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Auf der Schwelle zur Langeweile

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Auf der Schwelle zur Langeweile

Ani DiFranco und Andrew Bird spielen im Fri-Son

Vergangenen Freitagabend: Die amerikanische Folkmusik liegt auf der Intensivstation der Klinik «Fri-Son» und Schwester Ani hat Nachtschicht. Sie tut, was sie kann, um den Patienten durchzubringen. Doch die langfristigen Prognosen sind ungünstig …

Von UELI STRASSER

Die Halle ist immerhin gut zur Hälfte gefüllt und dennoch gibt es Passagen, in welchen ein einzelner Huster in der intimen Atmosphäre störend wirkt. Ani DiFranco und ihr Bassist Todd Sickafoose beginnen mit «Knuckle Down», dem Titelstück der aktuellen Platte. Gebannt verfolgt das Publikum das Konzert und verwandelt die Halle nach jedem Vortrag applaudierend und pfeifend in ein Tollhaus.

Seitentrieb der Girlpower-Welle

Rückschau: Mitte der Neunziger machte eine Girlpower-Welle den Machos in der Hitparade das Leben schwer. Eine gewisse Alanis Morissette trat ihrem Ex-Lover über die Chartspitze verbal in den Hintern, eine Meredith Brooks prahlte damit eine «Bitch» zu sein, PJ Harvey schaffte ihren Durchbruch, und sogar Natalie Imbruglia und Joan Osborne hatten ihre einzigen Hits – noch nie war es in der Musikwelt so «in», Frau zu sein. Wo ein Hype ist, sind auch die Schleimer aus der Plattenindustrie nicht weit. Konsequent wurde jede Frau, die ein Musikinstrument in den Fingern halten konnte, auf Emanze getrimmt und als nächstes grosses Ding auf den Markt gedrängt.

Eine der Hoffnungen war auch Ani DiFranco, eine junge Frau aus Buffalo in den USA, welche früh auf ihre Musikkarriere gesetzt hatte. Ani hatte bereits Anfangs der Neunziger das eigene Plattenlabel «Righteous Babe» eröffnet und profitierte nun von der Sympathiewelle der Plattenkäufer für selbstbewusste Frauen, wenngleich ihr ein Hit-Song verwehrt blieb.

Das Publikum

Ani DiFranco ist gegen die Todesstrafe, für eine liberale Abtreibungspraxis und unterstützt die Homosexuellen-Bewegung. Ihr Publikum lässt sich ganz grob trennen in unverkrampfte junge Frauen, welchen man ansieht, dass sie Ani und ihre Ansichten ganz toll finden, und in die begleitenden Männer, die das zwar auch alles ganz toll finden, sich aber spätestens nach dem vierten Song ein Bier holen gehen um Abwechslung ins Abendprogramm zu bringen.

Veröffentlichungswahnsinn

Seit rund fünfzehn Jahren ist Ani DiFranco auf dem Markt aktiv und drischt – mal solo, mal mit Band – Platte um Platte raus (im Schnitt eine pro Jahr). Sie hat in der Zwischenzeit so viel veröffentlicht, dass sie sich mit ihrer zierlichen Körpergrösse hinter einem Stapel ihrer eigenen CD verstecken könnte. Leider hat kaum ein Song Wiedererkennungswert, was eher ein schlechtes Zeichen ist. DiFranco hat zwar eine sehr charakteristische Art, ihre Gitarre zu spielen, und eine unverwechselbare Stimme, die sie wortgewaltig einzusetzen weiss. Der Haken: Ihre funky Folktunes gleichen sich nach kurzer Zeit wie ein Ei dem anderen, und den Refrain zum Mitsummen hat sie auch nicht erfunden. Ihr Talent liegt in den Texten. Auf unwiderstehliche Weise klaubt sie kleine Beobachtungen aus dem Leben und prägt sie in Sprache um. Gefühle formulieren, das Herz auf der Zunge tragen – das sind ihre Stärken. Dummerweise sind die Texte selten das zentrale Element einer Bühnenshow. Diese passen eher unter den Kopfhörer an der heimischen Stereoanlage.

Quo vadis, Frau DiFranco?

In der Zwischenzeit steht auch «Ein-Mann-Vorband» Andrew Bird mit auf der Fri-Son-Bühne. Das Vorprogramm hatte er, bewaffnet mit Gitarre, Violine und Sampler, bereits mit Bravour absolviert. Seine Platten erscheinen in Anis Label, weshalb er sozusagen zur Familie gehört. Birds freakige Attitüde tut dem Konzert gut und mit dem Violinen-Sound kommt so etwas wie Abwechslung auf. Nach einer guten Stunde und zwei Zugaben zieht sich Ani zögerlich zurück. Obwohl sie als sehr gesprächig gilt, hat die Sängerin den Kontakt mit dem Publikum kaum gesucht. Die Zuhörer sind zufrieden, so zufrieden etwa, wie wenn man eine Cola bestellt und eine Cola kriegt. Will heissen: Es ist nichts falsch am Weg, den Ani DiFranco geht, es ist nichts falsch an ihrer Musik oder an ihrer Performance – aber richtig ist eben auch irgendwie anders.

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