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Auf den Spuren der Murtner Sozialisten

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Am Bahnhof von Murten startete Alain Grandjean am frühen Sonntagabend den Rundgang zu wichtigen Orten der Sozialdemokratischen Partei in Murten. «Denn die Geschichte der am 28. Juli 1919 gegründeten SP Murten ist eng verbunden mit der Bahn, konkret mit der Eisenbahngewerkschaft», sagte der Murtner Generalrat und Historiker. Bis in die 1970er-Jahre habe eine enge Beziehung zwischen der Gewerkschaft und der Partei bestanden.

Ein weiteres Rekrutierungsreservoir seien die Arbeiter aus der Industrie gewesen. Grandjean führte die ein Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Rundgangs zur Kreuzung Erlachstrasse/Bubenbergstrasse. Hier stehen zwei Häuser, in denen Uhren in Heimarbeit fabriziert wurden. Diese Gebäude seien wichtige Zeugen der vorindustriellen Zeit.

Danach führte der Historiker die Gruppe hinein ins Stedtli zur Schlossgasse, vor die Filiale der Valiant-Bank. «Dieses Haus war 1930 als Postfiliale errichtet worden», so Grand­jean. «Neben den Angestellten der Bahn waren die Postbeamten eine weitere wichtige Stütze der frühen SP Murten.» 1922 schafften denn auch der Postbeamte Alfred Kohly und der Schriftsetzer Fritz Kohler auf Anhieb für die SP den Sprung in den Gemeinderat.

Aufschwung und Allianzen

Angekommen in der Hauptgasse, erzählte Grandjean, dass die SP Murten in den 1930er-Jahren ein Lokal im Schwarzen Adler – dem heutigen Hotel Adler – gemietet hatte. Hier befanden sich ein Büro und eine Bibliothek. In dieser Zeit habe sich die Parteisektion wegen eines Streits im Niedergang befunden. «Der Begriff Mobbing existierte damals nicht, die Sache aber schon», so der Kommentar des Historikers. Die SP habe ihren eigenen Gemeinderat demontiert, und die SP Schweiz habe kommissarisch die Murtner Sektion geführt.

Einen Aufschwung habe es für die Sozialdemokratische Partei – auch ausserhalb von Murten – nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben. «Eine neue Generation übernahm, und ab den 70er-Jahren traten andere Berufsgattungen in die Partei ein. Lehrer, Juristen und Ingenieure brachten neue Perspektiven ein», sagte Grandjean. «Wo früher nicht viel Kontakt bestand, wurde die SP in Murten zu einem Partner der anderen Parteien.» Da die Kantonspolitik in der Hand der Konservativen war, bildeten die Freisinnigen mit den Sozialdemokraten Allianzen. «Und so kam es vor, dass der Präsident der Murtner SP in den Murtenhof, den Treffpunkt der lokalen FDP, eingeladen wurde», sagte der Historiker.

Bei der Französischen Kirche mit Sicht auf den Murtensee und den Vully blickte Grand­jean über die Stadtgrenzen hinaus. Die 1934 gegründete SP Kerzers habe in den 60er-Jahren doppelt so viele Mitglieder gezählt wie die Sektion in Murten. Dass Kerzers ein Eisenbahnknotenpunkt war, habe dazu beigetragen. Die erste SP-Sektion im Sensebezirk entstand 1928 in Flamatt, «aktiv unterstützt von den Murtner Sozialdemokraten».

Am Berntor ging Grand­jean auf die neuere Geschichte ein. Er erinnerte daran, dass der Generalrat in den 90er-Jahren im Singsaal des Berntor-Schulhauses tagte – in Anwesenheit des Stadtpolizisten, der im Rat für Ordnung sorgen sollte, sich aber eher langweilte.

Geschichte weiterschreiben

Anschliessend an die Führung versammelten sich die Mitglieder der SP Murten und der anderen Parteigruppen aus dem Seebezirk zu einem Apéro. Ursula Schneider Schüttel, Vize-Städtpräsidentin von Murten und Nationalrätin, hob in ihrer Rede das Engagement der Frauen in der SP hervor.

Der Murtner Gemeinderat Alexander Schroeter sagte: «Wir dürfen auf diese Geschichte stolz sein und sie jetzt weiterschreiben. Das ist eine tolle Aufgabe.»

Mit dem gemeinsamen Besuch der öffentlichen Filmvorführung im Openair-Kino vor den Stadtmauern endete der Festakt zum 100. Geburtstag der SP Murten.

«Der Murtenbieter»

«Die rote Fahne auf das Rathaus pflanzen»

Am 28. Juli 1919 gründeten rund 40 Männer die SP Murten. Gemäss den Recherchen von Alain Grandjean, Murtner SP-Generalrat und Historiker, geschah dies im Stedtli im ehemaligen Café de la Poste – wahrscheinlich die heutige Confiserie Monnier.

Damals waren Murten und die Zeitung «Der Murtenbieter» in der Hand des Freisinns. Die zweimal pro Woche erscheinende Zeitung trug den Zusatz «Freisinniges Organ». Einen Bericht über die Gründung der SP Murten konnte der Stadtarchivar Markus Rubli in den Ausgaben von Juli und August 1919 nicht finden.

Am 11. März 1922, dem Samstag vor den Gemeindewahlen, berichtete der «Murtenbieter», dass die Sozialistische Partei «das Rathaus erobern möchte und darauf die rote Fahne pflanzen will». Die SP werfe «uns» – also den Freisinnigen – vor, kein Verständnis für die Ansprüche der Arbeiterschaft zu haben. Die Zeitung wies dies zurück: Die Gemeinde Murten habe alle, die wegen der Wirtschaftskrise arbeitslos wurden, beschäftigt und «grosse finanzielle Opfer» erbracht.

Am 15. März berichtete die Zeitung über das «bedauerliche» Wahlergebnis: Die Freisinnigen mussten zwei ihrer sieben Sitze im Gemeinderat an die neue SP abtreten. Der SP-Gemeinderat Alfred Kohly übernahm die Bereiche Elektrizität und die Arbeitslosenfürsorge; sein Parteikollege Fritz Kohler die Aufsichtskommission der Gewerbeschule.

jmw

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