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Aufräumen oder untergehen

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Wort zum sonntag

Aufräumen oder untergehen

Autor: Urs Zimmermann

Rumänien. Ein Dorf in den Karpaten. Es ist Advent.

Fast alle im Dorf sind Bauern. Das Leben ist einfach, oft hart und, egal ob Advent oder nicht, man hat einen Alltag und tägliche Pflichten. Und doch … etwas ist anders, jetzt im Advent. Etwas fällt auf: Es wird aufgeräumt.

Die Bauern schaffen Ordnung im Hof: Die Geräte werden gepflegt, die beschädigten Werkzeuge repariert und die Wirtschaftsgebäude ausgekehrt. Im Wohnhaus nicht anders: Schubladen und Schränke werden leergeräumt und gereinigt, es wird geputzt und gewaschen, alles auf Weihnachten hin.

Wenn es dann da ist, das Fest, will man es feiern. Nichts soll es trüben, schon gar nicht der Gedanke an noch zu erledigende Arbeit. Man will Zeit haben und dem Fest Platz einräumen.

Schweiz. Ein Dorf im Mittelland. Es ist Advent.

Das Leben ist vielfältig, oft laut und hektisch und, egal ob Advent oder nicht, man hat einen Alltag und tägliche Pflichten. Und doch … etwas ist anders, jetzt im Advent. Etwas fällt auf: Alle haben mehr Betrieb.

Drei Weihnachtsfeiern stehen an, mitten im Advent natürlich, eine mit der Firma, eine im Verein und eine für die Senioren der Gemeinde, da hilft man mit. Man besucht den «Chlausauszug», den Kindern zuliebe, fährt zum Weihnachtsmarkt ins Nachbardorf und nutzt den verkaufsoffenen Sonntag. Man hat sich verpflichtet, ein Adventsfenster zu gestalten, empfängt bei dessen Eröffnung die Nachbarschaft, offeriert einen Apéro und weiss, dass erwartet wird, dass man bei der Eröffnung anderer Adventsfenster ebenfalls anwesend ist.

Die Musikgesellschaft lädt zum Weihnachtskonzert und die Schulklasse von Sohn, Enkeltochter oder Patenkind zum Weihnachtsspiel. Dann gibt es noch die Rorate-Gottesdienste, nicht nur Gottesdienste allerdings, immer auch Frühstück, und auch da hilft man mit, und schliesslich organisiert der Pfarreirat eine besinnliche Nachtwanderung. Teilnahme ist Ehrensache. Alles vor Weihnachten.

Wenn es da ist, das Fest, dann hat man schon gefeiert. X-fach.

Gut zu wissen, dass jetzt freie Tage kommen und man Zeit hat für die liegengebliebene Arbeit. Man kann Ordnung schaffen.

Kennen Sie das? Etwas übertrieben vielleicht, zugegeben, aber mir bekannt. Wie lieb wäre mir der Advent, wenn er mir Zeit böte, aufzuräumen. Nur schon äusserlich: den Schreibtisch, die Wohnung … aber auch innerlich, meinen Geist, meine Seele. Wie gerne würde ich auf all den Betrieb verzichten.

Und wenn es da ist, das Fest, dann würde ich es gerne feiern. Nichts soll es trüben, schon gar nicht der Gedanke an noch zu erledigende Arbeit. Ich möchte Zeit haben und dem Fest Platz einräumen.

Nur ein Traum? Vielleicht. Aber im Evangelium vom 2. Adventssonntag macht mir einer Mut. «Kehr um!», ruft er mir zu.

Urs Zimmermann ist Pfarrer in Bad Zurzach, priesterlicher Mitarbeiter im Pfarreienverband Zurzach-Studenland und betreut die Wallfahrt zur heiligen Verena.

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