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Ausgetickt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Sonntagmorgen. Die Back­ofenuhr zeigt 09:00, obwohl im Radio schon die 10-Uhr-Nachrichten laufen. «Ich mach das», sage ich. Zweimal im Jahr nicht ein Knecht der Zeit zu sein, sondern ihr Herr, gibt mir ein gutes Gefühl.

«Soll ich die Anleitung raussuchen?», fragt meine Frau. «Wozu?», entgegne ich. «Ich habe eine naturwissenschaftliche Matura und ein abgeschlossenes Studium.» «Als Historiker», sagt sie. Höre ich da einen ironischen Unterton? «Wenn sich jemand mit Zeit auskennt, dann wohl ein Historiker», entgegne ich leicht verunsichert. «Und übrigens funktioniert das bei allen Geräten gleich: Die Uhrtaste drücken und das Stellrad nach rechts drehen.» Blöd nur, dass unser Backofen keine Uhrtaste hat. Und kein Stellrad. Blitzschnell gehe ich meine Möglichkeiten durch. Entweder bitte ich meine Frau, doch die Anleitung herauszusuchen. Oder ich tue, was ein Mann in solchen Situationen eben tut.

Aufs Geratewohl drücke ich ein paar Tasten. So ein Back­ofen ist schliesslich kein AKW. Wird ja nicht gleich Sirenenalarm geben. Plötzlich piept das Gerät fies drauflos. «Du hast den Timer erwischt», sagt meine Frau. 09:05. «Habs gleich.» 09:10. Noch immer fummle ich am Ofen rum. «Du weisst schon, wieso Moses 40  Tage durch die Wüste irrte?», fragt meine Frau. «Weil er nicht nach dem Weg gefragt hat», presse ich gestresst zwischen den Zähnen hervor. Feministische Witze helfen selten weiter, aber jetzt schon gar nicht. Dann schnappt die Ofentür ein und ein höllisches Dröhnen hebt an. Die automatische Selbstreinigung bei 300  Grad. Ich Unglückseliger habe die Tore zur Hölle geöffnet.

Schweiss steht mir auf der Stirne. Ich komme mir vor wie ein Bombenentschärfer. Den roten oder den grünen Draht durchschneiden? Im Film kneift der Experte jeweils die Augen zu und den richtigen Draht durch. In letzter Sekunde: 00:01.

Der Backofen zeigt aber noch immer 9:20 statt 10:20. Und es gibt keine Drähte, die ich durchschneiden könnte. Also explodiere ich. Aaahh, entfährt ein infernalischer Schrei meiner geschundenen Männerseele, und ich versuche mit blossen Händen das Display kleinzuschlagen. Ich bin zwar ein teilzeitarbeitender, kinderbetreuender, haushaltmachender Vollzeitmensch. Aber ganz gefeit gegen den Teufelskreis toxischer Männlichkeit aus Selbstüberschätzung und Gewalt bin auch ich nicht. Wenigstens nicht bei bockigen Backofenuhren. Als ich wieder zu mir komme, zeigt die Uhr 10:22. Bin ich wirklich eine Stunde lang ausgetickt?

Dann sehe ich, wie meine Frau die Anleitung zurück in den Schrank legt. «Du weisst ja jetzt, wo du sie findest», sagt sie zärtlich. «Fürs nächste Mal.»

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