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An der Standortfrage für die Kläranlage scheiden sich die Geister

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Peter Halbherr, Präsident der Aktionsgruppe Sauberer Murtensee, kämpft gegen die geplante neue Kläranlage in Muntelier für 62,9 Millionen Franken. Ursula Schneider Schüttel steht als Präsidentin des Verbands ARA Seeland Süd hinter dem Bauprojekt. Die FN haben die beiden zum Streitgespräch eingeladen.

Peter Halbherr, beim ersten Streitgespräch vor knapp zwei Jahren sprachen Sie von einer besseren Lösung mit der Einleitung des Abwassers in den Kanal der alten Aare. Die Kläranlage war in der Industriezone Kerzers vorgesehen. Ist diese Idee heute vom Tisch?

Halbherr:

Damals stand vor allem im Vordergrund, nicht in den Murtensee einzuleiten. Das ist nach wie vor ein wichtiges Ziel. Der Murtensee ist die Trinkwasserquelle der Region. Wir schauten die bisherige Planung an und stellten fest, dass man die Einleitung des Abwassers in die Aare nie in Erwägung gezogen hatte. Und dann kam die Idee auf, eine Anlage in Kerzers zu bauen und von dort die gereinigten Abwasser Richtung Kallnach und Aare zu führen. Wir sahen dann, dass das doch nicht die beste Lösung ist, und besuchten grössere ARA, unter anderem in Lyss, Biel, Laupen und in Bern. Grössere ARA sind wirtschaftlich effizienter. Wir dachten, wir könnten einen Anschluss an Lyss machen. Lyss hat Überkapazitäten und eine Einleitung in die alte Aare.

Wieso verfolgen Sie denn nun die Variante Biel?

Halbherr:

Für den Standort Biel spricht die Kombination mit einer Kehrichtverbrennungsanlage. Das bringt enorm viele Synergien. Kehrichtverbrennungsanlagen produzieren Abwärme. Als ARA brauchen Sie Abwärme für die Schlammtrocknung. Der getrocknete Schlamm kann als hochwertiger Brennstoff verwendet werden, unter anderem in Zementwerken. Wenn Sie den Schlamm mit Lastwagen transportieren, wie in die Kehrichtverbrennungsanlage von Châtillon, die dafür noch gar nicht ausgerüstet ist, dann sieht die Ökobilanz sehr viel anders aus.

Ursula Schneider Schüttel, was passiert in Châtillon mit dem Klärschlamm?

Schneider Schüttel:

In der umgebauten ARA in Muntelier wird der Schlamm künftig entwässert. Bisher haben wir das in Laupen gemacht. Das heisst, es wird künftig weniger Lastwagentransporte mit Klärschlamm geben. Der Schlamm geht in das Werk Saidef nach Posieux und wird dort verbrannt. Das Saidef hat eine Fernwärmeheizung. Dadurch haben wir eine gegenüber heute verbesserte Energiebilanz.

Warum wurde der Vorschlag Biel vom ARA-Verband Seeland Süd noch nie geprüft?

Schneider Schüttel:

Wir konzentrierten uns in den letzten Jahren auf das Projekt, das aus den verschiedenen Regionalstudien hervorgegangen war. Muntelier wurde dort als der geeignetste Standort bewertet. Es wurde damals auch geprüft, ob man nicht in den See, sondern in die Aare, in die Broye oder in den Zihlkanal einleiten soll. Man kam zum Schluss, dass man nicht in einen Fluss einleiten möchte, sondern in einen See, weil die Verdünnung dort besser ist als in einem fliessenden Gewässer.

Trinken Sie Hahnenburger?

Halbherr:

Ja, ziemlich viel.

Schneider Schüttel:

natürlich, zu Hause fast ausschliesslich.

Also haben Sie kein Problem mit dem Wasser aus dem Murtensee, das zu Trinkwasser aufbereitet wird?

Halbherr:

Doch, doch, aber ich trinke es trotzdem. Es ist sicher kein zufriedenstellendes Trinkwasser. Die Skepsis gegenüber der Wasserqualität ist gross.

