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Altersweisheiten eines Hasen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 Das neue Album von Stiller Has heisst «Alterswild». Wann und wo ist Schifer Schafer alterswild?

Beim Musikmachen. Im Moment ist das Nervenkostüm noch ein bisschen dünner, weil ich mit dem Rauchen aufgehört habe: Ich bin weniger ausgeglichen als auch schon.

 

 Wie drückt sich das Wilde in der Musik aus?

Indem wir probieren, für den Moment zu spielen und die Ekstase beizubehalten. Nicht eine erzwungene Ekstase, aber wir gestalten die Stücke so, dass sie immer passieren kann.

 

 Nach dem Album «Böses Alter» wird das Altern wieder zum Thema.

Ja, zwangsläufig. Die Anthroposophen haben ihre Theorie mit den Siebenjahreszyklen. Man geht mit sieben in die Schule, mit 14 ist die Pubertät und die Kommunion, mit 21 das Militär und der Beruf, und dann die Zeit mit 28, wo viele sterben. Nicht nur Rockmusiker. Ich hatte da auch eine Krise nach Rumpelstilz. Nach dem Senkrechtstart kam irgendwann ein Einbruch, bei dem ich mich fragte, wie es weitergehen sollte. Mit 28 habe ich einfach revoltiert. Ich musste erst merken, dass es das auch nicht sein kann, einfach nur zu machen, was die Eltern nicht erlaubten, und zu glauben, man sei selbständig. Ich hatte damals Dienst verweigert, das Lehrerseminar abgebrochen und Krach mit dem Vater. Er war damals etwa so alt wie ich heute. Ich verstehe ihn nun besser.

 

 Bei Ihnen sind jetzt die zweiten 28 Jahre vorbei. Gab es da noch so einen Einschnitt?

Ja. Da bin ich jetzt drin. Mit zwei Mal 28 Jahren, also 56, kommt noch einmal so eine Phase. Da merkt man, dass man nicht mehr jung ist. Ich stelle mir nochmals die Frage, was ich in meinem Leben noch machen will.

 

 Sie sind der stille Schaffer: Können Sie auf der Bühne auch nervös werden?

Innerlich, ja. Das ist eine Art Kribbeln. Etwa, wenn gleich beim ersten Stück etwas nicht klappt. Ich spüre auch die Nervosität des Schlagzeugers. Und ich spüre Endo, er ist ein Nervenbündel.

 

 Ist es, weil Sie als der Perfektionist bei Stiller Has gelten?

Das mit dem Perfektionisten, das stimmt nicht. Es geht eher darum, etwas sehr gut zu können, um sich dann gewisse Dinge zu erlauben und nicht von einem Skript gefangen zu sein. Wer ein Stück im Schlaf beherrscht, kann etwas weglassen oder hinzufügen und es so lebendig halten. Es erlaubt, zu improvisieren. Wir legen nichts bis auf den letzten Ton fest. Das ist Retro und macht heute fast niemand mehr, wie früher etwa Janis Joplin beim Schluss von «Bobby McGee». Wer ein Stück gut beherrscht, kann zwischen leise und laut variieren. Das merkt man auf der Bühne: Einmal müssen wir ein Stück mit etwas mehr Zug spielen, am anderen Abend läuft alles schneller, und wir müssen Tempo zurücknehmen.

 

 Muss man vom Typ her ein Schifer Schafer sein, um so lange mit Endo Anaconda zusammenarbeiten zu können?

Wir sind gewiss gegensätzlich, und das ist befruchtend.

 

 Angeblich entstehen die Stücke von Stiller Has bei Ihnen am Küchentisch und werden erst auf Kassette aufgenommen.

Ich habe jetzt einen CD-Brenner. Aber Aufnahmen mache ich immer noch auf Kassetten. Ich finde es manuell viel praktischer. Es ist konkreter und tönt auch gut.

 

 Der Prozess des Songschreibens: Läuft das immer gleich ab?

Überhaupt nicht. Es gibt Lieder, bei denen ich das Gerüst fast fertig habe. Manchmal habe ich eine Melodienfolge, manchmal eine Harmonie, manchmal eine Floskel. Da gibt es alle Varianten.

 

 Ist immer zuerst die Musik da?

Auch nicht zwingend. Oft ist es nur ein Fragment, dann gibt Endo mir den Text dazu, dann arbeite ich mit dem Text weiter. Es ist wie ein Ping-Pong, hin und her. Die Worte prägen die Musik auch. Die Musik übernimmt die Worte und die Worte die Musik. Worte haben einen Klang und eine Rhythmik, und das nimmt Einfluss auf die Musik.

 

 Die Musik ist bei Euch wie eine Stube, in der nur ein Sofa, ein Tisch und ein paar Stühle stehen.

Wir reduzieren die Musik mit drei Instrumentalisten aufs Wesentliche, sind dabei aber auch mehr gefordert. In ei- ner zwölfköpfigen Salsa-Band kann man sich gut ein bisschen zurücklehnen. Bei uns sind wir immer dran.

