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An der Umkehr führt kein Weg vorbei

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wort zum sonntag

Autor: Hildegard Schmittfull

An der Umkehr führt kein Weg vorbei

Das Evangelium dieses Sonntags mutet uns das Bild einer Schafherde zu. Wie lange hat das Selbstverständnis der kirchlichen Seelsorge das Bild des Hirten mit seiner Herde geprägt?! Dieses Bild passt nicht mehr so gut in eine Zeit, in der Individualität und Partnerschaftlichkeit unverzichtbare Werte sind. Und doch, es ist ein archetypisches Bild, das unsere Seele anrührt, jene Sehnsucht in uns anspricht, die sich genau solch eine nahe, fürsorgende Beziehung wünscht, in der wir uns lebendig fühlen und beschützt vor allem Unheil.

Aber nicht nur das Bild des Schafes ist brüchig geworden. In den letzten Wochen vergeht kein Tag, an dem die Medien nicht von Hirten, die ihre Schafe missbraucht haben, berichten. Es ist ein Geschehen, in dem genau dieses oben angesprochene Vertrauen im Tiefsten erschüttert worden ist. Kirche nimmt für sich in Anspruch, dass es ihr um «Seel-Sorge» geht, um das ewige Leben schlechthin. Bei sexuellem Missbrauch durch Vertrauenspersonen sprechen die Betroffenen von Seelenmord, vom Verlust des Selbstwertgefühles, die Identität ist versehrt. Unermessliches Leid ist damit verbunden.

Die Kirche fühlt sich der Wahrheit verpflichtet. Das Gebot der Stunde ist, dass diese Wahrheit das eigene schuldhafte Versagen nicht mehr ausblendet. Zu lange glaubte man, dass, was unter dem Teppich bleibt, keine Wirkung hat. Irrtum! Das Vertrauen wurde in dem Moment brüchig, in dem der Missbrauch geschehen und gedeckt worden ist. Genau in dem Moment wurde die Glaubwürdigkeit der ganzen Kirche erschüttert. «Denn wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder des Leibes.» Es ist die Lektion, die wir alle als Glieder des Leibes zu lernen haben.

Zweifellos ist das, was derzeit in unserer Kirche offenbar wird, ein schmerzlicher und beschämender Zustand. Aber einer, der nicht aussichtslos ist. Alle biblischen Bilder von erlöster Zukunft setzen Umkehr voraus. Sie könnte bedeuten: keine billige Rechtfertigung mehr, bekennen, dass wir zu wenig wach gewesen sind, zu wenig Mitgefühl mit den Opfern aufbrachten. Es könnte bedeuten, die Hirten hören auf die Stimme der Verletzten, – Opfer wie Täter -; wir alle werden zu Schafen: Papst, Bischöfe, Priester und Gläubige, die hören auf den einen Hirten, Jesus Christus.

In Zeiten solcher Erschütterung müssen wir uns von Ihm führen, ermutigen und stärken lassen. Vielleicht müssen wir gleichzeitig alle für einander zu guten Hirten werden, damit jene überwältigende Vision Wirklichkeit werden kann, die uns im Text der Offenbarung geschenkt ist.

Hildegard Schmittfull aus Teufen AR ist Theologin und Kontemplationslehrerin.

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