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Archaischer Silvesterbrauch für Junge

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Es ist kalt an diesem Samstagmorgen im Schlosshof von Laupen. Doch gegen 9 Uhr finden sich rund 15 Jugendliche ein. Es sind überwiegend Laupener Oberstufenschüler. Dazu kommen vereinzelt junge Männer, welche die Schule bereits verlassen haben, sowie ein einziges Mädchen. Sie alle wollen an diesem Morgen Besen für den Silvesterbrauch des Achetringeles binden (siehe Kasten). Mit Kabelbinder befestigen sie dafür Wacholderzweige an langen Besenstangen.

Erwachsene als Helfer

«Der vorderste Teil der Stange darf nicht hervorschauen», ruft Martin Bienz den Jugendlichen in Erinnerung. Schliesslich soll es keine Verletzungen geben, wenn die «Besemandlis» am Achetringele mit den Besen auf die Zuschauer losgehen. Das ist umso wichtiger, weil sie mit ihren Masken nicht viel sehen.

Martin Bienz ist einer der wenigen Erwachsenen, die beim Achetringele im Hintergrund mitwirken. «Bis vor wenigen Jahren hing der Erfolg des Achetringeles gänzlich vom Anführer ab, der jedes Jahr unter den älteren Schülern neu bestimmt wurde», erklärt Bienz. Seit ein paar Jahren stehen nun einige Erwachsene den Jugendlichen unterstützend zur Seite und gewährleisten damit eine gewisse Kontinuität.

«Bindet nur so viel an die Stangen, wie ihr auch tragen könnt», ruft Bienz. Die drei bis vier Meter langen Besen, welche die Jugendlichen während des ganzen Umzuges auf ihren Schultern tragen, haben ein ordentliches Gewicht.

Nach dem Binden geht es ins Dorf. Im Stall eines Bauernhofes liegen unzählige Rindsblasen bereit, welche die Organisatoren vor einiger Zeit in einem Schlachthof in Estavayer-le-Lac abgeholt hatten. Die Jugendlichen klopften sie anschliessend in stundenlanger Arbeit weich und bliesen sie mit einem Kompressor auf. Dann wurden sie getrocknet. «Wir versuchten schon, die Blasen zu räuchern, um sie mehrere Jahre verwenden zu können», erzählt ein Betreuer. Doch: «Irgendwann zersetzen sie sich von selbst.» Nun werden die Blasen an die Jugendlichen verteilt, welche sie am Umzug um den Körper tragen.

Das Engagement für den Brauch hänge oft vom Elternhaus ab, weiss Martin Bienz. Vor allem bei den Ur-Laupenern sei er beliebt. So würden viele Familien ihr Silvesterfest danach ausrichten. «Entweder essen sie vorher und kommen dann an den Umzug, oder sie essen nach dem Umzug.»

Erfahrene Teilnehmer

 Der 25-jährige Cian Karakoc ist ein erfahrener Achetringeler. Der Vater seiner Freundin habe ihn angefragt, weil jemand ausgefallen sei. «Für mich war sofort klar, dass ich wieder mitmache.» Das Üben habe viele positive Erinnerungen an die Schulzeit geweckt.

Auch die Siebtklässlerin Eliane ist schon länger dabei. Als einziges Mädchen fällt sie an diesem Morgen etwas aus dem Rahmen. «Viele meiner Kolleginnen ekeln sich vor den Rindsblasen. Dabei kann man sich ja nachher die Hände waschen.» Seit mehreren Jahren sei sie als «Glögglerin» am Umzug dabei. Nun ziehe sie zum ersten Mal mit den Rindsblasen durch das Dorf. Die «Blaateremandlis» traktieren damit die Mädchen des Dorfes. Müssen sich nun die Jungen vor ihr fürchten? Eliane winkt lachend ab: «Ich nehme lieber meine Schulkolleginnen dran.»

«Die Jugendlichen müssen für das Achetringele Opfer bringen», sagt Martin Bienz. So verbringen sie mehrere Samstage mit Vorbereitungen in der Kälte. Zudem könnten sie am Jahreswechsel nicht in die Ferien oder in den Ausgang. «Dieses Engagement ist heute nicht mehr selbstverständlich», freut sich Bienz.

Achetringele: Mit Glocken, Besen und Blaatere Dämonen vertreiben

A chetringele, was sich mit «Herunterläuten» übersetzen lässt, bezeichnet den traditionellen Brauch, mit dem in Laupen der Jahreswechsel gefeiert wird. Am Silvesterabend zieht ab 20 Uhr ein Umzug aus «Glögglern», «Blaateremandlis» und «Besemandlis» vom Schloss hinab durchs Dorf.

Die Glöggler, Laupener Primarschüler, sorgen mit ihren Glocken und Treicheln für Lärm. Die Blaateremandli tragen mehrere Rindsblasen um ihren Körper und traktieren damit am Schluss die Mädchen im Dorf. Die Besemandlis sind in Hundefelle gekleidet und tragen Masken sowie lange Besen aus Wacholderstauden. Auf dem Läubliplatz und dem Bärenplatz macht der Umzug halt und die Gestalten stellen sich in einem Kreis auf. Ihr Anführer spricht den Silvesterspruch und den Neujahrswunsch. Dann beginnen die Glöggler ihre Glocken und Treicheln zu läuten und die Besemandlis gehen mit ihren Besen auf die Zuschauer los.

Die Wurzeln des Brauches liegen vermutlich im germanischen Götterglauben. Die Masken und der Glockenlärm sollten böse Dämonen vertreiben. Die heutige Form des Brauches existiert seit 1924. sos

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