Darf man mit dem Wasser, das aus der ARA kommt, Felder bewässern?

Schneider Schüttel:

Meines Wissens ja. Da wurde irgendwo mal eine gegenteilige Behauptung aufgestellt, vielleicht im Zusammenhang mit dem Erli­graben, der eine nicht ausreichende Verdünnung hat. Das Wasser aus der ARA Muntelier wird im See stark verdünnt. In der neuen ARA wird es mit der Ozonung eine vierte Reinigungsstufe geben, die Mikroverunreinigungen zusätzlich entfernt. Zudem besteht eine veri­tab­le Distanz zwischen der Einleitung von gereinigtem Abwasser bei Muntelier in acht Metern Tiefe und der Entnahme von Wasser für die Trinkwasseraufbereitung in der Nähe des Grengspitzs in 36 Metern Tiefe.

Die Einleitstelle in den See wurde mit dem Bau der Kläranlage Muntelier festgelegt. Wäre es sinnvoll, diese Einleitstelle zu überdenken?

Schneider Schüttel:

Wir haben das in der Baukommission bereits diskutiert. Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund dafür, dass man das sofort überprüfen müsste. Wir sind der Meinung, dass sich die Verhältnisse im See wie die Strömung seitdem nicht massiv verändert haben. Und in Zukunft werden wir besser gereinigtes Abwasser einleiten.

Halbherr:

Das Problem ist, den kleinen ARA fehlt es an Geld. Kleine ARA sind hochgradig unrentable Anlagen, richtige Geldfressmaschinen. Mit welchem Geld wollen Sie die Einleitung in den See verändern? Die Budgets sind nicht vorhanden. Folglich kann man sich die Frage gar nicht erlauben. Die Einleitung war damals gemacht worden, als die Region Murten zirka 10 000 Einwohner zählte. Damals war das eine angemessene Lösung, heute eben nicht mehr. Die Einleitung in die Aare wäre die bessere Lösung. Es ist ein stark strömendes Gewässer. Mit dem Anschluss an die ARA Biel würde das Wasser über den Nidau-Büren-Kanal in die Aare eingeleitet.

Schneider Schüttel:

Zum Geld und zu dem Vorwurf, wir würden uns die Frage nach der Einleitstelle in den See nicht erlauben: Wir haben uns die Frage sehr wohl gestellt. Wenn wir das machen wollten, können wir bei den Gemeinden die dafür notwendigen Gelder beantragen. Ziemlich sicher würden sie diese investieren. Allerdings werden sie dann über die Abwasserrechnung wieder bei den Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen. Wir versuchen, sorgfältig mit dem Geld umzugehen, und treffen jene Massnahmen, die wir als sinnvoll einschätzen. Es ist nicht eine Frage der Mittel, sondern eine Frage der Notwendigkeit.

Halbherr:

Sie haben jetzt ja selber das Wichtigste gesagt. Sie brauchen immer neues Geld, Sie beantragen das in den Gemeinden und gehen davon aus, dass die Gemeinden Ihnen das immer weiter bewilligen. So landet man in einer verlockenden Welt, wo man immer mehr Geld verlangen kann. In welchem Unternehmen kann man das? Dem Aktionär sagen, ich brauche noch mehr Geld? Und dann kommt das Geld, und dem Bürger verschickt man die Rechnung, der sie dann schlucken muss.

Schneider Schüttel:

Das ist bei einer Aktiengesellschaft nicht anders. Auch wenn wir eine öffentlich-rechtliche AG wären, müssten wir die Rechnung für die erbrachten Dienstleistungen den Bürgern stellen. Zusätzlich müsste man die Aktionäre mit Dividenden zufriedenstellen.

Halbherr:

Sehen Sie, und mit 35 Millionen für eine Pipeline nach Biel, also mit der Hälfte des Geldes, würde es Ihnen für all das reichen.

