Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Als Muslimin in der Saanestadt leben

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Staatsrat legte letzte Woche einen Bericht zum Dschihadismus im Kanton Freiburg vor. Der Begriff Dschihad wird allerdings oft missverstanden. Danielle Gonin Jmaa und Johanna Ba­youdh vom Verein Espace Mouslima Freiburg nehmen dies zum Anlass, im Doppelinterview nicht nur über diesen Begriff zu sprechen, sondern auch über die Situation der Muslime in Freiburg generell.

 

Was bedeutet Dschihad für Sie?

Danielle Gonin: Im Koran bedeutet der Begriff einen innerlichen Kampf, das Bemühen um das richtige Verhalten und um ein gottergebenes Leben. Das ist der sogenannte Grosse Dschihad. Daneben gibt es auch den Kleinen Dschihad. Dieser ist in Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zu Zeiten des Propheten Mohammed entstanden. Er ist aber dem Grossen Dschihad im Koran klar untergeordnet.

Wieso wird denn das oft falsch verstanden?

Gonin: Viele Terroristen rechtfertigen ihr Handeln eben auch mit einer Bezugnahme auf den Dschihad. Das sind aber Kriminelle, die sich hinter etwas anderem verstecken als das, was sie wirklich tun. Mit solchen Menschen sind wir gar nicht einverstanden. 99 Prozent der Muslime sind klar an einem friedlichen Miteinander interessiert – hier in Freiburg sowieso. Niemand von uns hat ein Interesse daran, Krieg zu führen. Der Terrorismus stellt aus unserer Sicht eine absurde Entstellung der Lehren des Islam dar. Dieser bedeutet nämlich wörtlich «Gottergebenheit» und «Friede».

Der Koran verwirft ja auch den Selbstmord.

Gonin: Das ist genau so – wie das Christentum auch. Im Koran steht sogar: Wer einen Menschen tötet, ohne dass er einen Mord begangen oder auf der Erde Unheil gestiftet hat, so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer einen Menschen rettet, so ist es, als ob er alle Menschen gerettet hätte.

Wie beurteilen Sie das Zusammenleben der Religionen in Freiburg?

Gonin: Es funktioniert sehr gut. Wenn es um Integration geht, stellt sich eher die Frage, ob jemand Schweizer oder Migrant ist. Es gibt unter den christlichen wie unter den muslimischen Migranten Personen, denen die Integration leichtfällt, und andere, die sich schwertun damit.

Johanna Bayoudh: Wir können die Integration mit unserem Verein natürlich auch unterstützen: Das beginnt mit der Sprache und reicht bis zum gemeinsamen Essen. Sehr wichtig ist grundsätzlich, Kontakt miteinander zu haben und einen Schritt auf die Umwelt zu zu machen. Es gibt freilich Menschen, die scheuer sind, und andere, die weniger zurückhaltend sind.

Gonin: Man darf übrigens Integration nicht mit Assimilation verwechseln. Integriert sein heisst nicht, auf das Verbot von Alkohol und Schweinefleisch zu verzichten. Schliesslich haben wir Religionsfreiheit in der Schweiz.

Bayoudh: Eines unserer Ziele ist, unsere Mitglieder auch mit dem Schweizer Vereinsleben in Kontakt zu bringen.

Woher stammen denn Ihre Mitglieder?

Gonin: Von überallher. Die Gemeinsamkeit ist, dass wir alles muslimische Frauen sind. Die Mitglieder stammen aus dem arabischen Raum – vor allem aus dem Maghreb –, aber auch aus Somalia, der Schweiz, Albanien und der Türkei.

Ein weiteres, oft gehörtes Klischee ist, dass muslimische Frauen von ihren Männern unterdrückt werden. Wie empfinden Sie das?

Gonin: Ich fühle mich überhaupt nicht unterdrückt (lacht).

Bayoudh: Ich mich auch nicht.

Gonin: Es ist wohl oft eher ein kulturelles Problem. Im Maghreb ist das meiner Meinung nach viel weniger ein Thema als etwa im Nahen Osten. Aber auch im Osten Asiens, in Indonesien, sind die Frauen überhaupt nicht unterdrückt. So oder so – Männer, die ihren Frauen keine Rechte zugestehen wollen, dürfen sich nicht auf den Koran beziehen.

Bayoudh: Mohammed gab den Frauen viel mehr Rechte als sie sie vor ihm hatten. Sie haben ihn auch auf seinen Feldzügen begleitet oder waren als Lehrerinnen tätig.

Gonin: Das Gleiche gilt auch für die Polygamie. Vor Mohammed waren die Männer viel polygamer. Der Prophet hat dann die Anzahl erlaubter Frauen auf vier reduziert – und dies erst noch an die Bedingung geknüpft, dass der Mann seine vier Frauen genau gleich behandeln muss. Es gibt viele Schriftgelehrte, die diese Koranstelle so interpretieren, dass es sich von Anfang an um eine als unerfüllbar gedachte Bedingung handelt.

Bayoudh: In den kriegerischen Zeiten des Propheten gab es ausserdem wegen des gewaltsamen Todes vieler Männer einen Frauenüberschuss. Und da bedeutete eine Heirat für die Frau einen sozialen Schutz.

Sie tragen ein Kopftuch …

Bayoudh: Das Kopftuch gehört zu mir wie ein T-Shirt oder eine Hose. Und wenn man selbstsicher auftritt, stören einen auch seltsame Reaktionen nicht. Mit einem Gesichtsschleier hingegen könnte ich nichts anfangen.

Die politische Rechte macht oft Stimmung gegen Muslime.

Gonin: Viele dieser Menschen kennen uns gar nicht. Das Ja zum Minarettverbot war in jenen Kantonen am grössten, in denen es am wenigsten Muslime gibt: in Appenzell-Innerrhoden und in St. Gallen. Natürlich sind Ängste vor etwas, was man nicht kennt, in einem Teil der Bevölkerung vorhanden. Das verstehen wir auch. Aber diese Politiker versuchen, mit diesen Ängsten neue Wähler zu gewinnen.

Wie ist denn das im Kanton Freiburg?

Bayoudh: Hier kann man wohl eher von einem Stadt-Land-Gegensatz reden. In einem Dorf wie Plasselb reagieren die Menschen sicher anders auf mich als in der Stadt.

Zahlen und Fakten

Ausschliesslich für Frauen

Der Verein Espace Mouslima hat rund 45 Aktivmitglieder – ausschliesslich Frauen aus Grossfreiburg. Sein Lokal befindet sich im Perolles-Quartier. Vizepräsidentin ist die 51-jährige Tierärztin Danielle Gonin Jmaa. Die 40-jährige Spielgruppenleiterin und Geigenbauerin Johanna Bayoudh gehört dem Verein als Mitglied an.

jcg

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema