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«Angst vor der Angst muss nicht sein»

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Autor: Pascale Hofmeier

Herzrasen, Atemnot, Schweissausbrüche. Das sind die körperlichen Angstsymptome, die alle kennen. Bei Menschen mit einer Panikstörung treten diese unvermittelt auf. Im schlimmsten Fall verunmöglichen sie, vor die Haustür zu gehen. Angststörungen hätten in der Gesellschaft zugenommen, sagt Psychiater und Psychotherapeut Frank König. Er am Informationsabend «Angst vor der Angst» über das Thema referieren.

Angst ist ein Schutzmechanismus. Ohne sie würden wir uns die Finger an jeder Herdplatte verbrennen. Wann wird Angst zum Problem?

Angst ist eigentlich eine sinnvolle Alarmreaktion. Ein Leben ohne Ängste gibt es nicht. Zur Krankheit wird sie, wenn sie Menschen in ihren sozialen Beziehungen beeinträchtigt, wenn jemand Probleme hat einzukaufen oder bei der Arbeits in Panik gerät.

Sind die Menschen heute ängstlicher als früher?

Die Sensibilität für Ängste hat in Industriestaaten etwas zugenommen. Untersuchungen in Europa zeigen, dass etwa dreizehn Prozent aller Patienten, die bei Allgemeinpraktikern in Behandlung sind, unter einer Angststörung leiden. Es ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen.

Warum haben Angststörungen zugenommen?

Ich denke, es gibt zwei Faktoren. In der Informationsgesellschaft haben sich die Reize, die auf uns einwirken, enorm verdichtet. Es wird immer schneller kommuniziert. Prozesse werden optimiert, weniger Menschen leisten in kürzerer Zeit mehr. Es bleibt kaum Zeit, innezuhalten. Ein zweiter Faktor ist das Stichwort Krisen. Wir leben in einer Zeit sozialer Verunsicherung. Menschen geraten in Not, zum Beispiel durch die Finanzkrise. Gibt es in Firmen Entlassungen, fragt sich jeder, wen es als Nächstes trifft. Dadurch entstehen Existenzängste – aber die können jeden von uns treffen.

Wer in solchen Situationen gefährdet, krank zu werden?

Da spielen soziale und erbliche Faktoren eine Rolle. Ängste werden zu 20 bis 30 Prozent erblich mitbedingt. Wenn die Grossmutter ängstlich war, kann es sein, dass es auch den Enkel trifft. Obwohl es keine Erbkrankheit ist.

Übervorsichtige Eltern geben ihre Ängstlichkeit den Kindern weiter?

Genau. Ebenfalls gefährdet sind Menschen, die einen Schock erlebt haben. Das kann ein Unfall sein oder der unerwartete Tod eines nahen Menschen. Auch Schockerlebnisse in der Kindheit können später zu einer Angststörung führen, zum Beispiel ein sexueller Missbrauch. Es kann zehn bis fünfzehn Jahre dauern, bis die Störung ausbricht. Einfluss hat auch der Drogenkonsum unter jungen Leuten. Das kann später Störungen auslösen.

Wir alle hatten schon Angst. Woran merkt jemand, dass seine Angst krankhaft ist?

Zunächst muss man die verschiedenen Gruppen von Angststörungen unterscheiden. Die leichtesten sind Phobien, zum Beispiel die Furcht vor Spinnen. Ich selber fürchte mich auch vor Reptilien. Damit lässt es sich in der Regel normal leben. Dann gibt es schwere, generalisierte Ängste. Da erleben Menschen über mehrere Monate hinweg Angstzustände ohne klar ersichtlichen Grund. Eine weitere Gruppe sind Traumareaktionen, also die Folgen eines Schocks. Wer viermal im Monat oder mehr einen Angstzustand mit Atemnot, Schweissausbrüchen und Herzrasen – eine Panikattacke – erlebt, bei der er das Gefühl hat, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren, der muss unbedingt Hilfe suchen. Sonst drohen Komplikationen.

Welche Komplikationen?

Die Patienten wissen oft lange nicht, woran sie eigentlich leiden. Es dauert häufig ein bis zwei Jahre, bis sie beim Fachmann landen. Sie nehmen dann Beruhigungsmittel oder trinken Alkohol, um die Angst zu mildern. Daraus entstehen Abhängigkeiten. Weitere mögliche Komplikationen sind schwere Depressionen und eine erhöhte Rate von Selbsttötungshandlungen.

Wieso dauert es so lange bis zur richtigen Diagnose?

Man kann Ängste sehr lange kaschieren. Die Patienten wenden sich häufig wegen der körperlichen Symptome an ihren Hausarzt oder Internisten. Natürlich müssen Krankheiten wie ein Herzinfarkt ausgeschlossen werden, trotzdem sollte rechtzeitig auch an eine psychische Ursache gedacht werden.

Und dann folgt der Gang zum Psychiater?

Es ist sehr wichtig, dass Angststörungen von Fachleuten behandelt werden, von Psychologen oder Psychiatern. Denn die Angst vor der Angst muss nicht sein. In leichten Fällen reicht eine Psychotherapie und das Erlernen von Entspannungstechniken. Bei schwereren Ausprägungen mit Depression wird die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva mit einer Psychotherapie kombiniert. Leider haben viele Menschen Vorurteile, denken, die Antidepressiva würden sie manipulieren. Das ist nicht so. Bei der Suche nach einer Therapie ist es wichtig, dass die Form zum Menschen passt.

Psychische Probleme als Krankheit anzuerkennen fällt aber vielen schwer.

Man muss sich dafür nicht schämen. Eine Angststörung oder eine andere psychische Erkrankung kann jeden treffen. Es ist für alle nur eine Frage, wie hoch die Dosis Stress ist, die sie tolerieren können.

Was raten Sie Menschen, die sich in den beschriebenen Symptomen selber erkennen?

Zunächst das Leben zu entschleunigen. Sie sollten sich überlegen, ob sie gestresst sind und wie sie diesen Stress im Alltag langsam abbauen können. Stichwort: Wellness. Sie sollen leichten Sport ausüben, baden gehen, wenn möglich einen Urlaub vorziehen. Eine gesunde Lebensweise ist auch ein wichtiger Heilfaktor. Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Yoga helfen in leichten Stadien – und zur Vorbeugung. Wenn die Panikattacken aber viermal im Monat oder häufiger vorkommen, dann braucht es Medikamente oder eine Therapie.

Frank König ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Das Spezialgebiet des 51-jährigen sind Angststörungen und Depressionen. Seit drei Jahren praktiziert der ehemalige leitende Arzt der Klinik Marsens in Düdingen gemeinsam mit Ernst Hülsmann. Über seinen eigenen Weg im Umgang mit einer Existenzkrise schrieb er das Buch «Ein Chefarzt klagt an» (Ullstein Verlag).

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