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Am Karrierebeginn stand der Bühnentod

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Die Sopranistin ist verspätet, doch die anderen Operndarsteller können nicht länger warten und beginnen pünktlich mit den Proben. Plötzlich sind eilige Schritte zu hören, die Sopranistin stürmt auf die Bühne. Sie wirft ihre Tasche und ihre Jacke zu Boden und setzt an der richtigen Stelle fehlerfrei ein. Anne Schwaller war Zeugin dieser Szene. Mit ihren acht Jahren schaute sie in der Oper ihrem Vater Jean-Marc Schwaller beim Herstellen des Bühnenbildes zu. «Die Sopranistin hatte einen Moment einzigartiger Schönheit geschaffen», sagt sie. Erst viele Jahre später habe sie realisiert, dass dieses Erlebnis entscheidend war für ihren Weg auf die Theaterbühne.

In ihrer Kindheit ging sie mit ihren Eltern nicht ins Theater. «Die Kunst spielte zwar eine wesentliche Rolle in der Erziehung von mir und meinen beiden Brüdern, im Vordergrund stand allerdings die Malerei», erzählt die 36-Jährige. «Wir besuchten moderne, zeitgenössische und klassische Ausstellungen auf nahezu allen Kontinenten.» Viele Familienanek­doten und Kindheitserinnerungen stehen in direktem Zusammenhang mit der Malerei.

Harte und aufregende Jahre

Mit 14 Jahren stand sie zum ersten Mal auf einer Bühne. «In der OS führten wir ein Theaterstück auf. Meine Aufgabe war es, Seifenblasen zu machen», erinnert sich Schwaller. Doch sie zerplatzten immer sofort. «Die Zuschauer begannen zu lachen, und mir war die Situation unangenehm.» Mehr Freude hatte sie in der Theatergruppe des Kollegiums St. Michael. «Dort habe ich meinen Platz gefunden.»

«Der Druck war hoch. Gleichzeitig war man jung und damit beschäftigt, seinen Weg zu finden.»

Anne Schwaller

Schauspielerin und Regisseurin

 

Nach der Matura zog es sie ins Ausland, genauer nach Louvain-la-Neuve (Belgien) an die Ecole spécialisée d’art dramatique. «Ich wollte raus aus meinem vertrauten Schweizer Umfeld, in ein Land, in dem ich nicht auf bestehenden Kontakten aufbauen konnte.» Nach zwei Jahren kehrte sie zurück. «Mir wurde bewusst, dass meine Wurzeln fest verankert in der Schweiz sind.» In Lau­sanne absolvierte sie die Haute école des arts de la scène, auch bekannt unter dem Namen La Manufacture, die erst ein Jahr zuvor gegründet worden war. Dort habe sie drei harte, intensive und zugleich aufregende Jahre erlebt. «Wir haben viel leisten müssen, und der Druck war hoch. Gleichzeitig war man jung und damit beschäftigt, seinen Weg zu finden.»

«Hamlet» im Klassenzimmer

Ihr professionelles Debüt hatte sie als Anna im Stück «Les Bas-fonds» («Nacht­asyl») des Russen Maxim Gorki. Das Stück wurde im Théâtre des Osses in Givisiez während zwei Monaten aufgeführt. «Anna stirbt im zweiten Akt. Und so bin ich am Anfang meiner Laufbahn Abend für Abend gestorben, und zwar in den Armen von Véronique Mermoud, einer der grössten Theaterschauspielerinnen der Schweiz.» Im Théâtre des Osses blieb sie sieben Jahre. Dort habe sie viel von der Gründerin Gisèle Sallin gelernt. «Wir mochten uns, wir verabscheuten uns, sie hat mir alles gegeben», erzählt sie mit kraftvoller Stimme. Als Sallin das Theater verliess, ging auch Schwaller und wandte sich stärker der Regie zu. «Ich wollte nun am Ursprung der Botschaft eines Stücks stehen, die Inszenierung von A bis Z erschaffen.» Heute zieht sie die Regiearbeit der Schauspielerei vor – und zwar «ohne zu zögern».

Als Regisseurin könne sie sich am besten ausdrücken und am umfassendsten mit einem Theaterstück befassen. Sie möchte klassische Stücke mit einem zeitgenössischen Blick erzählen, das Publikum in das Schauspiel einbinden und das Theater in seiner einfachsten Form aufführen. William Shakespeares Hamlet hat sie auf 45 Minuten verkürzt und im vergangenen Jahr mit nur einem weiteren Schauspieler in diversen Klassensälen in der Romandie aufgeführt. Alle Requisiten für das Stück passten in eine grosse Truhe. «Hamlet thematisiert Liebe, Tod und familiäre Beziehungen. Alles Themen, die junge Leute bewegen. Wir konnten mit diesem Stück viele Schüler erreichen, die noch nie ein Theater besucht hatten.»

Ihr nächstes Stück, das sie als Regisseurin betreut, wird sich mit dem Literaten Paul Claudel und der Künstlerin Camille Claudel befassen. Die Aufführung ist für Herbst im Nuithonie in Villars-sur-Glâne geplant.

«Für mich ist das Zuhause unentbehrlich; es ist ein Ort des Gleichgewichts und der Stabilität.»

Anne Schwaller

Schauspielerin und Regisseurin

Ihren beiden Söhnen – neun und zwei Jahre alt – möchte sie vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten bieten. So tanze ihr älterer Sohn Hip-Hop. Als Künstlerin sei es wundervoll und schwer zugleich, ein Familienleben zu führen. «Kinder haben einen ganz eigenen Blick auf die Welt. Sie schauen mit Erstaunen und Neugierde und nehmen sich Zeit zum Entdecken. Einen solchen Blick versuche ich auch zu haben.» Gleichzeitig sei sie häufig und manchmal lange unterwegs.

Umso wichtiger sei es für sie, zu Hause in Dompierre im Broyebezirk Zeit zu verbringen. «Für mich ist das Zuhause unentbehrlich; es ist ein Ort des Gleichgewichts und der Stabilität.» Das dreistöckige Haus mit Garten, in dem sie mit ihrem Mann und den zwei Söhnen lebt, wurde 1768 errichtet. «Es war verlassen und in einem sehr schlechten Zustand, als wir es kauften.» Dennoch war es für ihren Mann – er ist Konservator-Restaurator im Bereich der Archäologie – und sie das Traumhaus. «Wir suchten ein Gebäude, dem wir wieder Leben einhauchen konnten. Nach und nach haben wir einzelne Räume hergerichtet.» Doch noch seien die Renovationsarbeiten nicht abgeschlossen. «Das Haus ist für meinen Mann, meine Kinder und mich ein Projekt fürs Leben.»

FN-Serie

Eine Stafette mit Porträts

In einer losen Serie stellen die FN Menschen aus ihrem Verbreitungsgebiet vor: Personen, die etwas Spannendes erlebt haben, über eine grosse Lebenserfahrung verfügen, einen interessanten Beruf oder ein spezielles Hobby haben oder die an ihrem Wohnort das Dorf- oder Stadtbild prägen. Der jeweils Porträtierte bestimmt das folgende Porträt.

mz

 

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