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Auf der Suche nach lokaler Identität in einer globalisierten Welt

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An der Universität Freiburg findet gestern und heute ein zweitägiges historisches Kolloquium statt. Es widmet sich der mittelgriechischen Landschaft Böotien rund um die Stadt Theben in der hellenistischen Zeit zwischen dem 4. und 1. vorchristlichen Jahrhundert und ist das erste seiner Art in der Schweiz. Eingeladen sind 19 Spezialisten aus neun Ländern. Die Ergebnisse der Tagung werden anschliessend in Buchform veröffentlicht.

Eröffnet wurde das Kolloquium am Mittwochabend durch einen Vortrag des 48-jährigen deutschstämmigen Geschichtsprofessors Hans Beck von der McGill-Universität im kanadischen Montreal. Dieser widmete sich der Frage nach der lokalen Identität in einer globalisierten Welt, die heutzutage ebenso aktuell ist wie im geografisch ausgesprochenen kleinkammrigen Griechenland der Stadtstaaten, wo der Handlungsradius eines Durchschnittsbürgers einen Kreis von etwa drei Kilometern Durchmesser umfasst habe.

Theben als Gegenwelt

«Es geht mir nicht um eine lokalpatriotische Idylle, sondern um lokale Weltbilder und eine adäquate Wertschätzung des Regionalen», sagte Beck im Gespräch mit den FN. Im gegenwärtigen Social-Media-Zeitalter sei die ganze Welt gewissermassen auf Knopfdruck abrufbar – und trotzdem lebten wir Menschen auch heute noch vor allem in einem sehr lokalen Rahmen. Dieser werde oft als sekundär oder eng stirnig missverstanden, sei aber zentral sinnstiftend. Auch in den klassischen Altertumswissenschaften hätten sich die Forscher früher viel zu stark ausschliesslich für Makroprozesse interessiert, so Beck weiter. Was demgegenüber für ihn zentral sei, sei das Verständnis der Identität eines Ortes.

Dass Böotien und Mittelgriechenland gegenüber den grossen antiken Playern Athen und Sparta lange in den Hintergrund gerückt waren, ist für ihn ebenfalls eine überholte Sichtweise. Böotien sei zudem weit mehr als seine grösste Stadt Theben – auch wenn diese in der griechischen Sagenwelt durch Ödipus und die Sphinx schon immer sehr stark präsent gewesen sei. Eine Sagenwelt, die notabene vor allem durch athenische Quellen überliefert sei – was erkläre, dass Theben oft als negative Gegenwelt zu Athen geschildert werde.

Seine Wertschätzung des Lokalen sieht Beck auch in der für ihn «überschaubaren Stadt» Freiburg wieder – auch wenn er selber eben erst diese Woche 6000 Kilometer zurücklegte, um von seiner kanadischen Wahlheimat in die Schweiz zu gelangen.

Zweisprachigkeit als Parallele

«Tatsächlich reise ich beruflich um die ganze Welt, auch nach China oder Australien», sagt er dazu, «bin aber dabei stets auf der Spur des Lokalen und dessen Sinnkraft.» An Freiburg schätzt er vor allem die Zweisprachigkeit, die ihn an Montreal erinnere. «Sie erinnert uns daran, dass die Welt bunter und grösser ist, als man es sich oft vorstellt.» Im Übrigen seien Deutsch, Französisch und Englisch ja nicht die einzigen Sprachen, die in diesen beiden Städten gesprochen würden. In beiden lebten ja Emigranten aus aller Herren Länder.

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