Der ehemalige Kripochef Peter Baeriswyl erhebt schwere Vorwürfe gegen den Freiburger Untersuchungsrichter
Autor: Von JOHANNES HOFSTETTER
Peter Baeriswyl nutzte seinen Auftritt als Zeuge im «Grossrieder-Prozess» nicht zuletzt dazu, um mit einem immer gängiger gewordenen Vorurteil aufzuräumen: «Wenn zwei, drei Mitglieder dieses Vereins ihren Beruf nicht so ausüben, wie mans verlangen kann und es sich auch wünschen würde, so heisst das noch lange nicht, dass sämtliche Freiburger Richter und Untersuchungsrichter unkorrekt arbeiten», sagte Baeriswyl an die Adresse all jener, die in Sachen lokaler Justiz schon alle Hoffnungen auf bessere Zeiten haben fahren lassen.
«Immer öfter Polizisten»
Wen genau der frühere Chef der Freiburger Kriminalpolizei mit den «zwei, drei Mitgliedern» gemeint hatte, brauchte er nicht wörtlich auszuführen. «In den zwei Jahren, in denen ich mit Untersuchungsrichter Patrick Lamon zu tun gehabt hatte, hat sich das Verhältnis zwischen ihm und der Polizei immer mehr verschlechtert und ist schliesslich vollends erkaltet. Sonst wären wir jetzt gar nicht hier.» Die Situation sei dann eskaliert, was zu jenem berühmten Beschwerdebrief geführt habe, den Paul Grossrieder zusammen mit ein paar Kollegen aufsetzte und nie abschicken konnte, weil er vorher verhaftet worden war.
Als Gerichtspräsident Peter Rentsch von ihm wissen wollte, ob gegen den Angeklagten ein Komplott geschmiedet worden sei, erklärte der Zeuge, das glaube er kaum. «Aber sicher ist, dass Herr Lamon hinter jedem Busch einen Schwerverbrecher vermutet, und klar ist auch, dass diese Schwerverbrecher für ihn seit einiger Zeit immer öfter wie Polizisten aussehen.»
«Sehr starker Charakter»
Über seinen Ex-Untergebenen Grossrieder konnte Peter Baeriswyl nichts Nachteiliges sagen: «Er verfügt über einen sehr starken Charakter und Willen, ist vielleicht etwas eigensinnig, aber sagte immer, wenn er der Ansicht war, dass etwas nicht richtig läuft», fasste der heutige Maler- und Gipsergewerkschaftspräsident zusammen.
Auch aus diesen Gründen sei es für ihn «kaum vorstellbar», dass sich der Beschuldigte auf eine sexuelle Affäre mit der Dirne Z. eingelassen haben könnte. Bestätigen könne er hingegen, dass Grossrieder ab Juni 1997 – also seit dem Beginn der Untersuchungen in der Grossaffäre X. – unter einem ungleich grösseren Druck gestanden habe als vorher und seinen eigentlichen Aufgaben als Brigadechef kaum mehr habe nachkommen können.