Der Bau ist idyllisch am Rand von Laupen nahe dem Wald gelegen. Anfang 1991 zogen die ersten Bewohner ein. Diesen Sommer feiert das Betagtenzentrum Laupen sein Jubiläum. In den 25 Jahren hat sich das Zuhause für ältere Menschen stetig weiterentwickelt. Seit 1999 ist das Zentrum ein reines Pflegeheim. Die Verantwortlichen leisteten Pionierarbeit: Das Betagtenzentrum Laupen nahm sich bereits 2001 als eines der ersten Pflegeheime in der Schweiz der Palliative Care an. 2004 erfolgte die Zertifizierung durch die Caritas Schweiz. In den darauffolgenden Jahren machte sich das Pflegeheim in diesem Bereich einen Namen; andere Institutionen interessiert das Konzept aus Laupen bis heute. 2010 legte der Bund mit seiner Strategie den Grundstein für die schweizweite Palliative Care. Unter dem Begriff sind alle Massnahmen zu verstehen, die das Leiden unheilbar kranker Menschen lindern.
«Es geht uns darum, dass das Leben bis am Schluss lebenswert ist und dass man auch sterben darf», sagt Werner Egloff, der Direktor des Zentrums, im Gespräch. Egloff arbeitet seit 1992 für das Pflegeheim und ist massgeblich an der Schwerpunktsetzung auf Palliative Care beteiligt. «Das gesamte Personal des Zentrums besuchte einen Grundkurs zu der Thematik», erklärt Egloff, «also auch die Mitarbeitenden der Hotellerie und jene des technischen Dienstes.» Denn palliative Pflege beinhalte weit mehr als die Verabreichung von Schmerzmitteln: «Palliativ heisst nicht nur, Morphium zu geben», so Egloff, «denn anders als in der Akutmedizin verlaufen Krisen in Pflegeheimen oft wellenförmig.» Mal geht es dem Patienten gut, am nächsten Tag sieht es ganz anders aus. Ein Gespräch helfe in bestimmten Situationen oft mehr als ein Medikament.
«Das Gespräch sollte als therapeutische Massnahme anerkannt werden», so Egloff. «Und auch ein schöner Park und Tiere tun gut.» Im Park hüpfen Zwerggeissli fröhlich von Stein zu Stein, auch Schafe sind zu sehen. Aus einer Voliere ist fröhliches Vogelgezwitscher zu hören. Und auf der Demenzstation tummeln sich Katzen.
«80 Prozent von Palliativ Care macht die Haltung des Personals gegenüber dem Patienten aus–dass es aufmerksam ist und sich Zeit nehmen kann.» Denn es gehe darum, den Menschen in seiner Ganzheit zu verstehen, fasst Egloff zusammen.
Administration nimmt zu
Wenn sich das Personal im Betagtenzentrum im Sinne der Palliative Care und damit im Sinne des Patienten Zeit nehme für ein gemeinsames Gespräch mit dem Arzt und Angehörigen, werde dies von der Krankenkasse nicht übernommen. «Oder auch wenn sich jemand Zeit nehmen will, um bei einem Sterbenden am Bett zu sitzen.» Das mache die Situation für das Pflegepersonal nicht einfach. «Die administrativen Aufgaben nehmen zu, alles muss dokumentiert sein, sonst bezahlt die Kasse die Leistungen nicht», erklärt Egloff.
«Es ist manchmal frustrierend, wenn das Personal mehr Zeit am Computer als am Bett des Patienten verbringen muss.» Auch ihn persönlich frustriere dies. Es sei ein Kampf mit den Finanzen: «Das Geld reicht nicht für das, was wir gerne machen würden: den Menschen ein würdiges Sterben ermöglichen.»
Für Egloff geht die Diskussion über das Alter in die falsche Richtung: «Überalterung ist ein hässliches Wort.» Der Gesamtvergleich im Gesundheitswesen zeige, dass die Betreuung älterer Menschen im einstelligen Prozentbereich liegt. «In der Politik wäre mehr Respekt vor dem Alter angebracht.»
Individuelle Einrichtung
Die Leitung des Betagtenzentrums Laupen pflegt eine Kultur der offenen Tür, wie Egloff betont. Fritz Schwegler, Präsident des Gemeindeverbands Betagtenzentrum Laupen, nickt: «Wir sind offen für neue Ideen, Anregungen und Wünsche, sowohl vonseiten der Bewohner und des Personals als auch vonseiten der Angehörigen.» Im Betagtenzentrum Laupen sind die Besuchszeiten frei, und seit 2001 ist es möglich, das Zimmer mit eigenen Möbeln auszustatten. «Nur das Bett ist vorgegeben», erklärt Egloff.
Das Problem, dass die Bewohner zu viele Gegenstände aus ihrer bisherigen Wohnung in das Zimmer mitnehmen wollten, hätten sie kaum. «Gemeinsam mit den Angehörigen können die Betagten gut einschätzen, was sie mitnehmen können.» Einzig von Teppichen müsste das Personal manchmal abraten–«wegen der Unfallgefahr», sagt Egloff.
Und neben der Einrichtung sei nicht zuletzt auch das Essen ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden: «Es ist wichtig, dass Essen Freude bereitet», betont Schwegler. Deshalb könnten die Bewohner aus verschiedenen Menüs auswählen, und der schönste Raum im Zentrum mit Aussicht auf den Wald sei der Speisesaal: «So dass sich die Bewohner gerne in den Saal aufmachen und auch grad ein paar Schritte gehen».
Werner Egloff unterhält sich mit einer Bewohnerin im Speisesaal. Ein glücklicher Bewohner in seinem Zimmer. Die Gänge sind in unterschiedlichen Farben gehalten.
«Es geht uns darum, dass das Leben bis am Schluss lebenswert ist und dass man auch sterben darf.»
Werner Egloff
Direktor Betagtenzentrum Laupen
«Es ist manchmal frustrierend, wenn das Personal mehr Zeit am Computer als am Bett des Patienten verbringen muss.»
Werner Egloff
Direktor Betagtenzentrum Laupen
Zahlen und Fakten
Ein grosser Arbeitgeber
Das Betagtenzentrum Laupen bietet mit 100 Einzelzimmern ein Zuhause für Menschen, die Pflege benötigen. Dem Zentrum ist ein Spitex-Team angeschlossen. Dieses soll dabei helfen, dass Menschen länger in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Mit 200 Mitarbeitenden gehört das Zentrum zu den grössten Arbeitgebern der Region.emu