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Nur noch halbtags arbeiten?

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Nur noch halbtags arbeiten?

Der bekannte Sozialethiker Hans Ruh spricht über neue Arbeitszeitmodelle

«Das 21. Jahrhundert ist entweder ein ethisches oder gar keines.» Das sagt der Sozialethiker Hans Ruh. Und er meint damit, dass uns – im Zeitalter der Deregulierung – nur ethisches Verhalten retten kann.

Von IRMGARD LEHMANN

Die Begegnung mit Hans Ruh stand unter dem Motto «Ethik – Grammatik der Menschlichkeit». Eine abstrakte Formulierung, aus der man nicht auf Anhieb klug wurde. Und doch: Gerade das Wort Grammatik ruft die richtigen – negative natürlich – Assoziationen wach. «Grammatik ist allgemein nicht beliebt», sagt Hans Ruh. Und so sei es auch mit der Grammatik der Menschlichkeit. Sie setzt Grenzen, und wer schätzt das schon?

Die Globalisierung sei ein Prozess, in dem die ökologische und ethische Steuerung wegfalle. «Ich halte dies für eine sehr gefährliche Entwicklung», betont Hans Ruh. Denn die Ethik bleibe die notwendige Rahmenbedingung für eine menschliche Zukunft. Darum ist «das 21. Jahrhundert entweder ein ethisches oder gar keines».

Die Atombombe des kleinen Mannes

Ehrfurcht vor dem Leben, Gerechtigkeit, niemandem schaden, den Schwachen schützen: Das sind für Hans Ruh die zentralen ethischen Grundsätze, die Teil der Sozialisation und keineswegs beliebig sind.

Denn laut Ruh liegt es in unserem eigenen Interesse, uns für eine stabile Gesellschaft stark zu machen. Denn eine gesellschaftliche Krise in einer Zeit mit hochtechnischen Möglichkeiten berge eine grosse Gefahr. «Es droht uns die Atombombe des kleinen Mannes.»

«Ohne Ethik
spielt der Markt verrückt»

Laut Darstellung von Hans Ruh hängt eine stabile Gesellschaft eindeutig von einer intakten Marktwirtschaft ab: «Die freie Marktwirtschaft funktioniert jedoch nur, wenn sie eingebunden ist in einen moralischen Rahmen.» Ohne Ethik spiele der Markt verrückt. Der Markt an und für sich habe keinen Sinn für Werte. «Er verkauft Tretminen wie Tretvelos.»

Man stelle fest, führt Ruh weiter aus, dass die ökonomisch-technologische Entwicklung fast ohne ethische, soziale oder ökologische Kontrolle vor sich gehe. Und es ist eine Tatsache, dass es im Raum der globalisierten Wirtschaft keine oder noch keine Instanz gibt, welche verbindliche sozialpolitische Ordnungsvorstellungen durchsetzen kann.

Der Mensch ist kein globales Wesen

In einem weiteren Schritt beleuchtet Ruh auch die gesellschaftlichen Veränderungen. «In der multikulturellen Gesellschaft zerfällt die Solidarität.» Es verschwinden die Grossfamilien, die Nachbarschaft zählt nicht mehr. «Über 50% der Bewohner der Stadt Zürich leben allein.»

Ruh spricht sich eindeutig für kleine Gemeinschaften aus. «Die Orientierungskompetenz läuft über Kleingruppen und nicht über das Internet.»

Ethische Anlagefonds

Ein konkretes Beispiel, wie nach ethischen Grundsätzen gehandelt wird, ist der ethische Anlagefonds «Prime Value». Das Ziel des Fonds, der 1986 gegründet wurde, ist es, humane, soziale und ökologische Kriterien in wirtschaftliche Entscheidungen zu integrieren. «Prime Value» investiert somit nur in Aktien und Anleihen von Unternehmen, in deren Geschäftspolitik hohe ethische Grundprinzipien erkennbar sind.

Der Staat kann nicht alles

«Tätigsein und freie Zeit müssen in ein neues Verhältnis gebracht werden», fordert der Sozialethiker. Denn der Staat stosse mit seiner Leistungsfähigkeit an seine Grenzen. «Arbeit und Lohn sollen teilweise entkoppelt werden.» Die Sicherstellung des Lebensunterhaltes muss also nicht mehr ausschliesslich über bezahlte Arbeit erfolgen.

