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Ein Austauschjahr als Primarlehrer

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Die Erfahrungen der Familie Lutz aus Courtepin mit dem deutschen Schulsystem

Schon seit längerer Zeit spielte die Familie Lutz mit dem Gedanken, aus ihrem Alltag auszubrechen, um neue Erfahrungen, fern vom Freiburgerland, zu sammeln. Eine Zentrale für Weiterbildung in Luzern verhalf ihr zu der Adresse des Lehrers Hubertus Iselt im Osten Deutschlands, der ebenfalls den Austausch anstrebte.

Vorbereitungen und das Ausfüllen von unzähligen Formularen nahmen der Familie ungefähr ein Jahr in Anspruch, bis sie schliesslich anfangs August 1998 im Auto nach Hartmannsdorf bei Lübben, eine Autostunde von Berlin entfernt, aufbrach. Daniel und Theres Lutz erwartete ein gemeinsames 100-Prozent-Pensum als Primarlehrer und -lehrerin in der Schule von Gröditsch, einem kleinen Dorf in Ostdeutschland.
Man könnte meinen, unser Nachbarland sei nicht viel anders als die Schweiz. Theres Lutz erlebte dies aber anders:«In der ersten Zeit musste ich ständig herausfinden, was ich wo wie machen muss.»

Abwechslung in einem anderen Schulsystem

Es waren die vielen kleinen Details, die das Leben im Brandenburgerland für die Familie aus Courtepin insgesamt ein ganz anderes werden liessen. Insbesondere das Deutsche Schulsystem und die Einrichtung in der Schule unterschied sich massiv vom Schweizer Schulalltag, erläutert Daniel Lutz.

Einerseits seien die Schulklassen mit rund 30 Schülern überdurchschnittlich gross. Zugleich stünden den Kindern und Lehrern keine Schuldienste wie Logopädie oder psychologischer Dienst zur Verfügung. Der Lehrer trage dem einzelnen Kind gegenüber so mehr Verantwortung und habe diese aber gleichzeitig auf mehr Schüler zu verteilen, als in Freiburger Schulen. Eine Turnstunde mit zwei Klassen, was bis zu 60 Schüler in der Turnhalle bedeuten könne, sei eine interessante und durchaus geräuschvolle Erfahrung gewesen.
Daniel und Theres Lutz haben in Deutschland die gleiche Arbeitsteilung vollzogen wie hier; Theres Lutz unterrichtet in Courtepin einen Nachmittag pro Woche die 6. Klasse ihres Mannes. Das Lehrerehepaar unterrichtete in Deutschland die Fächer Deutsch, Mathematik, Sport, Zeichnen und Musik.

Schulschluss bereits um 13 Uhr

In Gröditsch kennt man das System der Tagesschule. Je nach Alter der Schüler endet der Unterricht bereits zur Mittagszeit oder am frühen Nachmittag. Für jene Kinder, die um diese frühe Uhrzeit noch nicht nach Hause können, hat die Schule einen Kinderhort bereit, ein Überbleibsel von vergangenen Zeiten vor der Wende.

Die drei Kinder der Familie Lutz, Nicolas (8), Anja (10) und Christian (12), waren jeweils spätestens um 13 Uhr fertig mit der Schule und konnten sich so ihren Hobbys, etwa im Fussballverein oder in der Musikschule, widmen. Auch das Spielen miteinander kam nicht zu kurz:«Es war eine schöne Erfahrung für die Familie, mehr Zeit füreinander zu haben.»
Das Vereinsleben der Kinder trug auch seinen Teil bei, dass die Familie sehr schnell in der Schule in Gröditsch sowie in Hartmannsdorf integriert war. Mit Interessierten erlebte die Familie einen intensiven Austausch; Dialoge und Vergleiche der verschiedenen Länder fanden in allen Bereichen des Alltags statt. Im Grunde genommen sei die Schweiz ansonsten kein Thema im Osten von Deutschland gewesen. Einzig Ereignisse wie der Schweizer Lawinenwinter fanden den Weg in die Nachrichten bis zum Spreewald.

Natur pur

Die Region, in der die Courtepiner Familie ihr Jahr verbrachte, ist auch landschaftlich von der Heimat sehr verschieden. Das Land ist flach und nicht annähernd so dicht besiedelt wie das Schweizer Mittelland. Zudem herrscht im von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärten Spreewald Natur pur. Ausgedehnte Wanderungen in einer Landschaft mit zahlreichen Flüssen füllten die Freizeit der Courtepiner Familie aus.

Den Unterschied von Ost und West spüre man auch über zehn Jahre nach der Wende noch, meint Daniel Lutz. Jede Seite habe schliesslich ihre eigene Kultur gehabt. Im Land Brandenburg, ein Gebiet der Ex-DDR, herrscht eine Arbeitslosenquote von fast 20 Prozent. Das fehlende Geld spüre man vor allem auch bei der Einrichtung der öffentlichen Gebäude, allen voran der Schule.
Das Lehrerehepaar musste lernen, mit einfachen Mitteln zu unterrichten. In den Klassenzimmern stünden lediglich Tische, Stühle und eine Tafel; Hilfsmittel wie Hellraumprojektor oder Computer seien eine Rarität. Daniel Lutz nahms gelassen: «So braucht man die Tafel eben wieder mehr.»

Erinnerungen und Kontakte

Ein gutes halbes Jahr nach der Rückkehr sind vor allen Dingen die Erinnerungen an ein zwar anstrengendes, aber auch sehr intensives und erlebnisreiches Jahr geblieben. Das Ehepaar Lutz zieht heute Vergleiche aus einem anderen Blickwinkel und geht Veränderungen bewusster an als früher. Das Jahr ist im Endeffekt sehr schnell vorbeigegangen, zumal auch das Umfeld stimmte, und sich die Familie schnell in Deutschland zuhause fühlte. «Dazumal aus der Schweiz wegzugehen, war einfacher, da es nicht endgültig, sondern auf ein Jahr beschränkt war. Nach Hause zurück kamen wir mit zwiespältigen Gefühlen, denn in Deutschland mussten wir etwas aufgeben.»

Den Kontakt zu den neugewonnenen Bekannten hat die Familie aber aufrechterhalten. So ist für diesen Sommer bereits eine Reise zurück in den Spreewald geplant. Zudem erwartet das Lehrerehepaar im Juni ein Lehrerteam aus Ostdeutschland auf Besuch in Courtepin.

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