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Eine schrecklich nette Familie

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Sie fliegen nicht, sie trinken nicht, sie essen kein ausländisches Gemüse und haben Angst vor Plastik und Handystrahlen: Die namenlose Bilderbuchfamilie im Bühnenstück «Der Chinese» ist grotesk perfekt. «Diese Familie spiegelt gewisse gesellschaftliche Entwicklungen in der heutigen Schweiz wie etwa den Öko-Wahn wieder», erklärt Peter Bamler im Gespräch mit den FN. Der Regisseur bringt ab nächster Woche die hoch­aktuelle Komödie mit der Bühne Schwarzenburg zur Aufführung (siehe Kasten). Das moderne Stück passe gerade wegen seiner satirischen Ausprägung zur sonst eher auf traditionelle Stoffe reservierten Theatergruppe: «Es ist zwar kein Gotthelf, aber es ist durch und durch schweizerisch», so Bamler.

Des Schweizers Utopia

Dabei stammt das Schauspiel ursprünglich aus der Feder des Deutschen Schriftstellers Benjamin Lauterbach. 2012 in Darmstadt uraufgeführt, wurde das Stück bereits 2017 erstmals vom Theater Biel Solothurn vor Schweizer Publikum gezeigt. «Unsere Version ist trotzdem eine Uraufführung», sagt Bamler. Denn das Stück ist im Schwarzenburger Junkernkeller erstmals in der neuen schweizerdeutschen Übersetzung von Laurenz Suter zu sehen. Die teils betont urchig-berndeutschen Dialoge («Heiterefahne») sollen das Stück in den ländlichen Kontext des Spielortes überführen. Auch darüber hinaus hat es Bamler subtil an den Aufführungsort angepasst: «Der Chinese» spielt in einer Schweiz der nahen Zukunft, in der die Gesellschaft die Digitalisierung überwunden hat, im Einklang mit der Natur lebt und sich ganz auf traditionelle Werte zurückbesonnen hat. In diesem helvetischen Utopia lebt das Ehepaar Andreas (gespielt von Tristan Genovese) und Rebecca (Cornelia Grobbauer) mit seinen beiden Kindern Maria-Lara (Lea Hürst) und Nico (Simon Meier). Die Familie verkörpert den Ordnungs­fanatismus und Öko-Wahn der Zukunftsschweiz perfekt, weshalb sie von der Regierung für ein aussergewöhnliches Experiment ausgewählt wird: Ein Beamter der chinesischen Regierung soll eine Weile bei der Familie leben, um von den Vorzeigeschweizern zu lernen. Denn während die Schweiz der Zukunft aufblüht, befindet sich China im Niedergang begriffen. Ein paar Tipps von den Eidgenossen dürften dem Reich der Mitte also mehr als nützlich sein.

Hinter dem Gartenzaun

Die Kulturbegegnung beginnt beschaulich: Man isst zusammen, tauscht sich aus, und es werden Geschenke verteilt. Die Kinder finden Gefallen an Herrn Ting, dem netten Chinesen. Doch bereits nach wenigen Stunden beginnt die Fassade der ach so perfekten Schweizer Familie langsam zu bröckeln. Im wachsenden Konflikt mit den Erwartungen des fern­östlichen Besuchers tun sich Abgründe auf. Die utopische Schweiz stellt sich als totalitären Überwachungsstaat heraus – als Öko-Diktatur, die sich mit einem riesigen Gartenzaun vom Rest der Welt abgeschottet hat. Die ständig grinsende Bilderbuchfamilie wird zur fremdenfeindlichen Horrorsippe, und auch der zunächst freundliche Gast aus China scheint Übles im Schilde zu führen. Was genau, bleibt geheim – genauso geheim wie das rätselhafte Experiment, an dem der exzentrische Vater der Familie in seinem Keller arbeitet. «Das Stück strotzt vor satirischer Überzeichnung und grotesken Situationen», sagt Peter Bamler. «Es ist ein Spiel mit Stereotypen und mit der Angst vor dem Fremden.»

Ein dunkles Märchen

Als sich in der zweiten Hälfte des Stücks die Ereignisse überschlagen, wird das Schauspiel endgültig zu einer gesalzenen Satire auf die kleinbürgerliche Schweiz und zu einer Parabel von der Rolle der traditionsbewussten Eidgenossen in einer globalisierten Welt. Um die gesellschaftskritische Botschaft noch weiter zuzuspitzen, haben Bamler und seine Schauspieler das Stück für ihre Zwecke etwas umgeschrieben. Mit der neuen Variante beweist die Laiengruppe einen Hang zum Surrealen. «Wir wollten es noch ein wenig radikaler werden lassen», sagt Bamler. Vor allem der Schluss stamme nun ganz aus der Feder der Bühne Schwarzenburg. «Wir haben das Stück in ein dunkles Märchen verwandelt», erklärt der Regisseur. Die neue Ver­sion des «Chinesen» feiert seine Premiere heute in einer Woche. Was genau die Besucher er­wartet, will Bamler bewusst noch nicht durchsickern lassen. Doch so viel sei gesagt: Es wird bitterböse.

Junkernkeller, Junkerngasse 13, Schwarzenburg. Aufführungen vom 12. April bis 12. Mai. Infos: www.buehne-schwarzenburg.ch

«Das Stück strotzt vor satirischer Überzeichnung und grotesken Situationen. Es ist ein Spiel mit Stereotypen.»

Peter Bamler

Regisseur

Zum Verein

Laientheater mit gewissem Anspruch

Die Bühne Schwarzenburg ist 2014 aus der Fusion von zwei traditionsreichen Laientheatern hervorgegangen. Während sich die Gruppe «Junkere Bühni» seit 1990 mit anspruchsvollen Stücken im Schwarzenburger Junkernkeller einen Namen machte, spielte die «Freilicht­bühne Schwarzenburg» an ausgefallenen Orten wie etwa der Klosterruine Rüeggisberg. Die Bühne Schwarzenburg will beide Traditionen miteinander vereinen und spielt nun abwechselnd eine Freilicht­inszenierung und ein Stück im Junkernkeller. 2016 stand dort die Produktion «Blütenträume» über einen Flirtkurs für Singles auf dem Programm. Das Heimatdrama «Geierwally» wurde letzten Sommer als Freilichttheater auf der sogenannten «Bühne in der Thuja­hecke» aufgeführt. Die 19 Vorstellungen des Stücks besuchten rund 3200 Personen. Mit der Produktion «Der Chinese» bringt der Verein in diesem Jahr ein Kammerspiel mit nur fünf Schauspielern auf die Bühne.

lr

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