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Berset und die Diplomaten bei den Schleiereulen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Staunend standen sie um die jungen Schleiereulen in Richterwil und beobachteten, wie die flauschigen, kleinen, unwiderstehlich süssen Dinger beringt wurden: Diplomaten aus aller Herren Länder, die Afrikaner in ihren farbenfrohen traditionellen Gewändern, andere in Anzug und Krawatte. Begeistert waren sie alle.

In Bussen und Limousinen

Und dies mit gutem Grund. Seit über zehn Jahren werden die jungen Schleiereulen auf dem Hof der Familie Jungo beringt. Doch dieses Jahr stand die Aktion unter einem ganz besonderen Stern. Im Rahmen seines Jahresausflugs nahm nämlich das diplomatische Corps daran teil, also sämtliche Botschafter anderer Länder in der Schweiz mit ihren Gattinnen. Entschuldigt hatten sich nur wenige, somit umfasste die Festgemeinde, die von Bundespräsident Alain Berset (SP) und seiner Gattin Muriel Zeender Berset empfangen wurde, gegen 180 Personen. Auch Bischof Charles Morerod gab sich die Ehre. In drei grossen, zweistöckigen «Edelline»-Bussen und schwarzen Limousinen reiste die versammelte Diplomatie an, eskortiert von der Polizei und begleitet von Sicherheitspersonal. Und so herrschte im beschaulichen Richterwil einen Nachmittag lang regelrechter Belagerungszustand.

Professor Alexandre Roulin von der Universität Lausanne nutzte die Gelegenheit, die Diplomaten mit seinem Projekt ­«Eulen für den Frieden» (siehe Artikel unten) bekannt zu machen. «Dieser Tag ist eine unglaubliche Chance, eine Gelegenheit und eine Plattform», so Roulin. «Auch der Bundespräsident kann auf diese Weise unsere Friedens-Message sowie unser Konzept von ‹Wissenschaft für die Diplomatie› kennenlernen. Denn die Eule hat keine politische oder wirtschaftliche Implikation. Sie ist ein Wildtier. Auch die Menschen im Nahen Osten verstehen dies so. Vielleicht kann die Eule als Friedenssymbol sogar eines Tages die Taube ersetzen.»

Über Grenzen hinweg

Die Präsentation dauerte insgesamt etwa anderthalb Stunden und wurde mit Unterstützung des Bundes realisiert. Zunächst legte Roulin im Rahmen einer kleinen Präsentation die grossen Linien des Projekts dar. Danach gab es vier Posten. Beim ersten wurden die Jungeulen präsentiert und beringt, wobei auch Doktoranden mithalfen. «Es war mir sehr wichtig, auch junge Menschen miteinzubeziehen», so Roulin.

Der zweite Posten war dem Nahen Osten gewidmet. Die Mit­initiatoren des Projekts, Professor Yossi Leshem von der Universität Tel Aviv, der jordanische General a.D. Mansour Abu Rashid sowie ein Palästinenser, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollte, präsentierten dort das Projekt «Eulen für den Frieden». «Wir haben sogar ein israelisches Eulenmännchen, das sich mit einem jordanischen Weibchen gepaart hat, woraus sieben Küken entstanden sind», sagte Leshem. «Als ich dies im israelischen Parlament, der Knesset, erzählte, fragte mich unser Religionsminister scherzhaft, ob die Küken denn nun Juden oder Muslime seien …»

Am dritten Posten präsentierte Roulin sein Projekt der «Wissenschaft für die Diplomatie», das laut Roulin «die Kraft der Schweiz im Einsatz für den Frieden» zeigen soll. Der vierte Posten schliesslich zeigte die Wichtigkeit von Emotionen. Der Künstler Laurent Willenegger, der ein Buch von Roulin illustriert hat, malte dort die Eulen.

«Dieses Projekt ist eine wunderbare Art, Menschen über die Grenzen hinaus zusammenzubringen», schwärmte der israelische Botschafter Jacob Keidar, «gerade im Bereich der Landwirtschaft, der für uns sehr wichtig ist.» Seine bulgarische Amtskollegin Meglena Plugtschieva sprach ebenfalls von einem «sehr bereichernden Tag, der uns diese für viele noch recht unbekannten Tiere nähergebracht hat». Und auch der albanische Botschafter Ilir Gjoni lobte dieses «sehr interessante Umweltprojekt« und wünschte sich gar eine Eule statt des bisherigen Adlers für sein Berner Büro. Wolfgang Amadeus Brülhart, Chef der Abteilung Mittlerer Osten und Nordafrika beim Aussendepartement, hält «Eulen für den Frieden» ebenfalls für «sehr wichtig für die Re­gion». Und auch gemäss Alain Berset sollte man «die Wirkung einer solchen Aktion für den Friedensprozess nicht unterschätzen». Denn sie bringe die Menschen zusammen.

