Untertitel: 8. Abonnementskonzert in der Aula der Universität
Autor: Von JUTTA LAMPART
Wer kennt sie nicht, die Geschichte um Romeo und Julia? Allen Widrigkeiten zum Trotz bekennen sie sich zu ihren Gefühlen. Im Tod erlangen sie Unsterblichkeit. Ihr Schicksal inspiriert Künstler bis auf den heutigen Tag. So hat Bernstein beispielsweise in seiner «West Side Story» das Drama auf raffiniert moderne Weise aktualisiert: Thema im 8. Abonnementskonzert war der Dualismus zwischen Liebe und Gewalt.
Der Amerikaner Hugh Wolff leitet das Radio-Sinfonieorchester Frankfurt seit sieben Jahren auf urmusikalische, spontane Weise. Unkonventionell ist sein Dirigierstil. Unüberhörbar die Perfektion und Spielfreude seiner Musiker.
Von Berlioz angeregt
Tschaikowski seinerseits breitet in der Rückerinnerung des Pater Lorenzo das tragische Geschehen aus. Wuchtige Schläge, schneidendes Blech, erregte Synkopen charakterisierte die verfeindeten Familien. Das Liebeslied erhob sich voller Wehmut gegen diese Bedrohung. Wie das Orchester die menschlichen Gefühlssphären auslotete, war von bewegender klanglicher Schönheit.
Schon in der letzten Saison waren die Zuhörer Berlioz’ seltener gespielten Orchesterstücken zu «Roméo et Juliette» begegnet. Der Reichtum der Orchesterfarben faszinierte damals in der Interpretation von Herreweghe. Er blühte unter Wolff zu einem grossen Fest der Instrumente auf. Schwelgerisch die Melodien, lauernd die Kampfverheissungen, wunderschön die wehmütigen Erinnerungen an das Glück.
Tragische Liebesgeschichte
auch bei Bernstein
Auch Bernstein war ein Meister der kompositorischen Effekte. Was wäre sein Musical «West Side Story» ohne die Fülle der widersprüchlichsten Rhythmen? Neun «Sinfonische Tänze» liessen die tragische Liebesgeschichte von Maria und Tony aufs Wirkungsvollste aufleben. Tapsend, lasziv der Prolog, sich in Pose setzend die feindlichen «Jets» und «Sharks», vertrauensvoll die aufkeimende Liebe, unheimlich die Spirale der Gewalt. Zurück blieb wieder die verklärte Insel der Erinnerung.