Susanna Grogg-Roggli hat ein Buch geschrieben, das in losen Geschichten über die Zeit des 18. und frühen 19. Jahrhunderts im Raum Schwarzenburg berichtet. Am Montagabend stellte sie es im Schloss Schwarzenburg vor.
«Lieben und Leiden im Schwarzenburgerland»: So heisst das Buch, das Susanna Grogg-Roggli diese Tage im Werd-und-Weber-Verlag herausgegeben hat. Das Buch erzählt in mehreren losen Geschichten vom Leben der Menschen in der Region Schwarzenburg vor 250 bis 300 Jahren.
Die Geschichten handeln vom Alltag der Schwarzenburgerinnen und Schwarzenburger sowie deren Sorgen und Nöten in der damaligen Zeit. Hintergrund jeder Erzählung sind ein oder mehrere historische Dokumente, die die Autorin in den Archiven gefunden hat. Darauf basierend hat sie ein Dutzend Geschichten aufgeschrieben, die sich damals so zugetragen haben könnten. «Namen und Geschehnisse sind belegt», schreibt Grogg-Roggli. Das verbindende Element in den Geschichten ist Obereichi, ein Weiler in der Kirchgemeinde Wahlern im ehemaligen Amtsbezirk Schwarzenburg, wo die Autorin geboren und aufgewachsen ist.
Viele historische Quellen
Am Montagabend stellte Susanna Grogg-Roggli ihr Buch im Schloss Schwarzenburg anlässlich einer Vernissage vor rund 70 Personen vor. Gemeindepräsident Urs Rohrbach lobte in seiner Einleitungsrede die wissenschaftliche Vorgehensweise der Autorin. «Ich bin nicht nur Gemeindepräsident, sondern auch Wissenschaftler.» Besonders lobenswert fand Rohrbach denn, dass Grogg-Roggli mit Quellenangaben arbeitete und in ihrem Buch konsequent dokumentiert, woher sie die historischen Texte hat. Als Archäologe sei er besonders an der Lokalgeschichte interessiert, sagte Rohrbach. Deshalb sei der historische Kontext, in den Grogg-Roggli ihre Geschichten einbette, besonders wertvoll.
Gemeine Herrschaft Grasburg
Die Autorin zeigt auf, dass die Vorfahren in der Region in kleinräumigen Gesellschaftsformen lebten. «Sie waren Bauern, Kleinbauern zumeist, und manchmal gleichzeitig Handwerker.» Sie hätten zudem in bescheidenen Behausungen gelebt, oft in lang gezogenen, niedrigen Tätschdachhäusern oder in Hochstudhäusern «mit weit herunterreichendem Walmdach und Kreuzfirst». Oft hätten mehrere Familien und Generationen im gleichen Haus gewohnt.
Ferner weist Grogg-Roggli darauf hin, dass die enge Heimat der Menschen damals die Gemeinde oder Viertelsgemeinde in der «Gemeinen Herrschaft Grasburg» war. «Die stand seit 1423 unter der wechselnden Herrschaft und Verwaltung des Staates und der Republik Bern und Freiburg.» Deren Macht habe sich im Schloss Schwarzenburg, in der Person des Landvogts manifestiert. Die Landbewohner hätten sich zunehmend als Untertanen degradiert gefühlt, so die Autorin. Als sich im 18. Jahrhundert neue Denkweisen verbreiteten, «stellten Einzelne und Familien überlieferte Menschen- und Gottesbilder und damit die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen infrage», so Grogg-Roggli.
«Das Buch zeigt auf, dass die Bürgerinnen und Bürger von Schwarzenburg schon damals als obrigkeitskritisch galten», so Rohrbach. «Das spüre ich heute als Gemeindepräsident immer noch manchmal.»
Sittenrichter und Chorgericht
Die Geschichten im Buch zeigen auf, wie sich das hierarchische Gesellschafts- und Gottesbild auf das Leben der damaligen Landbevölkerung auswirkte. Sittenrichter und Aufpasser hätten das Volk immer und überall überwacht, und im sogenannten Chorgericht sei Recht gesprochen worden. Das beschreibt die Autorin in einer ihrer Geschichten anschaulich.
So seien 1742 mehrere junge Frauen vor dem Chorgericht in Wahlern gestanden, weil sie verbotenerweise an der Einweihung der neuen Kirche in Ueberstorf gewesen seien. Die Frauen wurden mit einer hohen Geldbusse bestraft, so die Autorin. «Wie sollen sie die Summe nur zusammenbringen? Die ganze Familie ist damit schwer bestraft», schreibt Grogg-Roggli und zeigt damit auf, dass sie auch immer mit den Protagonisten in ihrem Buch mitfühlt. Trotzdem sei sie froh, dass solche Geschichten zu Blatt gebracht wurden. «Das Buch konnte nämlich nur entstehen, weil die Menschen seit Jahrhunderten schreiben.»

zvg
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.