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«Abgehackte Hand» mit Eigenleben

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«Abgehackte Hand» mit Eigenleben

Relikt aus dem Kuriositätenkabinett des Museums im Schloss Greyerz

Seit Menschengedenken gehört eine abgehackte Hand zur Sammlung des Schlosses Greyerz. Im Laufe der Zeit hat die Hand ein Eigenleben entwickelt und zu Sagen Anlass gegeben. Jetzt hat eine wissenschaftliche Untersuchung ergeben, dass sie von einer ägyptischen Mumie stammt.

Von ANTON JUNGO

Raoul Blanchard, Konservator des Schlosses Greyerz, kann sich erinnern, wie er schon als Kind beim Besuch des Schlosses Greyerz mit einem gewissen Schauder die «abgehackte Hand» betrachtete. Im Rahmen der Umgestaltung des Museums verschwand die Hand im Depot. «Doch immer wieder wurden wir auf das sonderbare Museumsstück angesprochen», erklärte der Konservator gestern. «Selbst bei Jugendlichen blieb sie bis heute präsent.»

Reliquie oder Diebeshand

Dies ist auch nicht sonderlich erstaunlich. Hatte doch die «abgehackte Hand» die Phantasie der Besucher angeregt und es entwickelten sich zahlreiche Legenden. Raoul Blanchard rief einige davon in Erinnerung. Gemäss der am meisten verbreiteten Version brachten Greyerzer, die im Jahr 1099 am Kreuzzug ins Heilige Land teilgenommen hatten, die Hand als Reliquie oder Talisman zurück. Eine andere Überlieferung stammt aus La Tine im Greyerzer Oberland. Dort trafen im Frühling 1476 – kurz vor der Schlacht bei Murten – 500 plündernde savoyische und burgundische Reiter auf eine Greyerzer Truppe, die vom Grafen Ludwig angeführt wurde. Die Greyerzer gingen siegreich aus der Schlacht hervor. Einem Kämpfer wurde beim Gefecht die rechte Hand abgeschlagen. Als Zeichen des Sieges wurde sie nach Greyerz gebracht und im Schloss aufbewahrt.

Dieb oder schöne Frau?

Die markante Schnittstelle gab Anlass zur Erzählung, die Hand stamme von einem Dieb. Auf frischer Tat ertappt, bezahlte er seine Missetat mit dem Abhacken der Hand. Die langen Finger der Hand liessen aber auch an eine schöne Frau denken. Diese wurde als Hexe verbrannt. Nur die feuergeschwärzte Hand blieb von ihr übrig und wurde aufbewahrt.

Raoul Blanchard wollte genau wissen, was es mit der geheimnisvollen Hand auf sich hat. So bat er im Jahr 2003 Bruno Kaufmann vom anthropologischen Forschungsinstitut in Aesch/BL die Hand wissenschaftlich zu untersuchen. Der Mumien-Spezialist hatte schon die Skelette in den Reliquienschreinen des Freiburger Museums für Kunst und Geschichte untersucht und festgestellt, dass es sich bestimmt nicht um frühchristliche Märtyrer handelt.

Ägyptische Herkunft ist sicher

Wie Bruno Kaufmann gestern ausführte, hat er zuerst die Oberfläche der Hand gereinigt. Bei der Betrachtung unter dem Binokular stellte er fest, dass die Hand ursprünglich bandagiert war. Zu einem unbekannten Zeitpunkt – als das Röntgen noch nicht bekannt war – hatte jemand, der wissen wollte, was unter den Bandagen steckt, versucht, diese zu entfernen. Der Spezialist konnte weiter feststellen, dass die Bandagen mit Teer oder Pech fixiert waren. «Das gab mir sofort den Hinweis auf Ägypten» hielt er fest.

Alle Mumien sind schwarz

Nicht besonders erstaunt ist Bruno Kaufmann darüber, dass die mumifizierte Hand fast schwarz ist. «Alle Mumien sind schwarz oder dunkelbraun. Auch mumifizierte Menschen aus unseren Breitengraden», betonte er. Eine Pigment-Einfärbung ergab aber zusätzlich, dass die Person, zu welcher die Hand einmal gehört hatte, eine dunkle Hautfarbe hatte. Das Geschlecht der Person konnte nicht bestimmt werden. Doch Bruno Kaufmann tippt eher auf eine männliche Person.

Für den Mumien-Spezialisten ist auf jeden Fall klar, dass die «abgehackte Hand» im Schloss Greyerz ägyptischer Herkunft ist. Er wies darauf hin, dass Mumien schon im Mittelalter als Medizin eingeführt wurden. Sie wurden pulverisiert, mit Wein und Honig vermischt und den Kranken verabreicht. Er hält es für möglich, dass das Museumsstück von Greyerz nach dem Ägyptenfeldzug Napoleons hierher gelangt ist. Seine Truppen haben eine Vielzahl von Mumien nach Europa gebracht. Die Schweiz hat gegen 100 Mumien erhalten, die je nach Truppenstärke auf die Kantone aufgeteilt wurden. «Es entstand ein eigentlicher Mumienhandel», weiss Bruno Kaufmann.

Sammelstück im
Kuriositätenkabinett

Die aus Genf stammende Familie Bovy kaufte 1849 das leer stehende Schloss Greyerz und begann es zu renovieren. Die Familie Balland setzte diese Bemühungen ab 1861 fort. Sie gestaltete gemäss Raoul Blanchard mehrere Säle neu, wobei Sagen und Legenden rund um die Grafen von Greyerz als Inspirationsquelle dienten.

Im Erdgeschoss des Bergfrieds wurde zudem ein Kuriositätenkabinett eingerichtet, in welchem auch die «abgehackte Hand» gezeigt wurde.

Das Kuriositätenkabinett wurde schon vor langem aufgelöst, wobei die Mumienhand in immer wieder neuen Sammlungen im Schloss auftauchte. Auch jetzt, wo sie einige ihrer Geheimnisse freigegeben hat, fand sie wieder einen neuen Platz. Raoul Blanchard ist überzeugt, dass dies auch seine Berechtigung hat, entwickelte die Hand doch im Laufe der Jahrhunderte ein gewisses Eigenleben im Schloss …

Geschichte und Geschichten im Schloss Greyerz. Geführter Rundgang für Kinder von acht bis 14 Jahren. Auf Anfrage (026 921 21 02 oder chateau@gruyeres.ch) wird das Angebot auch deutschsprachig durchgeführt.

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