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Jeden Tag hoch hinaus

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Sensler Toni Dousse wird in Zermatt als Patrouilleur ausgezeichnet

«Reden ist Silber, Schweigen ist Gold». Nein – Reden ist Gold, und Eigenlob stimmt. Das müsste sich Toni Dousse hinter die Ohren schreiben. Denn kein Wort liess er verlauten über seine Auszeichnung, die er 1999 erhalten hat. Obwohl er doch lange und voller Begeisterung über den «schönsten Beruf» erzählte. Dass er letztes Jahr von den Gästen in Zermatt als Patrouilleur ausgezeichnet wurde, das musste man im Dorf vernehmen – von Einheimischen.

Nein, ein Plaffeier sei er nicht, er komme aus Oberschrot, präzisierte der 42-jährige. Und auf seine «Berufung» sei er ganz zufällig gestossen. In jungen Jahren hat er unter dem Sportlehrer André Wuilloud in Schwarzsee Rettungsdienst geleistet – mehrere Winter lang -, als Abwechslung zu seinem Sommerjob bei der Abteilung Seilbahnmontage der Firma Von Roll. Der Rettungsdienst faszinierte Toni Dousse mit der Zeit derart, dass er sich entschloss, die Nebenbeschäftigung zur Hauptbeschäftigung zu machen.
Er liess sich weiterbilden, besuchte die vorgeschriebenen Kurse und meldete sich in Zermatt. Zusammen mit seinem Freund Hans Trachsel. Beide wurden angestellt. Das war vor 18 Jahren.
«Doch», fährt Toni Dousse zögernd fort, «schon seit einiger Zeit gehe ich hier alleine hoch.» Sein Freund, 35-jährig, sei vor acht Jahren am Matterhorn als Bergführer tödlich abgestürzt.
Der Sensler sagts, als wärs gestern geschehen: «Es vergeht kein Tag da oben am Fusse des Matterhorns, ohne dass ich nicht an meinen Freund denke.» Und so hebt er – wenn er abends bei Pistenschluss vom Klein-Matterhorn in die Tiefe fährt – so ganz unscheinbar die Hand zum Gruss: «Tschau Hans!»

Wenn die Erinnerung haften bleibt

Auch an jenem Sonntag, einem strahlenden Wintertag, hatten die Männer auszurücken. Ein Skifahrer stürzte und musste per Helikopter ins Spital geflogen werden. Die Order dazu gab Toni Dousse. Es bestand Verdacht auf eine schwere Hirnerschütterung. «In solchen Fällen gehen wir kein Risiko ein und bestellen kurzerhand den Heli.» Doch Unfälle dieser Art sind nicht die Norm. Die Patrouilleure werden vielmehr mit Kreislaufstörungen oder Herzbeschwerden konfrontiert. Dies habe mit der Höhe zu tun, erklärt Dousse. Die Klein-Matterhornbahn, die höchste Luftseilbahn Europas, führt immerhin auf fast 4000 Meter Höhe. Die Luft da oben wird dünner und oft werden die Gäste bereits in der Kabine von Platzangst und Atemnot überfallen.

Immer wieder Unfälle und Leid – ob ihm das nicht aufs Gemüt schlage? «Ja schon… was mir vor allem zusetzt, das sind die Unfalltoten.» Und doch gibt es Unterschiede. «Wissen Sie, es gibt Menschen, die kommen hier
hinauf, um zu sterben – fanatische Menschen, denen die Bergwelt Heimat ist…»
Mittlerweile arbeitet Toni Dousse 18 Jahre beim Rettungsdienst. Vieles wird Routine, doch niemals dürfe der Mensch vergessen werden, bemerkt er. Und wieder blickt er zurück. Vor Jahren, erzählt er weiter, prallte ein Mädchen mit einem Skifahrer am Tellerlift zusammen. Bewusstlos lag das Kind am Boden. Toni Dousse erteilte erste Hilfe. Das Kind gab kein Zeichen, antwortete auf keine Fragen mehr.
Da strich er dem Kind – kurz bevor der Heli landete – über die Wangen. Und wie ein Wunder – das Kind gab ein Zeichen, umklammerte seine Hand, ein Bruchteil von Sekunden nur: «Dieses Kind im Schnee, dieses Gesicht, ich werde es nie vergessen.»

Ein halber Zermatter und trotzdem ganz Freiburger

Seit Jahren ist Toni Dousse im Sommer (Sommer-Skigebiet) wie im Winter mit Skiern unterwegs. Einmal als Nothelfer dann wiederum als Pistenwart. Eine «Zermatterin» hat er geheiratet und ist somit einer der «Ihren» geworden. Und nicht zuletzt hat er vor Jahren einer schweren Krankheit die Stirn geboten. «Was will man mehr», meint er, «hier oben habe ich die 27 Viertausender und zuhause Freiburg Gottéron.»

Ein Arbeitsplatz, wo auch
im Sommer Winter ist

Für Toni gibt es kein schlechtes Wetter – höchstens schlechte Kleider. Tag für Tag, ob es stürmt oder schneit, fährt er zum «Trockenen Steg» hoch. Hier, auf der 2929 Meter hoch gelegenen Mittelstation im Matterhorn-Skigebiet, befindet sich sein Arbeits- und Startplatz. Wenn nachts Schnee gefallen ist, dann haben die Männer bereits um sechs Uhr in der Früh bereitzustehen. Das war auch am besagten Sonntag – vor gut zwei Wochen so. Zu dritt sind sie ausgerückt mit je 10 bis 14 Kilo Sprengstoff auf dem Rücken. Lawinen mussten ausgelöst werden, um die Pisten sicherzustellen.

Hier auf der Mittelstation ist aber auch die Notfallstation untergebracht, ausgerüstet mit allem Notwendigen: Rucksäcke für Nothelfer, für den Arzt, Rettungsschlitten, die Bergsteigerausrüstung für Spaltenrettung und irgendwo in einem Schuppen die Lawinenhunde. Rund 300 Unfälle verzeichnet der Rettungsdienst «Matterhorn» in der Wintersaison. Und im ganzen Skigebiet von Zermatt sind es etwa 900, erzählt Toni Dousse. Jeden Tag stehen neun Mitglieder der insgesamt 13-köpfigen Rettungsmannschaft in «ihrem Revier» im Einsatz.
Zermatt zählt rund 5500 Einwohner. In der Hochsaison jedoch steigt die Bevölkerungszahl auf rund 20000 an.
SAC-Rettungschef des ganzen Skigebietes ist der Sensler Bruno Jelk.

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