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Alte Übernamen der Einwohner von Kerzers sind vom Aussterben bedroht

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Autor: Margrit Sixt und Marc Kipfer

Venner, Züsi, Trummer, Amme oder Pfyfer: Solche Bezeichnungen hört man als Übernamen noch hie und da, wenn Kerzerser über andere Kerzerser diskutieren. Früher war das noch viel ausgeprägter. Damals hatten viele Bauern hier fantasievolle Übernamen, damit man sie voneinander unterscheiden konnte. Was es in anderen Dörfern der Region auch gab, war in Kerzers besonders ausgeprägt. Kein Wunder: Als zum Beispiel während dem Zweiten Weltkrieg 37 Männer im Dorf den Namen Fritz Schwab trugen, ging es nur so.

Heute ist dies anders. Die Väter vererben zwar (vorläufig noch) ihren Nachnamen. Der Nachwuchs heisst aber mit Vornamen nicht mehr Fritz oder Ueli wie schon der Vater und der Grossvater. Die Jungen tragen moderne Namen, viele verschiedene, so dass das Volk weiss, von wem es redet.

Ausführlichere Erzählungen

Einer, der die Tradition mit den Übernamen kennt, ist der Landwirt und Grossrat Ueli Johner. Er sagt: «Die Namen und das Wissen um ihre Herkunft stammen aus einer Zeit, als es ausser dem Radio kaum Unterhaltung gab.»

Am Stammtisch war noch etwas los, damals. Abends, nach getaner Arbeit, setzte man sich zusammen und erzählte sich, was passiert war. «Gerne und ausführlich, und mehr in Zusammenhängen als heute», wie Johner findet. Da sagte man nicht, der Heiri hat dies oder das gemacht. Sondern: Der Heiri hat dies und das gemacht, das sei aber kein Wunder, denn schon der Grossvater selig sei dafür bekannt gewesen, und das hätte ja so kommen müssen. Und war da nicht noch etwas mit der Urgrossmutter?

Ein echter Quanilung

Verdrängt werden die Übernamen auch durch die «computerisierte Welt», wie Johner glaubt. Auch ein Fremder finde heute leicht das richtige Haus – selbst dann, wenn er einen der vielen Schwabs, Tschachtlis, Pfisters, Kaltenrieders oder Johners suche. Auch seien die Hausnummern neu vergeben worden, logisch und aufeinanderfolgend.

Also gehen die Kerzerser Bauern mit der Zeit. Johner nennt sich oft Johner-Etter, um sicherzugehen, dass ihn die Leute «an den richtigen Ort hintun». Dabei wäre er eigentlich ein Johner Quanilung.

Quanilung? In seinem Fall ist die Erklärung einfach. Eine Urgrossmutter trug einen welschen Nachnamen: Quanillon.

Keine komplette Liste

Bei anderen ist die Herkunft des Übernamens rätselhaft. Da gab es einst den Rotjaggeli Werner. Er arbeitete bei den SBB, doch mit der Farbe seiner Arbeitsuniform hatte der Name nichts zu tun. Ein Vorfahre sei ein rothaariger Jakob gewesen, wird vermutet. Auch die Kaltenrieder Schnapsbrenners gibt es, die Chlyhanselis und Pierebängis. Und als es sieben Generationen lang einen Ruedi Wasserfallen gab, sprach niemand mehr von Wasserfallen, sondern von Ruedeli Rüedus Ruedi.

Dass die Übernamen langsam aussterben, bestätigen auf Anfrage mehrere Bauern, die noch solche tragen. Einige trauen den Namen noch eine Überlebensdauer von zehn bis fünfzehn Jahren zu.

Laut Martin Schwab – er gehört zu den «Ammes», weil jemand in der Familie in früheren Zeiten Ammann war – gibt es zwar noch schriftliche Auflistungen der Übernamen; die neueste stammt aus dem Jahr 1995. Schwab glaubt aber, diese Liste sei nicht vollständig. Ihm sind noch einige Namen bekannt, die er auf der Liste nicht gefunden hat. Gut möglich aber, dass sich an manche Übernamen schon heute niemand mehr erinnert.

Drei Bauernfamilien mit dem Namen Tschachtli heissen im Kerzerser Sprachgebrauch «Tschachtli Venner». Eine Strasse wurde nach ihrem Übernamen benannt.Bild Margrit Sixt

«Die Namen stammen aus einer Zeit, als es ausser dem Radio kaum Unterhaltung gab.»

Autor: Ueli Johner

Autor: Landwirt und Grossrat aus Kerzers

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