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Auf Gedeih und Verderb

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Hätte es Reinhold Duschka (1900-1993) nicht gegeben, dann wären Regina Steinig und ihre Tochter Lucia höchstwahrscheinlich in den Vernichtungslagern der Nazis umgebracht worden. Am Tag, an dem die Nazis 1941 ihr Haus in Wien räumen und die Bewohner deportieren, finden sie Unterschlupf in der Werkstatt des Kunsthandwerkers Reinhold Duschka, einem Freund und Bergsteigerkameraden von Lucias Vater. Vier Jahre lang hält Duschka Mutter und Tochter versteckt und rettet ihnen so das Leben.

Eine historische Reportage

Dass diese mutige Tat nicht in Vergessenheit geraten ist, verdanken wir Lucia Heilmann. Sie hat die Geschichte ihrer Rettung dem österreichischen Schriftsteller Erich Hackl erzählt. Ihre Erinnerungen bilden den Kern von Hackls historischer Reportage über Reinhold Duschka. In einer nüchternen Sprache protokolliert Hackl auf wenig mehr als 100 Seiten die eintönigen und nervenaufreibenden Jahre im Versteck. Gerade diese Zurückhaltung Hackls macht die präzisen Schilderungen umso eindringlicher: die Enge des Bretterverschlags, in dem die zwei Frauen nachts versteckt sind; der Sack Karotten, von dem sie wochenlang zehren; wie sie am Sonntag nicht aufs Klo dürfen, weil jedes Geräusch ihre Entdeckung bedeuten könnte.

«Am Seil» hat Hackl seine erzählerische Dokumentation betitelt. Damit spielt er auf Duschkas Passion an, das Bergsteigen, und findet eine stimmige Metapher für die Schicksalsgemeinschaft der drei: Sie sind auf Gedeih und Verderben miteinander verbunden, wie Bergsteiger am Seil. Finden die Nazis Regina und Lucia, bedeutet das auch das Todesurteil für Reinhold. Stösst Reinhold etwas zu, sind die beiden Versteckten verloren.

Aktuelle Heldengeschichte

Wieso nimmt ein Mensch dieses Risiko auf sich? Was trieb Reinhold Duschka an? Hackl hat dazu auch mit Duschkas Tochter Hellgard gesprochen, seinem Enkel Gerald und dem ehemaligen Arbeitskollegen Leo Graf. Eine eindeutige Antwort hat er nicht gefunden. Duschka war weder getauft, noch gläubig, auch nicht politisch aktiv. Und über seine Tat wollte er lange gar nicht reden. So hat etwa seine eigene Tochter erst mit 25 davon erfahren, dass ihr Vater zwei Jüdinnen gerettet hat. Und Duschka sträubte sich jahrelang gegen Lucias Bemühungen, ihn für die Ehrung «Gerechter unter den Völkern» der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem vorzuschlagen – auch, weil er fürchtete, Kunden zu verlieren. Erst mit 90 willigte er ein.

Duschka ist Mensch geblieben in einer Zeit der Unmenschlichkeit – zu Recht hat Hackl seinem Buch den Untertitel «eine Heldengeschichte» gegeben. Eine Geschichte von Zivilcourage, die, ganz ohne Pathos erzählt, auch heute noch aktuell ist.

Erich Hackl: «Am Seil. Eine Helden­geschichte». 117 Seiten, Diogenes.

Stephan Moser ist Journalist und freier Rezensent.

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