Andreas Borgman soll Gottérons Defensive zusätzliche Physis und Offensiv-Power verleihen. In den FN erklärt der Schwede, was ihn in die Schweiz zog und weshalb er sich trotz Hand am Pokal nicht als Stanley-Cup-Sieger fühlt.
Wer Andreas Borgman auf den sozialen Medien folgt, hat die letzten Tage und Wochen in Bildern und kurzen Videos mitbekommen, wie er seit seiner Ankunft in der Schweiz schon so einiges unternommen und gesehen hat. Aareböötle mit Christoph Bertschy und Sandro Schmid und kurze Abstecher an den Genfersee gehörten ebenso zum Freizeitprogramm des 28-jährigen Schweden wie ein Trip – unter anderem mit Andrei Bykow – nach Mailand. «Das stimmt, ich hatte bisher schöne Wochen hier», erklärt Borgman nach der Trainingseinheit vom Dienstagmorgen bereitwillig. «Es sind alles gute Typen in dieser Mannschaft. Es ist wichtig, dass wir einander kennenlernen und Zeit zusammen verbringen. Das wird uns auch auf dem Eis zugutekommen. Ja, es waren in der Tat schöne Tage, während denen ich Land und Leute entdecken durfte», so Borgman strahlend und so gar nicht dem Stereotyp des reservierten Nordländers entsprechend.
Perfekte Saison öffnet Tür zur NHL
Andere Länder und Kulturen entdecken zu können, sei einer der Vorzüge als Hockey-Professional, führt der gebürtige Stockholmer weiter aus. Deshalb zögerte er auch nicht, als bereits zu einem frühen Zeitpunkt des Jahres das Angebot von Gottéron kam und zog seine Option, die es ihm erlaubte, Frölunda trotz eines noch weiterlaufenden Vertrages vorzeitig verlassen zu können. «Das war mein Ziel, seit ich aus den USA zurückgekehrt war – ein oder zwei Jahre in Schweden zu spielen, um dann wieder etwas Neues zu wagen. Gottéron bot mir diese Möglichkeit. Ich bin sehr glücklich mit dieser Entscheidung.» Das liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass er in Freiburg auf einige bekannte Gesichter traf. «Jacob de la Rose und Lucas Wallmark kenne ich aus meiner Juniorenzeit, und mit Marcus Sörensen habe ich in der Vergangenheit auch schon das Sommertraining bestritten. Natürlich habe ich im Vorfeld meiner Unterschrift mit ihnen über Gottéron gesprochen. Sie alle – wie auch der Amerikaner Ryan Lasch, mit dem ich zuletzt bei Frölunda spielte und der eine Vergangenheit beim SCB hat – haben mir gesagt, wie sie die Schweiz und das Eishockey hier lieben. Spätestens dann war der Fall für mich klar.»
So also fand Borgman wie so viele Schweden, unter anderem auch seine ehemaligen Teamkollegen Mattias Tedenby (ex-HCD), Ted Brithén (Ex-SCB), Niklas Hansson (EVZ) oder Lawrence Pilut (LHC), mit denen er 2017 mit HV71 schwedischer Meister wurde, den Weg in die National League. «Die Schweizer Liga ist eben attraktiv, sportlich und finanziell. Zudem ist es nicht allzu weit bis in die Heimat, weshalb es möglich ist, ab und zu die Familie zu sehen», erörtert Gottérons neue Nummer 74 die Pluspunkte seiner neuen Karrierestation. Deutlich grösser waren die Distanzen von 2017 bis 2022, als der Schwede in Nordamerika sein Glück gesucht hatte. Als Junior von keiner NHL-Organisation gedraftet, öffnete ihm die Meisterschaft mit dem Verein aus Jönköping die Türen nach Übersee. In seiner ersten Saison in der höchsten Spielklasse Schwedens gewann Borgman nicht nur das Championat, sondern wurde auch als bester Rookie des Jahres ausgezeichnet. Schliesslich steuerte er im Playoff mit zwei Toren und acht Assists die meisten Skorerpunkte aller Verteidiger der Liga zum Erfolg bei.
