvel nach. Mit seinen Kontakten ermöglichte er es, dass die renommierte Cartier-Stiftung Kunstwerke unter den Holzstämmen ausstellte.

Immer wieder verweist Hans Flückiger auf Jean Nouvel. An der Expo haben sich zwei Männer wunderbar ergänzt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier der bodenständige Bieler Architekt, der mit 50 Jahren beruflich noch einmal etwas Neues erleben wollte, dort die Pariser Primadonna, die im Vieux Manoir am Morgen Stumpen rauchte und dazu Erdbeeren ass.

Gemeinsam bereiteten sie den Murtnern eine Ausstellung, die in Erinnerung blieb, keine Leichen übrig liess und Murten dauerhaft Frische brachte. Denn, so Flückiger: «Vorher war Murten etwas abgenützt.»

Willkommen auf dem Spielplatz des Murtner Arteplage-Chefs Hans Flückiger.Bild Corinne Aeberhard

Hans Flückiger:Von Murten nach Freiburg

Hans Flückiger erreicht man heute dort, wo er vor der Expo schon wirkte: in einem Bieler Architektur-Büro. Dies ist aber nur eines von zwei Standbeinen. Er führt auch ein Büro für Projektsteuerung, wo seine Erfahrungen als Arteplage-Chef einfliessen. Die Arteplage hat Flückiger viele Kontakte eingebracht, von denen er heute noch profitiert. Etwa bei der Sanierung des SRG-Gebäudes in Genf.

Unmittelbar nach seinem Expo-Mandat stellte ihn der damalige Freiburger Baudirektor Beat Vonlanthen als Kantonsplaner an. «Ich sagte ihm, ich sei Architekt und nicht Raumplaner», so Flückiger. «Vonlanthen aber sagte, er wolle jemanden, der führt.» Während Flückigers Zeit als Kantonsplaner genehmigte das Amt, dass die Verankerungen des Monolithen mit einer definitiven Baubewilligung auf dem Murtenseegrund bleiben konnten. Flückiger blieb dabei im Ausstand. Sein grosses Dossier war das Amgen-Projekt im Grossen Moos. «Die Wirtschaftsförderung wollte das, aber innerhalb des Amtes hatte ich keine Unterstützung», so Flückiger. Er zog die Konsequenzen und trat nach anderthalb Jahren Probezeit zurück.uh

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