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Artenvielfalt durch «Verstümmelung»

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Artenvielfalt durch «Verstümmelung»

Kopfbäume auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Hansruedi Schlegel in Ulmiz

Statt lichthemmende Bäume zu fällen, stutzt sie Hansruedi Schlegel auf drei bzw. fünf Meter zurück. So will der Biolandwirt aus Ulmiz die Artenvielfalt auf seinem Betrieb fördern.

Von PATRICK HIRSCHI

Etwas kurios sehen sie aus, die rund zwanzig Weiden, Eschen, Erlen, Buchen und Eichen hinter dem Bauernhaus von Hansruedi Schlegel in Ulmiz. Die Stämme ragen breit aus dem Boden; doch wo die üppige Krone anfangen sollte, ragen lediglich einige grüne Triebe in die Luft.

Mit einem so genannten Vollernter – einer Maschine zum Fällen und Entasten von Bäumen – liess Schlegel Ende letzten Winter die Bäume auf drei bzw. fünf Meter zurückstutzen. Er benötigte Platz und Licht für niedrigere Sträucher. Zuvor konnten diese im Schatten der grossen Kronen kaum richtig gedeihen.

Statt die Bäume ganz zu fällen, liess Schlegel den unteren Teil einfach stehen. Als Kopfbäume schlagen diese fortan neue Triebe, und das Wurzelwerk stabilisiert den Boden weiterhin.

Halb tot – halb lebendig

Immer wieder betont der Biolandwirt, wie wichtig ihm eine grosse Artenvielfalt sei. Dies erreiche man am ehesten, wenn möglichst viele Extreme (feucht – trocken, warm – kalt, Licht – Schatten, kiesig – Moorboden usw.) kleinräumig vorkommen und wenn diese vernetzt sind.

Auch für die Bäume selber sei diese «Verstümmelung» oft besser, fährt er fort. Grosse, schräg stehende Bäume am Ufer des Baches würden irgendwann mitsamt der Wurzel umkippen. Dann wäre der Baum tot und die Bachböschung nicht mehr vor Erosion geschützt. Unter Umständen bricht ein Baum unter dem Gewicht einer ausladenden Krone eines Tages auch einfach auseinander.

Ein Kopfbaum ist an und für sich halb lebendig und halb tot. Einerseits führt er weiterhin Triebe, andererseits beginnt das Innere des Stammes zu faulen. Doch auch das erhöht die Artenvielfalt: Im morschen Weichholz fühlen sich Käfer wohl, im hohlen Stamm schliesslich nisten Vögel oder leben Wiesel, Marder oder Fledermäuse.
Kopfbäume sieht man auf einem Landwirtschaftsbetrieb bis jetzt noch selten. Hansruedi Schlegel hat sich das Wissen über die Arbeit und Pflege vor allem über das Internet angeeignet. Ein erstes positives Resultat dieser Massnahme kann er schon vermelden: «Erstmals ist eine Nachtigall hierher gekommen», freut er sich.
Eine naturnahe
Vision
Hansruedi Schlegel führt seinen Landwirtschaftsbetrieb mit 13 Hektaren seit 1983 biologisch. Er ist überzeugt, dass gerade die Artenvielfalt in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren einen unbezahlbaren Wert erlangen wird – insbesondere, da sie nicht importiert werden kann. Die Kopfbäume sind Bestandteil seines Projekts «Vision 2020». Dieses hat zum Ziel, die Agrar-Lebensräume aufzuwerten.

Daneben hat Schlegel noch weitere Massnahmen für sein Projekt vorgesehen. So plant er, im Gelände Erdwälle anzulegen. Parallel zu diesen sollen Rinnen verlaufen, die nach Niederschlägen Amphibien Unterschlupf bieten, bei Trockenheit aber auch anderen Tieren als Lebensraum oder Durchgang dienen. Im Rahmen der Güterzusammenlegung Ulmiz hat er im März auf anderen Feldern bereits solche Wälle und Rinnen angelegt – mit sofortigem Erfolg. «Noch am selben Abend hat eine Feldlerche vom Wall Besitz ergriffen», sagt Schlegel.
Ein weiteres Vorhaben ist das Offenlegen des eingedolten «Lölibachs». Allerdings sind hierzu gemäss Schlegel noch technische und juristische Fragen zu klären. Zudem will Schlegel am Rande der Bibera ein Feuchtbiotop anlegen und an einem Wegrand eine Trockenmauer bauen, die Eidechsen und Igeln als Lebensraum dienen kann.

Für den Grossteil der Kosten dieses Projekts erhält der Landwirt keine ordentlichen Subventionen. Bund und Kanton beteiligen sich mit 55 000 Franken, der Fonds Landschaft Schweiz hat 28 000 Franken zugesichert. Schlegel erbringt Eigenleistungen in der Höhe von 12 000 Franken. hi

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