 

 Auf einer musikalischen Skala zwischen Johnny Cash und Jimi Hendrix: Wo ordnen Sie sich als Gitarrist ein?

Irgendwo mittendrin. Zu Hause spiele ich für mich auch Bach. Schon als Kind war ich von Edith Piaf angetan. Ich habe auch lateinamerikanische Musik gemacht. Und Rumpelstilz war sogar Jazz-Rock.

 

 Auf der Bühne nimmt Endo Anaconda am meisten Platz ein. Hätten Sie gerne einmal die Bühne für sich alleine?

Nein, ich mag den Austausch. Auch wenn es heisst, es tue gut, einmal im Leben etwas alleine zu machen.

 

 Es heisst, Sie hätten am Anfang lieber Schlagzeug gespielt. Weil Sie aber bei einem Gärtner nur einen Franken pro Stunde verdienten, kauften Sie sich die billigere Gitarre. Nun könnten Sie sich ein Schlagzeug leisten.

Ich habe auch eines. Das habe ich mir zum 50. Geburtstag gegönnt. Ich spielte im- mer mal Schlagzeug und zehn Jahre die Conga. Das hat mir viel gebracht. Die afrikanische Rhythmik ist die Grundlage der Musik, die wir hier machen.

Zur Person

Rumpelstilz, Hase und Rechthaltner

René «Schifer» Schafer, 1953 in Matten bei Interlaken geboren, ist ein halber Freiburger, verriet Sänger Endo Anaconda am Sonntag dem Publikum des Stiller-Has-Konzerts in Murten. «Ja, ich habe Rechthalten als Heimatort», erklärte Schafer anschliessend im Gespräch mit den FN. Sein Vater sei aus Rechthalten, habe im Krieg General Guisan herumchauffiert und sei dann in Interlaken hängen geblieben. «Ich war lange der einzige Schafer in Bern», sagte er.

Musikalisch trat Schifer Schafer als Mitglied der ersten Schweizer Mundart-Rockband Rumpelstilz in Erscheinung. Er realisierte auch eigene musikalische Projekte wie ein Werkstattorchester in Basel. Vor 25 Jahren machte Schafer beim Erstling von Stiller Has als Gastmusiker mit, 1994 produzierte er dessen Album «Landjäger», und seit 2000 spielt er bei Stiller Has Gitarre und schreibt die Songs zusammen mit Frontmann Anaconda.uh

Konzert: Den Hut im Museum

D er Hut ist das Markenzeichen von Endo Anaconda. Am Sonntag beim Konzert im Hotel Murten trug der charismatische Sänger von Stiller Has den Hut aber nicht. «Der ist jetzt in Bern im Museum für Kommunikation ausgestellt», klärte Anaconda, der mit bürgerlichem Namen Flückiger heisst, das Publikum auf.

Der Stille Has ist im 25. Jahr seines Schaffens und in dieser Zeit tatsächlich zu Schweizer Kulturgut geworden. Noch trägt der Stille Has die Musik nicht ins Museum, sondern auf die Bühne. Er hat im März das Bandjubiläum mit einer Live-CD «Alterswild» markiert, die thematisch an die letzte Studio-CD «Böses Alter» anschliesst. Der Murtner Auftritt anlässlich der Jubiläumstour mit 250 Besuchern passte da bestens.

Kaum einer beherrscht die Kunst besser als Endo Anaconda, mit dem Publikum über Belangloses zu plaudern und irgendwie in einen Song überzugehen, ohne dass man es merkt. Da griff er in Murten das Thema der kriminellen Rentner aus einer Sonntagszeitung auf, Schifer Schafer zupfte an den Saiten, Schlagzeug-Beat kam hinzu, und plötzlich war der Saal mitten im Stück «So verdorbe».

1990 hatte Anaconda mit Balts Nill noch ein Duo gebildet, doch mit dem Gitarristen Schifer Schafer, dem Schlagzeuger Markus Fürst und der Junghäsin, oder wie Anaconda sagt «Junior-Chefin», Salome Buser am Bass und an den Keyboards ist der Hase heute nicht mehr so still, sondern hat an Volumen gewonnen.

Das Klangvolumen mindert indes nichts an Anacondas Textvolumen. Unvergleichlich die Poesie rund um das Herz der Schweiz, «Walliselle», punktgenau die Beobachtungen zu Hunkeler, dem Hündeler, oder zum Donatorenlauf, bei dem fast unmerklich Salome Buser und Schifer Schafer ins Mikrofon rufen: «Hopp Vräne», und Anaconda beiläufig bemerkt, was man nicht alles für seine Kinder macht.

Der Hase lief rund in Murten, auch ohne Moudi, Aarespaziergang und Znüni. Ganz nach dem Motto «Rölleli dra u eifach la loufe». uh

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