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«Weder glücklich noch traurig»

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Morgen wird in Mühleberg Schweizer Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal wird ein Atomkraftwerk vom Stromnetz genommen. Seit Monaten wird über dieses Ereignis berichtet, Analysen und Reportagen über die bevorstehende Abschaltung füllen die Zeitungen und Zeitschriften des Landes. Nur die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde Mühleberg scheint das nicht gross zu kümmern. «Ich war selbst ein wenig überrumpelt von den vielen Medienanfragen, die ich in der letzten Zeit erhalten habe», erzählt Gemeindepräsident René Maire im Gespräch mit den FN. Sogar aus dem Tessin und der Romandie seien Medienleute gekommen, und morgen wird das Schweizer Fernsehen in einer Liveschaltung das Ereignis dokumentieren.

Stilllegung kümmert sie nicht

Die BKW, die das Atomkraftwerk betreibt, sei schon lange in Mühleberg präsent, zuerst mit dem Wasserkraftwerk, dann mit dem Atomkraftwerk. «Das AKW war für uns der Alltag», sagt Maire. Man habe im Dorf eigentlich nie Angst gehabt um die Sicherheit und hatte Vertrauen in das Werk.

Mit der Abschaltung habe man sich auch abgefunden. «Ich bin nicht wirklich traurig aber auch nicht überglücklich, dass das Kraftwerk nun stillgelegt wird.» Er sehe das ganz pragmatisch. «Diese Sache berührt mich emotional nicht wirklich». In der Gemeinde würden das die meisten Leute ähnlich sehen.

Einzig als die BKW den Beschluss zur Stilllegung gefasst habe, hätten ein paar Leute mit dem Entscheid gehadert. Vor allem Bürger der älteren Generation und Personen, die dort gearbeitet hätten, waren damit nicht einverstanden. «Die Leute, die den Aufbau des Atomkraftwerks miterlebt hatten, waren damals schon stolz, dass das in ihrer Gemeinde geschehen war. Es war etwas Neues, etwas Spektakuläres und Faszinierendes.» Die Atomenergie wurde in dieser Zeit als Lösung für das Energieproblem angesehen. Erst kürzlich sei ihm wieder eine Broschüre aus der Zeit der Inbetriebnahme des AKW in die Hand gekommen, erzählt Maire. Damals habe man die Kernkraft als Zukunftslösung angepriesen.

Man sieht das AKW kaum

Im Grossen und Ganzen hätten sich die Mühleberger jedoch längst damit abgefunden, dass «ihr AKW» bald abgebaut werde. Denn obwohl die Geschichte der Gemeinde eng mit dem Kernkraftwerk verknüpft ist und der Schweizer Normalbürger beim Wort «Mühleberg» sofort an ein Atomkraftwerk denkt, identifizieren sich die Bürger dieser rund 3000 Einwohner zählenden Gemeinde nicht einzig nur darüber. Das mag auch daran liegen, dass man vom Dorf aus das AKW gar nicht sieht, mutmasst Maire. «Man muss schon sehr nah dran sein, um das Kraftwerk überhaupt zu sehen. Es liegt nämlich ein wenig versteckt im Aaregraben.» Hinzu komme, dass das AKW keinen Kühlturm besitze wie beispielsweise dasjenige in Gösgen und daher auch keine Dampfschwaden aufsteigen.

Geldgeber verschwindet

Mit der Stilllegung des Atomkraftwerks falle eine wichtige Einnahmequelle der Gemeinde weg, sagt der Gemeindepräsident. «Das muss man schon sagen.» Denn die Gemeinde habe jahrelang finanziell vom Betrieb des Kraftwerks profitiert. Zu den 600 000 Franken Liegenschaftssteuern, die jedes Jahr in die Gemeindekasse gespült wurden, seien je nachdem noch Gewinnsteuern der BKW hinzugekommen. Davon habe die Gemeinde je nach Jahr bis zu mehreren Hunderttausend Franken erhalten. Die flächenmässig grosse Gemeinde habe durch die gute Finanzlage ein weites Strassennetz sowie Wasser- und Abwasserleitungen und Schulen bauen und erhalten können.

Um die fehlenden finanziellen Mittel in der Gemeindekasse kompensieren zu können, hat die Gemeinde vor drei Jahren vorsorglich den Steuerfuss auf 1,45 Punkte erhöht. Zuvor gehörte die Steueranlage mit 1,25 zu den tiefsten im Kanton Bern. «Für die nächsten paar Jahre wird ein Steuersatz von 1,45 reichen. Aber längerfristig wird der Steuerfuss wohl noch um zwei Zehntel angehoben werden müssen.» Dies sei wohl spätestens im Jahr 2027 der Fall. Damit hätte Mühleberg un­gefähr den gleichen Steuersatz wie die umliegenden Ge­meinden.

Eine attraktive Wohngemeinde

Dass wegen einer Steuererhöhung die Gemeinde an Attraktivität einbüsse und gar Bürger abwandern, glaubt Maire nicht. Im Gegenteil: «Die Gemeinde ist der Stadt Bern sehr nahe sowie dem Westside.» In zwanzig Minuten sei man mit dem Auto in der Stadt. Zudem sei die Lebensqualität hoch. So diene die Natur in der Gemeinde als Naherholungsgebiet für die Stadtberner.

Bürger haben andere Probleme

Dass «Mühleberg» wohl noch lange mit dem Atomkraftwerk in Verbindung gebracht werde, ist sich der Gemeindepräsident bewusst. «Das ist wohl Teil der Identität der Gemeinde.» Für die Mühleberger selber war die Tatsache, dass sich in ihrer Gemeinde ein AKW befindet, jedoch nur zweitrangig und nichts Besonderes. «Die Leute hier haben andere Sachen, die sie beschäftigen. Momentan sind sie nicht hauptsächlich wegen der Stilllegung des AKWs besorgt, sondern wegen der geplanten BLS-Werkstätte im Kleinforst.»

Sowieso wird das AKW nach der morgigen Stilllegung nicht sofort verschwinden. Sukzessive wird das Kraftwerk von innen nach aussen abgetragen. Erst im Jahre 2034 soll alles fertig abgebaut und das Areal neu genutzt werden.

«Die Stilllegung des Kraftwerks berührt mich persönlich emotional nicht wirklich.»

René Maire

Gemeindepräsident Mühleberg

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