Auf Wiedersehen, Gaston Gaudard
Ehemaliger Universitätsrektor geht in Pension
Nach 37 Jahren als Wirtschafts-Professor verlässt Gaston Gaudard die Universität Freiburg. Der ehemalige Rektor wird mit 70 emeritiert und ist gestern Abend feierlich verabschiedet worden.
Von CHRISTIAN SCHMUTZ
Eine grosse Zahl von illustren Gratulanten war gestern Abend in den Hörsaal B der Uni Freiburg gekommen, darunter Bundesrat Joseph Deiss, Schüler von Gaston Gaudard und bis vor vier Jahren noch Kollege im Departement Volkswirtschaftslehre der Uni Freiburg.
Deiss erzählte Müsterchen vom langen gemeinsamen Weg an der Uni und dass er den Nutzen seiner ersten Seminararbeit jetzt erst, 37 Jahre später, als Vorsteher des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartementes, erkannt habe. Philippe Gugler, Professor für Wirtschafts- und Sozialpolitik, hob hervor, dass Gaudard viel zur Bekanntheit der Uni Freiburg in der ganzen Welt beigetragen habe.
Immer junge Forscher unterstützt
Der gebürtige Freiburger Gaston Gaudard hatte mit dem Erreichen des 70. Geburtstags am 12. Juli die Altersobergrenze für Professoren erreicht und deshalb im Sommer seinen französischsprachigen «Lehrstuhl für internationale und regionale Wirtschaft» abgegeben. Wenn nun am Montag das Wintersemester beginnt, steht der Abteilung sein Nachfolger Thierry Madiés vor.
Gaudard wurde von Deiss, Staatsrat Michel Pittet, Vize-Rektor Guido Vergrauwen und Dekan Jacques Pasquier geehrt. Dabei wurde das Bild eines pünktlichen, immer verfügbaren, humorvollen, sprachbewussten und sprachgewandten Dessertliebhabers gezeichnet. «Der Kanton schuldet ihm grossen Dank, denn er hat in den 1970er Jahren den Startschuss für eine regionale Wirtschaftsförderung gegeben», sagte Staatsrat Pittet. Vor dem Pionier habe der Begriff der Region in der Wirtschaft kaum Bedeutung gehabt.
Gaudard hatte in Freiburg, Genf und London Wirtschaft und Politikwissenschaften studiert. Als 24-Jähriger erhielt er 1957 den Doktortitel in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 1964 auch denjenigen in den Politikwissenschaften. 1966 wurde er Professor an der Uni Freiburg. Gaudard war von 1975 bis 79 Rektor der Universität Freiburg und hatte jahrelang das Forschungszentrum für den Wirtschaftsraum der Uni (Cresuf) geleitet. «Er war nicht in einem Elfenbeinturm, sondern immer nah an der Realität», sagte Vergrauwen. Einer nämlich, der 60 Doktorate betreut und ein halbes Jahrhundert für die Uni da gewesen sei, wie Dekan Pasquier sagte.
600-seitige Festschrift
Der Jubilar hat bisher 360 wissenschaftliche Publikationen herausgegeben, vor allem über die Theorie und die Beziehungen in der internationalen sowie regionalen Wirtschaft, über das Transportwesen und die Wirtschaftsräume. In der bisher letzten Publikation «Les fausses idées claires – Réflexions à partir de faits économiques» fordert er eine Regularisierung der Globalisierung.
An Gaudards Festtag standen aber nicht nur eigene Publikationen im Mittelpunkt. Zu Ehren des zurücktretenden Kollegen haben ehemalige und jetzige Mitglieder der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ein 600-seitiges Buch herausgegeben und dem Jubilar überreicht. Im Werk «L’espace économique mondial et régional en mutation» haben sich rund 30 Schweizer und ausländische Spezialisten eingehend mit Themen aus dem Wirkungskreis Gaudards befasst.
Neben einem Vorwort von Joseph Deiss sind unter den Autoren Jean-Pierre Roth, Generaldirektor der Schweizer Nationalbank, die Staatsratsmitglieder Isabelle Chassot und Michel Pittet sowie alt Staatssekretär Franz Blankart zu finden.