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Bauern wollen nicht Sündenböcke sein

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Bauern wollen nicht Sündenböcke sein

Die Landwirtschaft betrachtet den anhaltenden Preisdruck als unfair

Die positiven Reaktionen in der Öffentlichkeit auf die kürzliche Demonstration in Bern und die Annahme des Gentech-Moratoriums haben die Freiburger Bauern gestärkt. Selbstbewusst wollen sie sich gegen den anhaltenden Druck auf ihre Einkommen wehren.

Von WALTER BUCHS

An seiner Delegiertenversammlung vom Donnerstagvormittag in Neyruz hat der Freiburger Bauernverband (FBV) eine Standortbestimmung der Branche vorgenommen und Pflöcke für das künftige Vorgehen eingeschlagen. Bei einem «Bure-Zmorge» vor der Versammlung auf dem Betrieb der Familie Marie-Claire und André Mettraux haben die Verantwortlichen vorgängig vor der Presse die aktuelle Stossrichtung des Verbandes erläutert.

Gegen Angriffe zur Wehr setzen

«Seit Jahren werden die Bauern von allen Seiten terrorisiert und gedemütigt, obschon kaum eine Branche sich so sehr verändert und bewegt hat und ihre Produkte wesentlich billiger abgibt als noch vor zehn Jahren.» Mit diesen Worten charakterisierte FBV-Präsident Josef Fasel die schwierige Lage. Tatsache sei nämlich, so fügte Josef Fasel hinzu, dass die Bauern ihre Produkte heute 25 Prozent günstiger abgeben als noch vor einem Jahrzehnt. Die Kunden dagegen bezahlten zehn Prozent mehr.

Der FBV-Präsident gab hiezu bekannt, dass ein Vergleich von Schweizer Nahrungsmitteln mit jenen der EU ergeben habe, dass nur gerade 20 Prozent der Differenz von der Landwirtschaft herrührten. 80 Prozent seien auf die Preisgestaltung der verarbeitenden Betriebe und des Handels zurückzuführen. Solche Vergleiche zeigten, dass die wiederholten Attacken von «Economiesuisse», Avenir-Suisse, des seco, der Wirtschafts- und anderer Interessenverbände allesamt ungerechtfertigt seien.

Auf Missstände aufmerksam machen

Mit dem Hinweis darauf, dass dieselben Kreise, die der Landwirtschaft mangelnde Flexibilität vorworfen, bei sich selbst auf Protektionismus setzen, ergänzte Fasel: «Das viel gepriesene Credo vom Markt als alleinigem Indikator für korrekte Preise und als Motor der Wirtschaft ist bei näherer Betrachtung oft nur ein Gehabe von Macht und Manipulation.»

Josef Fasel bemängelte dabei, dass zahlreiche Branchen wie Pharma, Banken, Versicherungen sich gezielt vor der ausländischen Konkurrenz schützen. Es sei auch kein Zufall, dass die Mobilfunkgebühren in der Schweiz zu den höchsten in Europa zählten. Dies alles zeige, dass nicht die Schweizer Bauern ein Problem hätten mit den zu hohen Preisen, sondern viele andere Branchen. Dabei müsse man noch wissen, dass ein Schweizer Haushalt heute noch gerade acht Prozent seiner Ausgaben für Lebensmittel aufwende, während für Versicherungen (ohne Krankenkasse) schon 22 Prozent ausgegeben würden.

2005: Ein Jahr des Kampfes

Auch Direktor Daniel Blanc hob vor der Presse hervor, dass der Bauernstand nicht mehr einverstanden sei, «die Landwirtschaft auf dem Altar eines bis an die Grenze getriebenen Liberalismus zu opfern, welcher letztlich das Geld nur in die Taschen einiger weniger Personen fliessen lässt.» In seinem Jahresrückblick stellte er fest, dass die Preise bei der Milch, Schweine- und Geflügelproduktion oder beim Getreide immer weiter zurückgingen. Der anhaltende Druck auf die Produktion, während die Konsumentenpreise ansteigen, mache es den Freiburger Bauern immer schwieriger zu überleben.

