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Sprache als Mittel zur Integration

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Eine bunt gemischte Gruppe sitzt am Rand der Freiburger Schützenmatte (Grand-Places) in zwei Kreisen auf Decken und Blachen. Die Anwesenden kommen aus Afghanistan, Vietnam, Libyen, Polen, Chile, Bolivien, Eritrea, Russland. Einige sind schon mehr als zehn Jahre in der Schweiz, andere sind erst gerade eingetroffen. Vom älteren Herrn bis zum 12-jährigen Mädchen sind alle Altersgruppen vertreten. Nur eines haben alle Anwesenden gemeinsam: Sie wollen Französisch lernen.

Erfolgreiches Konzept

Die rund 30 Personen sind Teilnehmer eines von Stadt und Frauenraum Freiburg unterstützten Projekts des Schweizer Arbeiterhilfswerks (SAH) Freiburg. Um die Sommerpause von Sprachkursen zu überbrücken, bietet das Hilfswerk vom 12. Juli bis am 25. August dreimal pro Woche gratis Französischkurse an. «Die Idee, in öffentlichen Parks Sprachkurse anzubieten, stammt aus Genf», erklärt Joël Gavin, Direktor des SAH Freiburg. Das Projekt wolle einerseits die gesellschaftliche Eingliederung der Ausländerinnen und Ausländer fördern–denn die Sprache sei neben einer Arbeitsstelle der wichtigste Aspekt einer erfolgreichen Integration. «Andererseits schafft der Ort eine gewisse Transparenz, und die Bewohner sehen, wie sich Ausländerinnen und Ausländer bemühen», so Gavin.

Offen für alle Interessierten

Die Französischkurse sind offen für alle, der administrative Aufwand entsprechend tief: Ab 16.30 Uhr können sich Interessierte für den Kurs einschreiben, der von 17 bis 18.30 Uhr stattfindet. «Meist kommen 40 bis 50 Leute vorbei. Da unser Budget begrenzt ist, können wir nur ungefähr 30 Personen zulassen», bedauert Gavin. Mehr als Name, Vorname und Herkunft verlangen die Organisatoren nicht. «Schon bei der Einschreibung ist es wichtig, sorgfältig mit den Menschen umzugehen. Vielen steht die Angst vor Blossstellung im Weg», betont Anne Leonardi, pädagogische Leiterin beim SAH Freiburg. Einige könnten zum Beispiel kaum schreiben, andere trauten sich nicht, zu sprechen. «Wer erst einmal zuschauen möchte, kann dies im Gegensatz zu anderen Kursen bei uns problemlos tun», erklärt Leonardi. Familien können ihre zwei- bis achtjährigen Kinder zudem während des Unterrichts bei einer Betreuerin des Frauenhauses Freiburg abgeben.

 Interaktiver Unterricht

Ungefähr in der Hälfte des Kurses beginnt es zu regnen. Die Ausbildnerin schaut zum bewölkten Himmel, dann etwas unschlüssig in die Runde. «Soll ich den Kurs abbrechen?», scheint sie sich zu fragen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen schnell den Gedankengang ihrer Lehrerin und beginnen, das gesamte Material einige Meter weiter unter die Bäume zu transportieren. Nach fünf Minuten Aufregung sitzen alle konzentriert unter dem schützenden Blätterdach. «Es ist toll, wie motiviert die Teilnehmenden sind», kommentiert Anne Leonardi begeistert. Dies läge unter anderem an der neuen Unterrichtsmethode für Migranten, für die Freiburg als Pilotprojekt diene (siehe Kasten). «Der Unterricht besteht zu einem grossen Teil aus Improvisation. Wir passen uns den konkreten Alltagsbedürfnissen der Anwesenden an», erklärt Kursleiterin Rachel Vonlanthen. So habe sie zwar vor der Lektion einige Themen notiert, frage aber auch immer in die Runde nach möglichen Interessen. «Viel erkläre ich den Teilnehmenden mit Bildern und Zeichnungen», so Vonlanthen. Das Lernen der französischen Sprache sei jedoch nur ein Aspekt. Viele sind arbeitslos oder haben kein französischsprachiges soziales Netzwerk. «In den Kursen findet ein kultureller und sozialer Austausch statt. Die Kursteilnehmenden sind sehr interessiert und stellen oft Fragen über die Schweiz», betont Vonlanthen.

 Mehr als nur lernen

Die Stimmung zwischen den Schülerinnen und Schülern auf der Schützenmatte ist locker und humorvoll. Gegen Ende der Lektion wenden die Teilnehmenden in kleinen Runden das Gelernte an. Ein junger Eritreer benutzt eifrig die neuen Wörter, die er auf seinem Notizblock notiert hat. Das Schreiben auf Französisch gehe schon ganz gut, erklärt er. «Nur diese ganzen Accents–aigu, grave, circonflexe–wer hat sich das ausgedacht?» Ein anderer hat noch Mühe, sich auf Französisch auszudrücken. Doch er insistiert, bis endlich alle verstehen, was er mitteilen möchte: Die Französischkurse fänden noch bis am 25. August statt. «Aber wir wollen, dass es weitergeht!»

Zum ThemaNeuer pädagogischer Ansatz heisst «fide»

2007 gab der Bundesrat dem Staatssekretariat für Migration den Auftrag, ein auf Migrantinnen und Migranten ausgerichtetes, neues pädagogisches Konzept für Sprachkurse zu entwerfen. Das Institut für Mehrsprachigkeit in Freiburg erarbeitete dafür Empfehlungen für bessere Sprachlernangebote. Daraus entstand das Konzept «fide: Französisch, Italienisch und Deutsch in der Schweiz–lernen, lehren, beurteilen». Der Fide-Ansatz basiert auf den konkreten Alltagsbedürfnissen der Migrantinnen und Migranten. Es gibt weder Lehrpläne noch standardisierte Lehrmittel. Stattdessen werden die Schülerinnen und Schüler zum Sprechen motiviert, wobei die Grammatik nebensächlich ist. Die Französischkurse auf der Schützenmatte sind in Freiburg ein Pilotprojekt, das im September ausgewertet wird.mes

 

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