Genug vom rauf und runter
«Ich wollte damals einfach eine gute Saison mit HV71 spielen und dachte nicht viel weiter voraus. Als es dann gleich so gut lief und NHL-Teams ihr Interesse anmeldeten, wurde ich dann aber doch hellhörig. Schliesslich war die NHL der Platz, an dem ich immer sein wollte», blickt Borgman zurück. Er heuerte als Free Agent bei den Toronto Maple Leafs an, die ihn im Verlauf der Saison 2017/18 jedoch ins Farmteam Toronto Marlies schickten. Mit diesen holte er sich sogleich den Calder Cup, den Meistertitel der AHL. Im Juli 2019 wurde Borgman schliesslich zu den St. Louis Blues getradet, kam dort aber ausschliesslich im Farmteam San Antonio Rampage zum Einsatz. Abermals wechselte der Schwede die Adresse und stiess im Herbst 2020 zu den Tampa Bay Lightning. Doch auch für den späteren Stanley-Cup-Sieger bestritt Borgman nur sieben Partien, keine davon im Playoff, weshalb sein Name auch nicht auf die Trophäe eingraviert wurde. «Klar, ich war das ganze Jahr beim Team und bestritt einige Spiele, so richtig ein Teil davon war ich allerdings nicht. Deshalb fühle ich mich auch nicht als Stanley-Cup-Sieger, obwohl ich den Pokal in die Höhe stemmen durfte», erklärt Borgman. «Dennoch war es eine fantastische Zeit. Spieler wie Victor Hedman oder Steven Stamkos begleiten zu dürfen, war eine grossartige Erfahrung.»

Foto Charly Rappo
Die folgende Spielzeit nahm Borgman abermals in der AHL in Angriff, bei den Texas Stars, dem Farmteam von Dallas, nach 14 Partien hatte er aber genug gesehen und brach seine Zelte in Übersee ab. «Ich hatte das rauf und runter satt. Natürlich hätte ich gerne mehr in der NHL gespielt – und ich denke, ich hätte es auch verdient gehabt. Aber vieles in der NHL ist eben auch Politik, und vielleicht fehlte mir ein wenig das nötige Glück, um zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.» So blieb es für Borgman bei 3 Toren und 10 Assists in 55 NHL-Partien und 54 Skorerpunkten in 151 AHL-Spielen. Bei seiner Rückkehr nach Schweden zu Frölunda kam er in der angebrochenen Meisterschaft 2021/22 in 32 Einsätzen auf 27 Skorerpunkte, in der letzten Saison aufgrund einer Schulterblessur in nur 36 Partien auf deren 16.
Parallelen zu Gunderson
Was ist nun vom 181 cm grossen und 91 kg schweren Schweden, der auf den finnischen Defensiv-Verteidiger Juuso Vainio folgt, in Freiburg zu erwarten? «Borgman ist bezüglich seiner Qualitäten einem Ryan Gunderson ziemlich ähnlich, spielt aber physischer. Er ist ein guter Läufer, hat einen guten Pass und kann schiessen», sagt Trainer Christian Dubé über seinen Zuzug, zu dessen Stärken das Bandenspiel zählt und der auch schon mal einen kernigen Bodycheck auspacken kann. Diese Beurteilung deckt sich so ziemlich mit der Selbsteinschätzung Borgmans. «Ich will ein harter und aggressiver Spieler sein, der in der Defensive eine Hilfe ist, aber auch im Angriff punkten kann.» Bei Frölunda spielte er eine wichtige Rolle im Powerplay, gleiches ist bei Gottéron vorgesehen, wo er Raphael Diaz aus der zweiten Überzahlformation verdrängt hat. «Ich nehme alles, was ich kriegen kann und will so viel wie möglich spielen», hält der Schwede seine Ansprüche nicht hinter dem Berg.
Zunächst will er jedoch erst einmal gut in der neuen Liga ankommen. «Ehrlich gesagt, wusste ich nicht allzu viel über die National League. Ich kann es kaum erwarten, die ersten Meisterschaftsspiele zu bestreiten und unsere Fans hautnah mitzuerleben – alle haben mich bereits gewarnt, dass es laut wird», sagt Borgman schon beinahe euphorisch. Für ihn sei der Support der Zuschauer essenziell. «Das ist das beste Gefühl draussen auf dem Eis, wenn du lautstark angefeuert wirst. Wir alle wissen noch, wie es während Corona vor leeren Tribünen war. Das war kein Spass. Und natürlich will ich dazu beitragen, die Niederlagenserie – wenn man das bisher vergebliche Hinterherrennen nach dem ersten Meistertitel so nennen kann – endlich zu beenden.»
Testspiele: Heute in Düdingen gegen Liberec
Die vier ersten Testspiele der Saison konnte Gottéron allesamt gewinnen, zuletzt gab es in Bozen beim Südtirol Summer Classic Siege gegen Bratislava sowie Straubing und damit den Turniersieg. Am Mittwoch und am Freitag folgen im Rahmen des Coupe des Bains die nächsten Tests. Gegner in der Düdinger Eishalle sind am Mittwoch Liberec aus Tschechien und am Freitag Bremerhaven. Anspielzeit ist jeweils um 19.30 Uhr. Im letzten Spiel des Coupe des Bains ist am Samstag um 18 Uhr in Yverdon Mikkelin Jukurit (FIN).
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.