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Bollwerk-Festival: Von Erinnerungen und Ungereimtheiten

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Eva Bertschy

FreiburgDie Bühne von Duri Bischoff, ein eingängiges Festzelt-Szenario, in dem der Zuschauer Platz nahm, suggerierte Volkstum, das nahtlos in Schlager und Pop überging. Man wähnte sich an irgendeiner 1.-August-Feier, wo eine dieser Querbeetcombos, die einem zeitweise vormachen, dass sich auf einem Keyboard auch Xylophon spielen lässt, zum Tanz auffordern.

Auffallend die Kostüme von Nic Tillein: Eine mattgrüne Bundfaltenhose, die in der Taille ein kleinkariertes Hemd unschön zusammenschnürte, für Michael Wolf. Seine Tanzpartnerin, gespielt von Sandra Utzinger, hätte es in ihrem blauen Rock wohl nicht in den Kalender der Bauerntöchter geschafft und wirkte doch wie eine der Kandidatinnen.

Mike Shiva und Heidi

Nach dieser Eingangsszene eine irritierende O-Ton-Einspielung der Stimme des TV-Wahrsagers Mike Shiva, die ihn zum Bestandteil schweizerischer Folklore machte. Dann auch noch das Intro zum japanischen Trickfilm «Heidi», den Roland Schmidt an die Wand projizierte und der einigen die Verfremdung ihrer Kindheitserinnerungen einbrachte.

Vielleicht schien es allzu naheliegend, dass das Ganze zu einem Schwingfest mutieren musste. Die liebevolle Pose, mit der die beiden Schauspieler Herwig Ursin und Hansjürg Müller ihr Kinn auf die Schultern des Gegners legten und nach deren Hosen griffen, war dennoch das Amüsement wert, das durch die Reihen ging.

Die darauf folgende Schlammschlacht dauerte eine Ewigkeit und hatte gar nichts Heldenhaftes an sich. Die Bauern wälzten sich im Dreck und wurden von einem der Ihrigen, gespielt von Thomas U. Hostettler, mit Prix-Garantie-Dosenfruchtsalat und Staldencrème überschüttet. Parallel führte die überflüssig gewordene Dame in schwerer Rüstung vor, wie benachteiligt damals die habsburgischen Ritter gegenüber den behänden Bauern gewesen sein mussten.

Vertiefte Ambivalenzen

Am Ende aber wurde der Zuschauer mit einer latenten Unzufriedenheit zurückgelassen. Wer sich die Frage stellte, was er nun in diesem Stück über sich und die Schweizer herausgefunden haben mochte, musste zum Schluss kommen: Nichts Bestimmtes.

Schröder sträubt sich gegen eine einsichtige Botschaft und bevorzugt es stattdessen, die Ambivalenzen zu vertiefen, die der Zuschauer nur als diffuses Gefühl wahrnimmt. Er spielt mit Kontrasten zwischen aalglatten TV-Formaten und einem Steinbruch von Bildern und Szenen, die den Seelenzustand derjenigen spiegeln sollen, die eine Suche nach Identität längst aufgegeben haben.

Die mittelhochdeutschen Reden, die Stefanie Grob teils abschrieb, teils parodierte, versahen den Abend fast schon mit historischer Authentizität. Letztlich ging es jedoch weniger um Realgeschichte, als darum, was in unseren Köpfen von den Geschichten jener Freiheitskämpfer hängengeblieben ist. Mehr wissen wollen wäre anmassend.

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