Schneider Schüttel:

Nein, das ist falsch. Bei den 35 Millionen, die Sie ins Feld führen – wenn der Betrag von 35 Millionen überhaupt stimmt für die Leitung nach Biel –, ist dann eben die Frage, was sonst noch alles hinzukommt.

Halbherr:

Wir haben berechnet, dass der Betrieb der ARA Muntelier 5,2 Millionen kosten wird. Sie haben ja nicht nur Betriebskosten, sondern auch Abschreibungen. Über 35 Jahre sind das zwei Millionen Abschreibungen pro Jahr. Dazu kommen die Zinsen. Man darf auch nicht vergessen, dass eine Anlage für Schlammreinigung nicht 35 Jahre lang hält, sondern nur 15 Jahre, und dann müssen Sie diese erneuern. Also brauchen Sie weitere Erneuerungsfonds und müssen irgendwie eine Quelle haben, die entweder Cashflow produziert, oder Sie müssen ständig mit der hohlen Hand zu den Bürgern. Die ganze Anlage in Biel, die viereinhalb Mal grösser ist, kostet 3 Millionen Franken pro Jahr. Da stimmt doch etwas nicht, wenn unsere viel kleinere ARA Muntelier neu 5,2 Millionen kostet im Jahr.

Stimmt diese Zahl für die neue Anlage in Muntelier?

Schneider Schüttel:

Wir gehen von 1,9 Millionen Betriebskosten aus bei einem mittleren Betrieb mit 56 000 Einwohnerwerten. So ist es auch in den Abstimmungsunterlagen festgehalten. Diese Zahl ist mit den heutigen Zahlen der ARA Kerzers und der ARA Murten vergleichbar.

Ist diese Zahl mit den drei Millionen in Biel vergleichbar?

Halbherr:

Die reinen Betriebskosten in Biel, ohne Abschreibungen und Zinsen, betragen 1,55 Millionen.

Schneider Schüttel:

Ich kenne diese Berechnungen nicht. Unsere Zahlen sind in der Abstimmungsbotschaft enthalten. Es ist wichtig, dass wir Äpfel mit Äpfeln vergleichen. Die Betriebskosten werden mit der neuen Anlage reduziert. Finanzierungs- und Amortisationskosten sind darin nicht enthalten. Und wieso ohne diese Kosten? Weil im heutigen System der beiden Anlagen in Kerzers und Murten die Gemeinden die Kredite aufnehmen. Sie tragen die Finanzierungskosten und die Amortisationen der Gelder heute also selber. Mit dem neuen Verband ARA Seeland Süd ändert das System: Die gesamten Investitionen werden über den Verband finanziert. Sobald wir als Verband Darlehen aufnehmen, kommen zu den 1,9 Millionen Zinsen, Amortisationen et cetera als Betriebskosten hinzu. Es ist heikel, wenn man – ohne das zu berücksichtigen – ARA-Kosten miteinander vergleicht. Bei der Gemeinde Murten machen die ARA-Kosten nur rund einen Drittel der Gesamtkosten der Abwasserreinigung aus, der Rest betrifft den Unterhalt der Gemeindeleitungen. Ich weiss nicht, wie die ARA Biel aufgestellt ist. Ich weiss nicht, ob sie auch eigene Kanalisationen haben, die sie instand halten müssen, oder ob das die Gemeinden selber machen. Bei der ARA Bern weiss ich, dass sie selber relativ wenige Leitungen haben. Deshalb sieht die Rechnung dort anders aus. Man muss wirklich sehr genau schauen, welche Zahlen man miteinander vergleicht.

Können Sie sagen, was in Biel in den Betriebskosten eingerechnet ist, Peter Halbherr?

Halbherr:

Die Zahlen stimmen eins zu eins überein. Man muss sehen, wenn ich 70 Millionen Kredit aufnehmen muss über 35 Jahre, dann muss ich der Bank jedes Jahr zwei Millionen Franken zahlen für die Amortisation. Plus Zinsen. In einer ARA Biel sieht das viel besser aus. Die schieben das nicht vor sich her, schauen ins Leere und müssen dann irgendwie 70 Millionen finanzieren. Sondern sie erneuern jedes Jahr. Dadurch ist das ein stetiger Prozess mit geringerem Kapitalbedarf und Zinsaufwand.