In diesem Zusammenhang betonte er, dass der Freiburger Bauernverband sich weigere, die vom Bundesrat vorgeschlagene Agrarpolitik 2011 anzunehmen. In diesem Sinne hat der Kantonalvorstand im Rahmen der laufenden Vernehmlassung eine Stellungnahme vorbereitet und diese gestern den Delegierten präsentiert. Gemäss Direktor Blanc hätte die bundesrätliche Version zur Folge, dass das Einkommen der Freiburger Bauern jährlich um 32,9 Mio. Franken abnehmen würde. Pro Betrieb entspreche dies einem Betrag von über 11 000 Franken oder im Durchschnitt 20 bis 25 Prozent des Einkommens. Das könne nicht mehr hingenommen werden.
Daniel Blanc wies für 2005 auch auf Positives hin. So entwickle sich die Nachfrage nach Greyerzer Käse sehr gut. Mit der Annahme des GVO-Moratoriums habe das Volk gezeigt, dass es regionale Produkte in guter Qualität wünsche. Francis Egger, Direk-
tor des Landwirtschaftlichen Instituts Grangeneuve, ergänzte, dass aufgrund der Zahl der Lehrlinge und der Schüler am Institut eine landwirtschaftliche Ausbildung heute attraktiv sei. Er freute sich, dass in Grangeneuve 413 junge Leute, davon 22 Frauen, eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvieren. Letztere sei keine Sackgasse mehr, sondern eröffne angesichts der breiten Kenntnisse, die vermittelt werden, vielfältige Berufsmöglichkeiten (siehe auch Kasten).

Massive Korrekturen nötig

Vor den über 220 Delegierten und Gästen in Neyruz umriss der Freiburger Jacques Bourgeois, Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes, die Vorschläge des Bundesrates zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik. Wie er ausführte, bieten diese Vorschläge der Landwirtschaft ungenügende Perspektiven. In Anbetracht der aktuellen Einkommenssituation und den anstehenden Herausforderungen (WTO, bilaterale Abkommen) dürfe der Rahmenkredit zugunsten der Landwirtschaft von heute 14 092 Millionen keinesfalls auf 13 458 Millionen abgebaut werden. Die Marktstützung soll von 2717 auf 1488 Millionen Franken gesenkt werden. Dafür werden die Direktzahlungen von 9965 auf 11 251 Millionen Franken erhöht.

Der Handlungsspielraum der Landwirte sei nur unzureichend erweitert worden. Darin sieht Bourgeois einen Widerspruch, da die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit doch eines der Ziele dieser Reformrunde sei, hielt er fest. Der Bauernverband ist ebenso gegen eine Aushöhlung des Boden- und Pachtrechtes. Von den 46,1 Milliarden Franken, welche die Konsumenten für die Ernährung ausgeben, kommen nur 1,2 Milliarden Franken den Schweizer Bauern zugute, gab er zu bedenken.

Verbündete gefunden

Dass die Landwirtschaft an einem Scheideweg stehe, habe noch selten so sehr der Tatsache entsprochen, führte Landwirtschaftsdirektor Pascal Corminboeuf in seinem Votum aus. Die üblichen politischen Verbündeten seien befangen, um nicht zu sagen feindselig. Dadurch, dass die Bauern ihre Höfe öffneten und aufzeigten, dass sie mehr denn je hochwertige Qualitätsprodukte erzeugen wollen, hätten sie neue Verbündete gefunden, nämlich die Konsumenten und Naturschützer.

Die Voten von Grossratspräsidentin Anne-Claude Demierre, Staatsratspräsidentin Ruth Lüthi und der Präsidentin der Westschweizer Vereinigung der Konsumenten, Dana Raemy, zeugten vom Verständnis gegenüber dem Bauernstand. ju

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