Ruh spricht sich in seinem Modell für eine Dreiteilung der Zeit aus: Arbeitszeit – Tätigkeitszeit – Freizeit. Zentral ist der Bereich der Tätigkeitszeit. Sie umfasst Freizeit, Eigenarbeitszeit, freiwillige und obligatorische Sozialzeit, Ichzeit und Reproduktionszeit.

Näher am Leben

In die Reproduktionszeit fällt die Sorge um den Nachwuchs. In die Eigenarbeitszeit Gesundheitspflege, Fitness und Sport, nach dem Prinzip: «Den eigenen Körper behandle ich zumindestens wie einen Hund.» In der Sozialzeit – in der obligatorischen – haben Mann und Frau den Dienst an der Gesellschaft zu leisten: Borkenkäfer sammeln, Waldpflege betreiben, Spitaldienst leisten, Betagte betreuen, Behinderte pflegen, Militärpflicht erfüllen…

Und wo liegt der Nutzen von all dem? «Wir backen das Brot selber und sind wieder näher am Leben», meint Ruh schmunzelnd. Und die etwas seriösere Antwort: «Diese Neuaufteilung der Tätigkeitszeit ist eine absolute Voraussetzung für den Umbau der Arbeitsgesellschaft und des Sozialstaates.» Nur so sei eine Flexibilisierung des Arbeitsplatzes möglich. Nur so könne eine Umverteilung der Arbeit gelingen.

1500 Franken Grundlohn

Ein arbeitsunabhängiger Grundlohn, eine sogenannte Bürgerrente von rund 1500 Franken, soll eingeführt und bis ans Lebensende ausbezahlt werden. Ob man denn damit nicht ein kleines Schlaraffenland heraufbeschwöre? Ruh gelassen: «Der Lebenskünstler wird halt dann derjenige sein, der mit 1500 Franken Tag für Tag unter dem Baum liegt.»

Doch keine Angst: Das Modell sieht vor, dass die Menschen – im Normalfall – noch 50 Prozent der bisherigen Arbeitszeit arbeiten. «Die durch den Grundlohn ermöglichte Sozialarbeit zielt auf humane, soziale und ökologische Dienstleistungen ab, die auf dem Markt nicht erhältlich, aber für den Menschen und die Gesellschaft sehr bedeutsam sind.»

Lernen – Leben – Liegen

«Jedenfalls sind die Zeiten vorbei» so Ruh, «wo das Schema Lernen – Leben – Liegen unser Leben bestimmt.» Wir haben das Menü selber zu bestimmen, haben uns ständig fortzubilden und sind immer wieder vor die Wahl gestellt.Früher haben uns die Kirchen oder die Institutionen einiges abgenommen. Doch heute kann uns höchstens noch das «Kloster entlasten». Und Hans Ruh kommt zum Schluss: «Ich möchte ja auch nicht wieder auf die Bäume zurück, doch die richtige Mischung haben wir noch nicht gefunden.»

Begegnen und bilden

Von IRMGARD LEHMANN

Inmitten der Fülle von Bildungshäusern ist das Stella Matutina – der Morgenstern – in Hertenstein tatsächlich etwas Besonderes. Einmalig ist die Lage und einmalig das Angebot. Da wird an der Schwelle zum dritten Jahrtausend mit Begegnung ein Zeichen gesetzt. Und zwar nicht nur mit einer – das tun andere auch – sondern mit einer ganzen Reihe.

13 Persönlichkeiten – jede mit einem ganz anderen Hintergrund und Lebensgebiet – setzen sich an den Tisch mit ganz gewöhnlichen Menschen, mit solchen, die ganz gewöhnliche Fragen stellen. Und die Antworten gibt es auch im Speisesaal – abends, mittags, beim Frühstück …

Diese Bereitschaft ist zu loben. Bildung geschieht.Und zwar ganz im Sinne des deutschen Philosophen Theodor Litt. Er bezeichnet Bildung als jene Verfassung des Menschen, «die ihn in den Stand setzt, sowohl sich selbst als auch seine Beziehung zur Welt in Ordnung zu bringen». Und wo kann dies wirkungsvoller geschehen als in einem stimmigen Ambiente, in einer direkten Begegnung und in einem kleinen Kreis,

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