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Behauptungen zur politischen Lage

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Autor: Eva-Maria Bertschy

FreiburgEin Kunstfestival lädt zwei Schriftsteller ein, sich mit einem Zitat auseinanderzusetzen: «Momentan ist die Schweiz eine Firma, jetzt müssen wir wieder zu einem Staat werden.» Und nun fragt sich die Zuschauerin, die in der verdummenden Hitze im Saal des Nouveau Monde in Freiburg nach Luft schnappt: Warum tut sie sich dies an? Oder auch: Was kann ein Schriftsteller zu dieser Debatte noch beitragen, die spätestens mit der Absage an das Schweizer Bankgeheimnis aufgekommen ist und in deren Kontext besagtes Zitat geäussert wurde?

Eine Antwort: Ein Schriftsteller darf mehr. Er kann Behauptungen in den Raum werfen, die immer nur auf seine Figuren und Erzähler und nie auf ihn selber zurückgeführt werden. Eine Möglichkeit, die sich Lukas Bärfuss und Jérôme Richer gerne zueigen machen.

Literaten pflegen einen privilegierten Umgang mit Vergleichen, Metaphern und anderen rhetorischen Figuren. Natürlich sprechen auch Politiker bildhaft. Dann aber oft auf eine etwas einfältigere Art und Weise, wie dies Peer Steinbrück mit seiner Indianermetapher bewies. Bärfuss nahm in seinem Text die Idee auf, Schweizer seien Wilde (so etwas wie Indianer). In seinen «Drei Erinnerungen an einen Staat» spricht der Erzähler vom Bankgeheimnis und der damit verbundenen Diskretion in Geldangelegenheiten als Ausdruck einer spezifisch «schweizerischen Schwindungssucht, einem Verlangen in der Landschaft zu verschwinden». Die Natur (die Berge!) sei die eigentliche Kultur unseres Landes. Wer interessiert sich schon für Schweizer Geschichte oder gar Schweizer Musik?

Richers Figur, Herr R., behauptet, es liege jedem Schweizer im Blut, sein Land auf vernünftige Weise zu lieben. Die symbolische Einheit der Schweiz gründe allerdings seit jeher einzig auf Wirtschaft, Geld und Gewinn. Warum also all die Entrüstung über die Ereignisse der letzten Monate?

Laut Bärfuss liess unsere Kapitulation vor den Amerikanern erkennen, dass es in der Schweiz ein Notrecht gibt, das alle demokratischen Verfahren aushebelt. Verfahren, die bei der Durchsetzung eines Kulturförderungsgesetzes Einsatz finden und eine Vorlage so lange durchnudeln, bis so wenig davon übrig bleibt, dass alle Parteien sich damit einverstanden erklären können.

Kompromissgeschädigt

In Bärfuss’ Erinnerungen sind die Schweizer kompromissfreudige (oder kompromissgeschädigte) Wesen und die Politiker «institutionelle Eunuchen», welche im Dienste des Staates ihre Meinung verleugnen. Sie machen die Trägheit aus, die unsere Politik bis vor einigen Monaten prägte.

Mit der Finanzkrise sind andere Zeiten angebrochen. So sagt auch Frau V. in Richers Text: «Vergessen Sie Begriffe wie ?Staat? oder ?nationale Souveränität?, die sind längst veraltet. Relikte aus einer toten und längst begrabenen Zeit.»

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