Abschluss in Freiburg

Abgerundet wurde dieser ganz spezielle Tag durch einen Besuch im Freiburger Espace Jean-Tinguely–Niki-de-Saint-Phalle sowie einem Apéro und einem Nachtessen im Grenette-Saal. Hier stiess auch Bundesrat Ignazio Cassis (FDP) zur Festgemeinde. Er hätte eigentlich schon in Richterwil dabei sein sollen, musste aber kurzfristig passen, da die gestrige Bundesratssitzung länger als erwartet dauerte.

 

Er bringt «Wissenschaft für die Diplomatie» ins Jordantal

 

Das Projekt «Eulen für den Frieden», das gestern dem Bundespräsidenten Alain Berset (SP) sowie dem diplomatischen Corps in Richterwil präsentiert wurde (siehe Artikel oben) stellt ein wirklich aussergewöhnliches Konzept dar, das Ökologie mit Diplomatie verbinden will.

Es geht darum, im Grenzraum zwischen Israel, Jordanien und den Palästinensergebieten Eulennester zu etablieren. Zwischen 3000 und 4000 Bauern nehmen gegenwärtig an diesem Projekt teil. Stellenweise befindet sich in der Region alle 300 Meter ein ­Eulennest.

Die Initiatoren sind Alexandre Roulin, Biologieprofessor an der Universität Lausanne, der jordanische General Mansour Abu Rashid sowie ein Palästinenser, dessen Name Roulin aus Sicherheitsgründen nicht nennen möchte. Involviert sind aber auch Naturschutzverbände.

 

Wie kamen Sie auf die Idee, Biodiversität und Frieden verbinden?

Die Bauern benutzen Gift, um Mäuse zu töten. Und das gefährdet die Umwelt. Das Jordantal, wie ich es nenne, befindet sich in dieser Hinsicht in einer dramatischen Situation. Da es sich am Schnittpunkt dreier Kontinente befindet, ist die Biodiversität dort besonders gross. Jeden Frühling und Herbst fliegen 500 Millionen Zugvögel vorbei. Und das ökologische Problem der Gift-Benutzung müssen wir an der Basis lösen. Wir müssen die Bauern zum Mitarbeiten motivieren.

Wieso arbeiten Sie dabei grenzüberschreitend?

Das Problem ist: Die Natur kennt keine Grenzen. Das ökologische Problem in einem Land zu lösen, reicht nicht. Auch die Nachbarländer müssen in einem regionalen Ansatz miteinbezogen werden.

Wie hat das Ganze begonnen?

Angefangen habe ich bereits im Jahr 1983. Das Projekt stellt also eine wahre Marathonleistung dar. Mein israelischer Freund, Professor Yossi Leshem, hat das Projekt dann im Jahr 2000 in seinem Heimatland auf eine nationale Ebene erhoben. 2002 begann die Kooperation mit Palästinensern und Jordaniern.

Die Mentalität ist dort aber sicher nicht gleich wie in der Schweiz?

Nein. Auch gibt es grosse Unterschiede zwischen der arabischen und der jüdischen Welt. Eulen gelten dort als Unglücksbringer. Das war allerdings bei uns vor 60, 70 Jahren auch noch so.

Woher stammt Ihr persönliches Interesse an Eulen?

Bereits 1990 habe ich als Amateur-Ornithologe angefangen, mit Eulen zu arbeiten. 1994 habe ich dann meine Passion zum Beruf gemacht und bin seither als Professor und Forscher tätig.

Wie erleben Sie die friedensstiftende Kraft dieses Projekts?

Während eines etwa zweijährigen Forschungsaufenthalts traf ich 2007 Yossi Leshem an einem Kongress wieder. Daraufhin kam es zu einem Treffen mit Israeli, Palästinensern und Jordaniern, bei dem es um das Thema Eulen ging. Und es war sehr beeindruckend, die Vertreter der drei Nationen zusammen reden zu sehen. Das gefiel mir, und ich begriff: Die Neutralität der Schweiz geniesst weltweit höchsten Respekt. Darüber hinaus ist aber auch die Wertschätzung aller drei Seiten als Freund nötig. Die kam erst mit der Zeit.

