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Die Herausforderung, Ausländer zu sein

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Im Hintergrund ist Kindergeschrei zu hören, als die FN gestern Mittag Jonathan Kazadi telefonisch erreichen. «Ich helfe im Sportzen­trum von Tenero in einem Trainingscamp für Kids aus», erklärt der frühere Captain von Freiburg Olympic, der in den zwei Jahren zuvor mit seinem ehemaligen Mitspieler Brian Savoy bereits selber solche Camps organisiert hatte. «Das bereitet mir jeweils einen grossen Spass. Und im Sommer hat man ja mehr Zeit für diese Dinge als sonst das Jahr über.»

Der Corona-Krise geschuldet, trifft diese Feststellung mehr zu denn je. Wie für die meisten Sportler endete die Saison auch für Kazadi im Frühling abrupt. «Wir waren eben für das Spiel in Nantes angekommen, als es hiess, dass das Spiel nicht stattfinden könne. Wir übernachteten noch dort und fuhren dann zurück nach Lille, wo alle Trainings abgesagt wurden und wir die Wohnung nur noch für Einkäufe verlassen durften», sagt der Spielmacher aus der französischen Pro-B-Meisterschaft. Nach einem Telefonat mit dem Club-Präsidenten erhielt der Berner die Erlaubnis, in seine Schweizer Heimat zurückzukehren, wo er auf Abruf bereitstand, falls die Meisterschaft doch noch fortgesetzt würde. Daraus wurde bekanntermassen nichts. «Das hat mich doch ein wenig gewurmt, wir kamen gegen Ende der Qualifikation immer besser in die Gänge. Die Playoffs lagen für uns in Reichweite.»

Jedes Spiel gefordert

Das Kapitel Lille war für Kazadi damit noch nicht abgeschlossen. Auch deshalb hat er sich dazu entschieden, seinen Vertrag mit den Franzosen um eine weitere Saison zu verlängern. «Ein grosser Teil der Mannschaft bleibt zusammen und auch der Coach bleibt der gleiche. Es ist für mich eine gute Gelegenheit, in Lille Verantwortung zu übernehmen.» Lille gehöre in der zweithöchsten Liga Frankreichs – wo der Basketball einen ungleich höheren Stellenwert als in der Schweiz geniesst – zu den Teams im hinteren Mittelfeld, was das Budget und die Grösse des Vereins betreffe. «Trotzdem wollen wir kompetitiv sein.»

Es ist genau die Sorte von Herausforderung, die Kazadi seit jeher antreibt. Trotz Kontakten mit Schweizer Teams – bei welchen er gesetzt wäre – zog er die Pro-B-Meisterschaft vor. «Es ist meine ganz persönliche Challenge, auf einem so hohen Niveau wie möglich spielen zu können. Es gibt zwar Schweizer Mannschaften, die im Pro-B-Championat mithalten könnten. Der Unterschied ist jedoch, dass die französische Liga viel ausgeglichener ist.» In der NLA gebe es immer wieder Siege mit 40 Punkten Differenz und oftmals sei schon im Voraus klar, welche Equipe als Sieger vom Parkett gehen werde. «Das ist schade. In der Pro-B musst du in jedem Spiel deine volle Leistung abrufen, um ein positives Resultat erzielen zu können», erklärt Kazadi.

Hinzu komme der nicht unwesentliche Faktor, dass er in Frankreich ein Ausländer sei. «Als einheimischer Spieler bist du im Vorteil und hast weniger Konkurrenz. Der Ausländermarkt ist aber viel grösser. Sich unter diesen Voraussetzungen zu behaupten, ist eine Herausforderung.»

Der «kleine» Schweizer

Nachdem Jonathan Kazadi als 15-Jähriger zu Olympic gestossen war, hatte er den Club 2016 in Richtung Orléans verlassen, wo er beim Pro-A-Team seinen ersten Auslandsvertrag unterschrieb. Die französische Pro-B-Equipe aus Aix-Maurienne und das spanische Team von CBC Valladolid waren weitere Stationen Kazadis, ehe er letztes Jahr nach einem Abstecher zu Genf in Lille unterschrieb. «Ich hatte schon immer das langfristige Ziel, mich im Ausland festzusetzen. Nachdem ich 2016 mit Olympic den Titel holen konnte, hatte es sich richtig angefühlt, diese Herausforderung in Angriff zu nehmen.»

Gerade für einen Schweizer Basketballer ist ein Engagement im Ausland keine Selbstverständlichkeit. Abgesehen von den beiden NBA-Spielern Clint Capela und Thabo Sefolosha konnten sich nur wenige in einer fremden Liga durchsetzen, am klarsten noch der Freiburger Harold Mrazek, der 2002 mit Villeurbanne die französische Meisterschaft gewinnen konnte. «Es ist schwierig, aus der Schweizer Liga den Sprung ins Ausland zu schaffen. Die NLA wird nicht so sehr respektiert. Auch wenn du hier gut spielst, wird man kritisch gesehen.» Andererseits spiele auch eine Rolle, dass für viele Schweizer das Ausland finanziell nicht lukrativ genug sei. «Als ich in der spanischen Liga spielte, haben einige in meinem Team nicht mehr als 500 Euro verdient. In der Schweiz verdienen die Top-Spieler viel mehr. Da fragt man sich halt zweimal, ob man es machen soll.» Auch er würde in der NLA mehr kassieren als bei Lille, sagt Kazadi. Doch das Geld war für den sympathischen Berner noch nie die Motivation.

Von Bümpliz bis ins Ausland

Begonnen mit dem Sport hatte er in Bern-Bümpliz, nicht eben eine Hochburg im Schweizer Basketball. «Dort gab es eine Liga, in der sich die Kids aus den Quartieren messen konnten. Ich hatte ziemlich Glück, dass ich in dieser Liga spielen konnte und einen Coach hatte, der mich immer gepusht hat. Und Freiburg ist ja nicht so weit weg von Bern», sagt Kazadi mit einem Schmunzeln. Nun versucht der Nationalspieler also, sich über eine weitere Saison in Lille noch einmal für höhere Aufgaben zu empfehlen. «Lille ist der richtige Ort für mich, um ein Leader zu sein. Spiele ich gut, ist vielleicht eine Rückkehr in eine europäische Spitzenliga möglich.» Unendlich Zeit dafür habe er mit seinen 29 Jahren aber nicht mehr, ist sich auch Kazadi bewusst.

Die Zukunft nach dem Basketball hat er wohlweislich schon lange vorbereitet. Während seiner Zeit bei Olympic hat er den Bachelor in Psychologie gemacht. «Mit dem Masterstudium bin ich noch nicht zu Ende. Das will ich beenden, wenn ich in die Schweiz zurückkehre.» Aber auch in Lille bildet sich Kazadi nebenher weiter. Klappt alles nach Plan, wird er einen Diplomlehrgang in Sportpsychologie, der ein Jahr lang dauert, in Angriff nehmen. «So kann ich auch mal abschalten vom Basketball und mit neuer Energie auf das Parkett zurückkehren.»

«Es ist schwierig, aus der Schweizer Liga den Sprung ins Ausland zu schaffen. Die NLA wird nicht so sehr respektiert.»

Jonathan Kazadi

Basketballer

«Als ich in der spanischen Liga spielte, haben einige in meinem Team nicht mehr als 500 Euro verdient.»

Jonathan Kazadi

Basketballer

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