Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Altreifenhandel soll sauberer werden

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Altreifenhandel soll sauberer werden

Mit einer neuen Verordnung sollen illegale Pneudeponien aus dem Landschaftsbild verschwinden

Alte abgefahrene Reifen, aufgetürmt irgendwo mitten in der Natur. Dieses immer wiederkehrende Ärgernis soll bekämpft werden. Eine neue Umweltverordnung soll das Problem lösen.

Von PATRICK HIRSCHI

Wenn die Bibera sprechen könnte, hätte sie wohl einiges zu erzählen. Nicht nur über Bachforellen oder das Verschwinden und Wiederauftauchen des Bibers. Nein, ein ganzes Kapitel könnte sie dem Thema «Unerwünschter Besuch» widmen. Im Laufe der Zeit musste der Bach schon einiges ertragen: Vom Lösschaum bis zum Chrom ist schon mancherlei ungewollt in den Lauf dieses Gewässers gelangt.

Letzte Woche nun haben Unbekannte bei Gurmels 38 Altreifen in die Bibera geworfen (siehe FN vom 17. Januar). Das ist zwar aus umwelttechnischer Sicht weniger bedenklich als andere Zwischenfälle, erregt aber die Gemüter trotzdem. Verständlich, denn die Umwelt wird auch mit dem Auge wahrgenommen.

Der Trick mit der Lagerhalle

Die Beseitigung von Altreifen sei einer der wenigen noch ungeregelten Bereiche beim Abfall, sagt Hans-Peter Fahrni vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal), gegenüber den FN. Allerdings sei das Phänomen, dass ganze Lieferwagenladungen an abgefahrenen Pneus wild in der Natur deponiert werden, relativ neu.

Weit häufiger komme es vor, dass jemand eine abgelegene Lagerhalle mietet und diese dann nach und nach mit Altreifen füllt, die er zuvor bei Garagisten eingesammelt hat und dabei noch ein bis vier Franken pro Stück für die Entsorgung einkassiert. Ist die Halle einmal voll, macht sich der Mieter einfach aus dem Staub und lässt den Hallenbesitzer oder die Gemeinde auf den Altreifen sitzen. Schlimmstenfalls steckt er das Lager zuvor noch in Brand. Vor allem im Wallis sei dies schon oft vorgekommen, berichtet Fahrni.

In letzter Zeit aber mehren sich Meldungen über die Entdeckung von Pneuhaufen in Flüssen, Bächen, Wäldern oder Wiesen. Im Seebezirk, aber auch im Sensebezirk und in der bernischen und waadtländischen Nachbarschaft werden immer wieder ganze Stapel von Altreifen mitten in der Natur entsorgt.

Christian Müller, Altreifenhändler aus Kerzers, kennt diese Geschichten nur zu gut. «Oft sind es Ausländer, die einen Teil der Reifen für den weiteren Gebrauch in ihre Heimat weiterverkaufen. Was sie nicht gebrauchen können, lassen sie einfach verschwinden.»

Was ihn dabei besonders ärgert, ist die Tatsache, dass viele Garagisten dieses fragwürdige Spielchen mitmachen. Diese zwielichtigen Altpneuhändler würden vom Garagisten höchstens einen Franken pro Reifen verlangen – oder nehmen die Ware sogar gratis mit. «Wenn ich seriös arbeiten will, muss ich drei bis vier Franken verlangen», sagt Müller.

Zwar exportiert auch er jährlich etwa 1500 Tonnen gebrauchte Reifen ins Ausland, weil die Verkehrsgesetze in anderen Ländern oft weniger streng sind als in der Schweiz. Doch rund 2000 Tonnen muss er auf andere Weise loswerden. Einen Teil der Reifen kann er an Zementwerke weiterverkaufen, wo sie als Brennstoff verwendet werden. Einen anderen Teil liefert er an die Firma «Oecosynt» im waadtländischen Moudon. Diese verarbeitet die Gummibestandteile zu Granulat und Pulver (siehe Kasten).

Vorgezogene Gebühr umstritten

An die Zementindustrie und «Oecosynt» liefert auch Christian Haldimann aus Murten. Er könnte sich vorstellen, dass mit einer vorgezogenen Gebühr – ähnlich wie bei Glas, Pet oder Elektrogeräten – dem illegalen Deponieren Einhalt geboten werden könnte.

Christian Müller ist skeptisch gegenüber dieser Lösung. «Ich sehe nicht, wie die Einnahmen aus einer solchen Gebühr richtig und sinnvoll verteilt werden könnten», meint er. Er denkt, dass eine gesamtschweizerische Lösung gefunden werden muss. Garagisten müssten verpflichtet werden, ihre Pneus nur an solche Händler weiterzugeben, die sich auch an die Gesetze halten. «Schliesslich verrechnet der Garagist seinem Kunden ja auch drei oder vier Franken, wenn er dessen Altreifen entgegennimmt», argumentierte er.

Altreifen nur noch in Fachhände

Eine Lösung in dieser Richtung ist nun in Sicht. Gemäss Hans-Peter Fahrni arbeitet das Buwal zurzeit an einer Verordnung, die noch diesen Frühling dem Bundesrat vorgelegt wird. «Wer zukünftig Altpneus beim Garagisten abholen will, braucht dazu eine Bewilligung, ähnlich wie zum Beispiel beim Altöl», erklärt Fahrni das Konzept. Ausserdem müsse auch dem unkontrollierten Export Einhalt geboten werden. Es sei ja wenig sinnvoll, wenn abgefahrene Reifen dann doch nicht auf ausländischen Strassen weiterrollten, sondern dort wild deponiert würden.

Fahrni hat auch keine Bedenken, dass sich die Garagisten gegen diesen Vorschlag wehren würden. Unter den Tausenden von Garagen in der Schweiz habe es sicher einige schwarze Schafe. «Aber die Verbände geben sich alles in allem Mühe und haben Verständnis für Umweltanliegen», versichert er. Die Bibera wirds freuen.
Der Stallboden von morgen ist elastisch

Die Firma «Oecosynt» in Moudon VD hat sich auf die Wiederverwertung von Pneus spezialisiert. In einem komplizierten Schredderverfahren wird das Gummi von den Stahlbestandteilen gelöst und zu Granulat oder Pulver verarbeitet.

Das Granulat verarbeitet das Unternehmen zum Teil selber zu Bodenbelägen für den Bahntrassee- oder Strassenbau. «Oecosynt» hat auch ein Gummiverbundpflaster entwickelt, eine elastische Variante der bekannten Verbundsteine. Diese können für Spielplätze, Sportflächen, Stallbodenflächen und vieles mehr verwendet werden.

Eine Firma im Jura hatte sich bereits früher der Aufbereitung von Altreifen gewidmet. Wegen fehlender Absatzmärkte und aus Kostengründen ging sie aber Konkurs. Bernard Burri, Verkaufsleiter von «Oecosynt», ist trotzdem zuversichtlich für sein Unternehmen. «Es ist eine junge Branche. Die Nachfrage nach umweltverträglichen Lösungen wird noch ansteigen», meint er. hi

Meistgelesen

Mehr zum Thema