Schneider Schüttel:

Der Gemeindeverband ARA Seeland Süd schiebt die Investition von 60 oder 70 Millionen nicht vor sich her. Wir nehmen das Geld nicht auf einmal auf. Wir werden gestaffelt vorgehen. Für uns gibt es keinen ersichtlichen Grund, den Standort in Muntelier zu wechseln. Wir haben nach all den Abklärungen in den letzten Jahren nirgends Schwachstellen gefunden, wonach wir den Standort in Muntelier hinterfragen müssten.

Halbherr:

In kleinen ARA wirken sich die Kapitalanlagen sehr schlecht aus. In grösseren ARA sieht das ganz anders aus.

Schneider Schüttel:

Wir haben die Vergleichsrechnung gemacht mit anderen ARA. Da­raus ist ersichtlich, dass wir mit dem Projekt zu den besseren ARA schweizweit gehören werden.

Wir sprechen jetzt schon länger über Geld. Doch der Ursprung der Aktionsgruppe Sauberer Murtensee war das Wasser im See. Wo müsste man aktiv werden für einen saubereren Murtensee?

Halbherr:

Wir haben hier ein wunderschönes Naturschutzgebiet mit einem kaum durchströmten See. In einem solchen Gebiet eine ARA einzuleiten, ist ein absoluter Unfug. Zu behaupten, dass das keine Auswirkungen hat auf das Wasser, ist falsch. Also müssten wir die ARA in Muntelier am besten schliessen.

Dann müssten wir auch all die anderen ARA im Broyegebiet schliessen, deren Abwasser über die Broye ebenfalls in den Murtensee fliesst?

Halbherr:

Das ist eine ganz andere strategische Diskussion, die man mit den dortigen Gemeinden angehen sollte. Es hat auch nicht die gleichen Auswirkungen, wenn das Wasser von dort mit der Broye in den Murtensee fliesst wie wenn das Wasser in ein untiefes Becken in absoluter Strandnähe fliesst. Am besten wäre natürlich, wenn man den See komplett entlasten könnte. Auch die Landwirtschaft sollte weiter ihren Beitrag leisten, da ist schon sehr viel gemacht worden. Wie wollen Sie sich gegenüber den Bauern im Naturschutz profilieren, wenn Sie nicht bei der Abwasserreinigung der Menschen damit beginnen?

Schneider Schüttel:

Die ARA Muntelier ist eine von vielen Anlagen, deren Wasser in den See fliesst. Ein sehr kleiner Anteil stammt aus Muntelier. Mit der neuen Anlage haben wir eine eindeutige Verbesserung des gereinigten Abwassers. In Bezug auf die Landwirtschaft gehe ich mit Ihnen einig, dass man dort dran ist und noch mehr machen sollte. In Bern setze ich mich als Nationalrätin für Natur- und Gewässerschutz ein.

«Kleine ARA sind hochgradig unrentable Anlagen, richtige Geldfressmaschinen.»

Peter Halbherr

Präsident Aktionsgruppe Sauberer Murtensee

«Für uns gibt es ­keinen ersichtlichen Grund, den Standort der Anlage in Muntelier zu wechseln.»

Ursula Schneider Schüttel Präsidentin ARA Seeland Süd

Bauprojekt ARA Seeland Süd

Zahlen und Fakten

Ein Bauprojekt für 17 Gemeinden

Für den Um- und Ausbau der Kläranlage in Muntelier fusionierten die Gemeindeverbände ARA Region Murten und ARA Region Kerzers 2016 zur ARA Seeland Süd. Der Verband vereint 17 Gemeinden aus dem Kanton Freiburg und aus dem Kanton Bern. Die Abstimmung zum Bauprojekt ist am 10. Februar.

emu/jmw

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