Wie gelangte die Idee dann auf das politische Schweizer Parkett.

Das war ab 2012. Mein Freund beim zuständigen Staatssekretariat, Philippe Roche, fand die Idee genial. Daraufhin bekam ich ein dreijähriges Budget für eine Koordinatorenstelle. So begann «Eulen für den Frieden» auch eine diplomatische Plattform zu werden. Ich nenne diese Art der Tätigkeit «Wissenschaft für die Diplomatie». Wichtig ist, dass sie von der Basis ausgeht und nicht im Top-down-System verordnet wird. Das Zentrale ist: Die Menschen im Nahen Osten interessieren sich für konkrete Projekte. Ich kann nicht einfach einem Palästinenser sagen: «Ich stifte Frieden.» Das würde am Ziel vorbeischiessen. Die Idee von «Eulen für den Frieden» aber ist so simpel, dass sie jedermann verstehen kann.

Wie hat sich das Ganze in der Schweiz dann weiter etabliert?

Eine wichtige Rolle spielte der Verantwortliche des Genfer Zentrums für Sicherheitspolitik. Er hielt das Ganze zunächst für etwas überraschend, aber dennoch sehr interessant. Und so waren für uns die Türen auch dort offen. Dann kam das World Economic Forum in Davos dazu. Nicht zuletzt hat uns auch der ehemalige Armeechef Chris­tophe Keckeis unterstützt ebenso wie der Schweizer Botschafter in Israel, Jean-Daniel Ruch.

 

Sie sind aber nicht als Verein konstituiert?

Nein, auch nicht als Stiftung. Es gibt nirgendwo ein «Eulengebäude».

Ist es denkbar, das Projekt auf andere Regionen der Welt zu erweitern?

Momentan ist das nicht geplant. Eine Inspirationsquelle könnte es aber sein. Momentan läuft in Genf eine Aktion, wo Kinder Vorschläge für ein Projekt der Friedensförderung zwischen Nord- und Südkorea machen sollen.

Was ist Ihr Ziel in der Schweiz?

Eine andere Vision des Nahen Ostens zu vermitteln. Die Leute sind etwas müde von dem, was sie seit Jahren im Fernsehen sehen und wollen auch einmal eine Alternative präsentiert bekommen.

Ihr Projekt finanziert sich vor allem über Spenden. Was sind Ihre nächste Ziele?

Weitermachen auf dem gleichen Feld. Ein Ziel ist sicher, die Schweiz auf die Karte des Nahen Ostens zu bringen. Ausserdem möchte ich gerne die Arbeit in Palästina und Jordanien weiter vertiefen. Es gilt, weitere Kooperationen zu schaffen und Freundschaften zu entwickeln. Auch das Thema Bildung ist sehr wichtig. Letztlich geht es um die Vernetzung von ökologischen und diplomatischen Erfahrungen sowie um den fortdauernden Kampf für den Erhalt unserer Umwelt. Langsam fängt die Aktion auch an, in der Schweiz sichtbar zu werden. Wir brauchen aber noch mehr Unterstützung der Bevölkerung. Im Nahen Osten ist indes weiterhin Vorsicht geboten.

Wieso?

Es ist eine sehr sensible Region. Ich kenne Israel, Jordanien und die Palästinensergebiete sehr gut. Die Menschen dort sind eigentlich sehr herzlich, irgendwie aber auch resigniert. Freundschaften muss man in kleinen Schritten aufbauen.

www.owlforpeace.org

Zur Person

«Ich lebe meine Passion»

Der 50-jährige Alexandre Roulin ist Professor an der Universität Lausanne. Er stammt ursprünglich aus Rueyres-les-Prés im Broyebezirk, ist aber in Payerne aufgewachsen. «Ich habe mich freilich immer mehr als Freiburger gefühlt», sagt er. Der Ornithologe ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Auf seine Hobbys angesprochen, sagt er: «Meine Passion sind die Eulen. Das begann schon vor der Mittelschulzeit und war meine eigentliche Motivation, das Gymnasium und die Universität zu besuchen. Ich lebe meine Passion.»

jcg

 

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