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Behinderten-Institutionen schlagen Alarm

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Das Zeugnis von Raphaël Broye, Vater des 19-jährigen, schwerbehinderten Quentin, stimmt nachdenklich: 14 Jahre lang besuchte Quentin die Sonderschule Buissonnets im Freiburger Schönbergquartier. Er sitzt im Rollstuhl, sieht nicht gut und kann sich nur mithilfe eines elektronischen Hilfsmittels ausdrücken. Eineinhalb Jahre vor Quentins Volljährigkeit informierte das Buissonnets die Eltern, dass sie für Quentin eine passende Institution für die Zeit nach der Schule suchen müssen. «Meine Frau und ich haben sofort begonnen und fünf Institutionen im Kanton besucht. Als wir Quentin anmelden wollten, wurde uns klar: Kein einziger Platz ist frei. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich nicht stolz war, Freiburger zu sein.»

Raphaël Broye berichtete gestern an einer Pressekonferenz der Freiburgischen Vereinigung der spezialisierten Institutionen (Infri) in Freiburg von seinen Erfahrungen. Diese hatte die Medien eingeladen, um auf den Mangel an Plätzen in Heimen, Werkstätten, Tagesstätten und Wohnungen für Menschen mit einer Behinderung und Beeinträchtigung aufmerksam zu machen.

 Die Eltern von Quentin Broye sind mit ihrem Schicksal nämlich nicht alleine. «Wir haben während 31 Monaten 67 Leute getroffen, zwölf Briefe geschrieben, an 18 Sitzungen teilgenommen und mit dem Auto 650 Kilometer zurückgelegt, bis wir eine Lösung für Quentin fanden», sagte Raphaël Broye. «Zuerst dachten wir, dass Quentin halt ein besonders komplizierter Fall ist. Aber bald merkten wir, dass noch viele andere Eltern in der selben Situation sind. Und nicht alle hatten das Glück, einen Platz zu finden.»

Quantität und Qualität

Als der Kanton die Planung für die Jahre 2012 bis 2016 machte, stellte er fest, dass es rund 150 zusätzliche Plätze für Menschen mit Behinderung oder einer Beeinträchtigung brauchen wird. Aus Spargründen entstand in den letzten fünf Jahren aber nur etwa die Hälfte dieser Plätze, wie Oliver Spang, Generalsekretär von Infri, gestern darlegte. Letztes Jahr eskalierte die Situation: «Ende 2014 haben wir der Regierung signalisiert, dass es im Herbst 2015 einen Mangel geben wird. Doch sie zögerte.» In der Folge schlossen sich Eltern zusammen und machten Druck. Im Juni habe der Kanton «notfallmässig» 25 Plätze eröffnet. «Aber so darf es nicht weitergehen», sagte Spang.

Leiter von Werkstätten und Heimen sagten gestern, dass es nicht nur um die Anzahl der Plätze gehe, sondern auch um deren Qualität. «Die Plätze müssen auf die Bedürfnisse der Menschen angepasst sein», sagte Charles Butty von der Fondation Handicap des Glanebezirks. Auch die Überlastung schränke die Qualität ein: Viele Werkstätten beschäftigten mehr Menschen, als sie mit ihrem Personal eigentlich dürften. Zudem führe die Situation dazu, dass die Betroffenen «ewige Kinder» blieben: Einige müssten länger in den Sonderschulen bleiben als nötig, oder die Eltern betreuten sie zu Hause.

Planung gefordert

 «Wir wollen nun die Bevölkerung und die Freiburger Parlamentarier informieren, damit sich die Ereignisse von letztem Jahr nicht wiederholen», sagte Ursula Schneider Schüttel, Präsidentin von Infri. Die Lage werde sich weiter zuspitzen, wenn nichts geschehe: Bis 2018 werden 90 junge Menschen die Sonderschulen beenden und auf Plätze angewiesen sein. «Es wäre schade, diese nach der Sonderschule nicht mehr angepasst zu betreuen. Schliesslich investieren wir viel in deren Schulbildung», sagte André Schneuwly, Co-Geschäftsleiter der Stiftung Applico im Sensebezirk.

Dadurch, dass auch Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung immer älter werden und die Bevölkerung weiter wächst, wird es zusätzlich etwa 30 Plätze brauchen, also rund 120 Plätze in den kommenden drei Jahren. Laut Infri wird dies 35 zusätzliche Vollzeitstellen für ausgebildetes Personal nötig machen, was 3,5 Millionen Franken Lohnkosten entspricht. Zusätzlich sind Investitionen in die Infrastruktur nötig.

Von der Kantonsregierung fordert Infri nun Folgendes: Sie solle realistisch planen, die Bedürfnisse nicht unterschätzen und entsprechend Mittel zur Verfügung stellen. Auch der Grosse Rat solle der gesetzlichen Verpflichtung nachkommen und eine kohärente Behindertenpolitik unterstützen.

Kanton: Staatsrat hat Plätze bewilligt

G esundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre (SP) hat gestern in einer Mitteilung Stellung genommen zu den Anliegen von Infri. Sie verstehe die Besorgnis einiger Eltern behinderter Jugendlicher, heisst es. Der Kanton habe aber schon gehandelt: Zwischen 2009 und 2015 stieg die Anzahl Plätze laut Gesundheitsdirektion in Lebensstätten von 787 auf 848, in den Werkstätten von 1102 auf 1162 Plätze. Eine Analyse zeige, dass es bis 2018 rund 100 Plätze mehr für Menschen mit einer geistigen Behinderung brauche; im Bereich physische und psychische Behinderung würden die Bedürfnisse analysiert. Die Gesundheitsdirektorin schreibt, dass der Staatsrat Plätze bewilligte: für 2016 acht Plätze in Wohnungen und fünf Plätze in Tageszentren sowie 14 Plätze in Heimen mit Beschäftigung und 16 Plätze in Werkstätten für 2017. mir

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