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Filmfestival Freiburg zeigt Filme aus dem Restaurierungslabor der Cineteca Bologna

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Mit dem Schwerpunktthema zur Cineteca Bologna erlaubt das Internationale Filmfestival Freiburg einen Blick hinter die Kulissen der Filmrestaurierung.

Autor: urs haenni

«Jede Restaurierung hat ihre eigene Geschichte», sagt Guy Borlée, der als Kurator an der Cineteca Bologna vier frisch restaurierte Filme an das Internationale Filmfestival Freiburg mitgebracht hat.

Hier ist die Geschichte eines dieser Filme. «Come Back Africa»: Der amerikanisch-jüdische Regisseur Lionel Rogosin ist 1958 in die Schwarzenviertel Johannesburgs gefahren, um zu filmen. Dem südafrikanischen Apartheid-Regime sagte er, er wolle dort ein Musical aufnehmen. Tatsächlich gefällt der Film durch authentische Musik aus den Armenvierteln, unter anderem auch mit einem Auftritt der damals im Ausland noch unbekannten Miriam Makeba. In Tat und Wahrheit aber filmte der Regisseur ein erschreckendes Zeugnis über die Brutalität der Apartheid-Politik. Den gedrehten Film schmuggelte er heimlich aus Südafrika und zeigte ihn in seinem eigenen New Yorker Kino als ersten Anti-Apartheid-Film überhaupt.

Vielfältige Schäden

Der Film wurde 1959 am Filmfestival Venedig gezeigt, und genau 45 Jahre später war «Come Back Africa» in Venedig wieder zu sehen. Vom Labor der Cineteca Bologna restauriert, in neuer Frische. Der Film hatte schon bei der Entstehung stark gelitten, weil viele Aufnahmen verdeckt gemacht werden mussten. Die staatlichen südafrikanischen Zensurbehörden verlangten während den Dreharbeiten, dass ihnen täglich die gemachten Filmaufnahmen abgespult werden, wodurch eine erste Abnützung des Filmmaterials stattfand. Dazu tat dem Film dann auch der heimliche Transport in die USA nicht gut.

Von alldem ist fast nichts mehr zu sehen, wie sich das Freiburger Festivalpublikum überzeugen konnte. Die Restauratoren haben ganze Arbeit geleistet. Allerdings war auch die Ausgangslage dafür gut. Die Erben Rogosins sind von sich aus mit dem Restaurierungsauftrag an die Italiener gelangt. Dazu gab es gutes Basismaterial: eine vollständige Kopie des Films des New Yorker Anthology Film Archive sowie die Originalnegative aus dem British Film Institute.

Wie Borlée erklärt, ist die Recherchierarbeit Basis jeder Restaurierung. Man muss herausfinden, welches Originalmaterial überhaupt vorhanden ist. Es mag zensurierte Kopien geben, solche, bei denen der Verleih wegen Überlänge Stellen rausgeschnitten hat, oder wo der Produzent noch am Werk des Regisseurs etwas manipuliert hat. «Das Kino ist voll solcher Geschichten», sagt Guy Borlée. «Es kann zehn verschiedene Kopien geben. Wir versuchen jeweils, das möglichst älteste und kompletteste Material zu finden, um eine Art ?Director’s Cut? zu erstellen. Es ist wie ein Puzzle.»

Borlée meint, dass es keine definitive Restaurierung geben könne: «Indem wir Filme restaurieren, schreiben wir permanent die Geschichte des Kinos neu.» Es könne zum Beispiel sein, dass aus einer brasilianischen Kopie eines Filmes zwei Minuten herausgeschnitten wurden und man dann diesen fehlenden Teil irgendwo in Russland findet. Für diese Recherchen gebe es Filmarchive mit guten Datenbanken. Diese Archive sind in einer internationalen Vereinigung zusammengeschlossen. Manchmal hilft auch der Zufall mit. So traf der Direktor der Cineteca Bologna einmal in Uruguay auf einen Sammler, der alte Stummfilme über Jahre in einem Kühlschrank gelagert hatte.

Nach der Recherche geht es ans Technische. «Da kommt dann immer wieder die klassische Debatte auf», so Borlée. «Machen wir die Restaurierung klassisch auf Film oder digital?» In Bologna stünden beide Ausrüstungen zur Verfügung. Welche Methode angewandt wird, hängt nicht zuletzt vom zur Verfügung stehenden Budget ab. «Digital ist teurer», sagt Borlée. Oft sei es so, dass man die am stärksten beschädigten Filmausschnitte digital bearbeite und den Rest von Hand.

Mythos Schwarz-Weiss

Einen grossen Teil der technischen Restaurierung macht das Reinigen aus. Wenn Filme aufgerollt sind, bleibt oft eine kleine Schicht des aufliegenden Streifens kleben. Mit Bädern und Pinsel bringt man solche Stellen weg. Borlée kennt Kollegen, die Bild für Bild von Hand putzen. Auch Kratzer lassen sich korrigieren, sei es digital oder chemisch.

Zur Restaurierung kann auch gehören, dass man einem Film Farbe beifügt. Guy Borlée denkt dabei nicht an das zum Teil wahllose Kolorieren alter Filme. «Es herrscht die Idee vor, dass alle Stummfilme Schwarz-Weiss-Filme waren», sagt er. «Das stimmt aber nicht, man hat nur diese Idee durch das Schwarz-Weiss-Fernsehen. Tatsächlich aber hatten die alten Filme Farbtöne. Anhand von Codes auf den Spulen oder in Dokumentationen oder aufgrund alter Filmplakate können wir oft die alten Originalfarbe rekonstruieren.»

Bleibt am Ende einer Arbeit die Frage, in welcher Form das Bologneser Restaurierungslabor das aufgefrischte Werk dem Auftraggeber zurückgibt. Heute heisse es schnell, man solle alles digitalisieren, so Borlée. Ziel sei es, dass ein restaurierter Film so oft wie möglich wieder angeschaut wird. «Ein Film auf Zelluloid hat über die längste Zeit Bestand und kann überall projiziert werden, auch im entferntesten Winkel von China.»

Kommerziell könne sich so eine Restaurierung auf keinen Fall selbst finanzieren, erklärt der Kurator. Mittlerweile gebe es aber viele Fonds, auch staatliche Institutionen, die solche Restaurierungen finanzieren, um Kulturgut zu erhalten.

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